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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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versuch doch mal einen Augenblick, die Dinge aus meiner Perspektive zu sehen. Ich wünschte nur … ich … Rede einfach mit mir, Püppchen.« Auf seinem Gesicht lag wieder dieser verwirrte Ausdruck, als versuchte er, mein Gesicht mit meinem Namen zusammenzubringen. Je länger er mich anstarrte, desto schlechter fühlte ich mich.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich versuche immer noch, mich an alles zu gewöhnen.« Ich schüttelte den Kopf und schluckte hinunter, was ich wirklich sagen wollte. »Ich kann die Nachprüfung machen und Zusatzpunkte sammeln. Ich habe noch bis Weihnachten Zeit, meine Noten zu verbessern.«
    Er wusste, dass ich mit etwas hinter dem Berg hielt, aber er sagte nichts, und es war fast ein Segen, als er ging. Ich konnte geradezu hören, wie ihm das Herz brach, konnte die Frustration und die Hilflosigkeit fast sehen, die aus jeder Pore seiner Haut aufzusteigen schienen. Dieser geschlagene Gesichtsausdruck tat mehr weh als jede Ohrfeige und jeder Schlag mit dem Gürtel, und ich ertrug die Tortur ohne ein Wort.
    In der Hoffnung, mich von meinen Sorgen ablenken zu können, tänzelte ich am Samstag zur Arbeit. Doch mit der Fröhlichkeit war es sofort vorbei, als die Chefin mich ins Büro rief. Ich wusste, dass ich mit all den Krankentagen nicht Angestellte des Monats werden würde, aber ich hatte nicht erwartet, dass Linda meine Arbeitszeiten mit der Kettensäge kürzen würde. Sie versicherte mir, dass das nur bis zum Weihnachtsgeschäft so sein würde, aber ich machte mir keine großen Hoffnungen.
    Alicia zeigte mir während unserer Schicht die kalte Schulter. Zwischen den hektischen Phasen beschäftigte sie sich mit allen möglichen Dingen und las noch mal den letzten Band von Der Geist . Aus dem wenigen, das ich aus ihr herausbekam, schloss ich, dass sie die Gerüchte über Maliks und meine Schäferstündchen glaubte und mich gern öffentlich als Ehebrecherin gebrandmarkt hätte. Ich hatte es nicht geahnt, aber offensichtlich fand sie meine Beziehung zu Caleb gut und wünschte sich aus irgendwelchen persönlichen Gründen, dass sie hielt.
    Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so verloren gefühlt, so erschöpft, so allein. Ich vermisste mein Kuchenmonster so sehr. Obwohl nur eine Woche vergangen war, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte, fühlte es sich an wie ein Jahrtausend, und jede Minute dauerte ein Jahr. Ich musste sein Gesicht sehen, sein Haar berühren, seine Haut riechen, ihn atmen hören, ich brauchte nur ein paar Krümel seiner Existenz, um weitermachen zu können.
    Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, kam am Tag vor den Herbstferien, als ich Mia an ihrem Spind stellte. Im Unterricht war sie mir ausgewichen wie immer, indem sie so tat, als würde ich nicht existieren. Als das nicht funktionierte, versuchte sie es mit ihrem berühmten Todesstrahlenblick, der alles Lebendige in Stein verwandeln konnte. Von den anderen Mädchen war ich diesen Blick inzwischen gewöhnt, aber dass mich Mia so ansah, war der letzte Nagel an meinem Sarg.
    »Würdest du bitte mit mir reden?«, bettelte ich. »Ich verstehe nicht, warum du dich so benimmst.«
    Sie schob Bücher in ihren Spind und machte sich nicht die Mühe, mich anzusehen. »Ich benehme mich gar nicht. Du bist doch diejenige, die vergessen hat, wer ihre Freunde sind. Erzähl mal, wie geht’s denn Caleb? Oder bist du Malik Davis schon so weit in den Hintern gekrochen, dass du ihn auch vergessen hast?« Sie hob ihren Blick und schaute auf einen Punkt hinter mir.
    Dort stand Tobias in seinem Malik-Outfit an der Wand, mit einem ausgeblichenen Schulpullover am Körper und einem kleinen, süffisanten Grinsen auf dem Gesicht. Er sah aufmerksam herüber, als könnte er uns über die dreißig Meter hinweg von den Lippen ablesen.
    »Mia, ich betrüge Caleb nicht. Ich mag ja vieles sein, aber ein Flittchen bin ich nicht. Immer ziehst du sofort die falschen Schlüsse, kein Wunder, dass Dougie dich abserviert hat.« Die Worte flogen mir einfach aus dem Mund und verspritzten ihr Gift direkt in Mias Herz. Ich hatte keine Ahnung, wo sie herkamen, aber sobald sie ausgesprochen waren, gab es kein Zurück mehr.
    Mia knallte die Spindtür zu, woraufhin sich alle Köpfe zu uns umwandten. Eine Hand in die Hüfte gestemmt, trat sie auf mich zu und ließ den Drachen von der Leine. »Hör zu, ich weiß, dass du aus unerfindlichen Gründen plötzlich zum Männermagneten mutiert bist. Aber falls es deiner Aufmerksamkeit entgangen sein

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