Camel Club 01 - Die Wächter
oder?«
»Wäre das denn von Vorteil?«
»Schnucki, alle zivilisierten Frauen werfen gefährlichen Männern ihr Höschen hin. Dagegen sind wir machtlos.« Alex grinste, öffnete das Jackett und zeigte ihr seine Dienstpistole. Lucky klatschte in die Hände. »O wie aufregend!«
»He, Lucky, rück dem Mann von der Pelle.«
Lucky und Alex wandten den Kopf und sahen Kate lächelnd in der Tür zum Nebenzimmer stehen. Sie trug einen schwarzen, mittellangen Rock, eine weiße Bluse mit offenem Kragen sowie Sandalen. Alex fiel auf, dass er vorher noch nie ihre Beine gesehen hatte; in der Bar hatte sie immer eine Hose an. Sie drückte Lucky und küsste sie auf die Wange.
»Ich hab mich mit deinem Verehrer unterhalten, während du dich schön gemacht hast, Liebes«, sagte Lucky. »Nicht dass dafür viel Aufwand erforderlich wäre. Ach, es ist einfach ungerecht, Kate. Selbst der beste Schönheitschirurg der Welt könnte mir nicht deine Wangenknochen zurechtschnippeln.«
»Du schwindelst. Lucky Whitney hat den Männern jederzeit den Kopf verdreht, und das gelingt ihr noch heute.«
Lucky lächelte Alex zu. »Also, ich muss gestehen«, sagte sie in ganz scheuem Tonfall, »dieser junge Mann hat mir sein Ding gezeigt. Ich wette, Kate, dass du dieses Vergnügen noch nicht hattest.«
Kate wirkte überrascht. »Sein Ding? Nein, hab ich noch nicht gesehen.«
Mit einer Miene des Entsetzens sprang Alex auf – so hastig, dass er einen Teil des Drinks auf die Couch verschüttete. »Meine Pistole, ich hab ihr bloß die Dienstpistole gezeigt!«
»Ja, richtig, so nennt man das. Pistole«, meinte Lucky mit schelmischem Schmunzeln. »Wo seid ihr denn zum Abendessen?«
»Bei Nathan«, antwortete Kate.
Luckys Brauen zuckten empor. »Bei Nathan?« Sie zeigte Alex einen emporgestreckten Daumen. »Dahin geht sie nur mit Kerlen, die eine echte Chance bei ihr haben.«
KAPITEL 40
»Reuben«, rief Stone aus dem Seitenwagen seinem Fahrer zu, »uns bleibt noch ein bisschen Zeit. Können wir einen Zwischenstopp am Arlington-Friedhof einschieben?«
Reuben blickte hinüber zur heiligsten Begräbnisstätte der Nation, an der sie ihre Gefallenen beisetzte, und nickte. Einige Minuten später betraten sie den Friedhof durch den Besuchereingang und passierten das Denkmal für weibliche Militärangehörige. Für einen Moment verweilten sie in der Nähe der Kennedy-Gräber, der wirksamste Touristenmagnet Arlingtons, dicht gefolgt vom Wachwechsel am Grab des Unbekannten Soldaten.
Auf dem Weiterweg blieb Reuben beim Arlington House stehen und betrachtete eine Rasenfläche. Arlington House war einmal der Wohnsitz Robert E. Lees gewesen, dann aber von der Regierung konfisziert worden, nachdem Lee beschlossen hatte, die Konföderiertenarmee gegen die Union anzuführen.
»Ist das nicht der Fleck, an dem du mich völlig umnachtet aufgefunden hast?«
Stones Blick streifte den Rasen. »Das ist lange her, Reuben. Du hast dich selbst aus dem Sumpf befreit und die Vergangenheit abgeschüttelt.«
»Ohne dich hätte ich es nie geschafft, Oliver.« Stumm musterte Reuben die vielen weißen Grabsteine. »Ich war stinksauer. Von dem beschissenen Agent Orange ist die Hälfte der Kompanie krepiert, die ich in Vietnam befehligt hatte, und die Armee wollte ihre Schuld nicht mal einräumen. Und dann wiederholte sich Ähnliches mit dem Persischen-Golf-Syndrom. Ich wollte nichts anderes als hier auf dem Friedhof stehen und schreien, damit jemand mich hört.«
»Wahrscheinlich ist es am besten gewesen, dass du irgendwann umgekippt bist. An dem Tag ist nämlich der Verteidigungsminister hier aufgekreuzt, und es hätte vielleicht eine hässliche Konfrontation gegeben.«
Neugierig schaute Reuben den Freund an. »Ich hab dich noch nie gefragt, was du eigentlich an dem Tag auf dem Friedhof gemacht hast.«
»So wie jeder, der ihn betritt, habe ich ein Grab aufgesucht.«
An einem der Grabfelder blieb Stone stehen und zählte lautlos die Reihen weißer Grabsteine ab, bis sein Blick auf einen Stein ungefähr in der Mitte fiel. Die Arme auf der Brust verschränkt, stand er da, während am Horizont die sinkende Sonne lohte. Reuben sah auf die Uhr, doch es widerstrebte ihm, seinen Freund jetzt zu stören.
Schließlich unterbrach eine Gruppe von Männern, die in einigem Abstand vorüberschritten, Stones Andacht. Er sah, wie sie sich der jüngsten, noch nicht ganz fertigen Erweiterung des Friedhofs näherten, der Begräbnisstätte hiesiger Opfer des Anschlags vom 11. September.
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