Camel Club 01 - Die Wächter
Dateien hatten frisiert werden müssen –, zählte keiner von ihnen zu der Kategorie, deren Fotos andauernd in Zeitungen erschienen. Der Jüngste war dreißig, der Älteste zweiundfünfzig; das Durchschnittsalter betrug einundvierzig Jahre. Zwar hatten diese Männer durchaus Erfahrung im Töten, aber nicht die Blutgier trieb sie an. Jeder hatte im Laufe der Jahre in Kriegen oder anderen Konflikten mindestens drei nahe Verwandte verloren. Ein halbes Dutzend hatte infolge gewaltsamer Auseinandersetzungen überhaupt keine Familie mehr. Sie hatten sich aus Motiven freiwillig gemeldet, die sich sehr von denen unterschieden, die als typisch für die des nahöstlichen Terroristen galten. Tatsächlich betrachteten diese Männer sich nicht als Terroristen, sondern als Soldaten. Das war das Verständnis vom »Heiligen Krieg«, auf dem Tom Hemingway beharrt hatte.
»Denkt an eins«, erläuterte Captain Jack seinen Männern. »Während wir hier sitzen und unseren Einsatz planen, sitzen anderswo in einem Saal viel mehr Leute als wir, die sich den Kopf darüber zerbrechen, wie man Leuten wie uns in den Arm fallen kann. Ihr Leistungsniveau ist überragend, also müssen wir besser als überragend sein. Wir müssen perfekt sein.« Er verstummte und stellte zu jedem Einzelnen Blickkontakt her. »Ein einziger Fehler im Ablauf bringt das Ganze zum Scheitern. Ist euch das klar?« In wortloser Zustimmung nickten sämtliche Versammelten. Noch einmal beschrieb Captain Jack die Einzelheiten des Zeremoniells. Dem Heer von Secret-Service-Agenten und örtlicher Polizei standen dicke Handbücher zur Verfügung, die alles enthielten, was man im Zusammenhang mit dem Besuch des Präsidenten wissen und beherzigen musste. Captain Jack und seine Truppe konnten sich keinen derartigen Luxus erlauben. Ein einziges Blatt schriftlicher Aufzeichnungen mochte katastrophale Folgen haben. Deshalb musste alles in- und auswendig gelernt werden. Um Unklarheiten völlig zu vermeiden, wechselte Captain Jack vom Arabischen ins Englisch und zurück, je nachdem, welche Feinheiten es zu vermitteln galt. »Bevor der Präsident einen Fuß in die Ortschaft setzt, trifft eine Vorausgruppe in Brennan ein, um die Fahrt des am besten durchdachten und sichersten Autokorsos der Welt und die Durchführung der Veranstaltung festzulegen. In der Regel besteht der Autokorso aus siebenundzwanzig Fahrzeugen, darunter eine Eskorte der örtlichen Schutzpolizei, ein Road-Runner-Lieferwagen mit Kommunikationsausrüstung, ein Pressewagen, ein VIP-Kleinbus, ein Ambulanzfahrzeug, ein Wagen mit Bewacherteam und zwei Exemplare des ›Ungetüms‹. In einem sitzt der Präsident, im zweiten die Secret-Service-Agenten. Alle Straßen zwischen dem Flughafen und dem Festplatz in Brennan werden vorher gründlich abgesucht und am Veranstaltungstag gesperrt. Auf dem Festplatz wird der Präsident das Podium von rechts betreten und an derselben Seite verlassen. Während der Ansprache steht er in einem kugelsicheren und bombenfesten Glaskasten mit dem Spitznamen Große Schneegans. An der Baumgrenze im gesamten Umkreis werden Scharfschützen postiert sein. Wenn der Präsident sich zu Fuß fortbewegt, ist er ständig an allen Seiten von einer Mauer aus Secret-Service-Agenten umringt. Egal wo der Mann geht oder steht, sein Standort gilt als Todeszone, und der Secret Service nimmt diesen Begriff sehr ernst. Es wird eine große Teilnehmerzahl erwartet; deshalb ist an jedem Fußgängereingang des Festplatzes mit Magnetometern zu rechnen. Wir verfügen über die gleichen Magnetometer, wie der Secret Service sie verwendet, und wir haben sie mit maximaler Detektorleistung getestet.« Er schwieg einen Augenblick. »Schützen, ihr könnt diese Eingänge ohne Sorge passieren«, fuhr er dann fort. »Ihr müsst berücksichtigen, dass der Secret Service auf abweichendes Verhalten achtet, also auf Personen, die nicht in den Kreis der Geladenen passen, bei der Feier inaktiv bleiben und offenkundig niemanden kennen. Weil ihr aus dem Nahen Osten stammt, werden sie bei euch ganz besonders wachsam sein. Sie haben umfangreiche Datensammlungen über Attentäter angelegt, die selbst die kleinsten Kleinigkeiten erfassen. Wie ihr wisst, sind eure Fotos nicht mehr bei den Amerikanern gespeichert, und euer Aussehen hat sich erheblich verändert, deshalb ist das Risiko, dass man euch identifiziert, minimal. Das ist allerdings keine Rechtfertigung irgendwelcher Fahrlässigkeiten. Deshalb werden eure Kleidung und euer Verhalten
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