Camel Club 01 - Die Wächter
Limousine springt und Mrs. Kennedy auf den Sitz drückt. Damals glaubten viele Leute, sie wäre an dem Komplott zur Ermordung des Präsidenten beteiligt gewesen. Andere waren wütend auf sie, weil sie dachten, Jackie wollte nichts wie weg von dem vielen Blut, obwohl es ja das Blut ihres Mannes war… Aber in Wirklichkeit hatte sie vor, das Stück seines Schädels, das ihm herausgesprengt worden war, an sich zu bringen.« Er leerte das Glas, bevor er weitersprach. »Einmal bin ich Clint Hill auf einer Secret-Service-Veranstaltung begegnet. Er war längst ein alter Mann. Jeder wollte ihm die Hand geben. Ich habe ihm gesagt, was für eine Ehre es mir wäre, ihn persönlich kennen zu lernen. Bei dem Attentat war er der Einzige, der reagiert hat. Er hat Mrs. Kennedy beigestanden, hat sich zwischen sie und den oder die Schützen geworfen. Ich sagte zu ihm: ›Ich hoffe, ich werde ein Mann sein wie Sie, falls ich mal in eine solche Situation gerate.‹ Und wissen Sie, was er mir geantwortet hat?«
Alex hob den Blick und schaute geradewegs in Kates Augen. »Was hat er gesagt?«, fragte sie gespannt.
»Er hat gesagt: ›Sie sollten sich nicht wünschen, ein Mann zu sein wie ich, mein Sohn, weil ich meinen Präsidenten nicht schützen konnte.‹« Längeres Schweigen schloss sich an, bis Alex sagte: »Ich kann gar nicht fassen, dass ich hier sitze und so deprimierendes Zeug rede. Eigentlich ist so was nicht meine Art.«
»Nach dem Tag, den Sie heute hatten, wundert es mich, dass Sie überhaupt gekommen sind.«
»Kate, allein der Gedanke, dass ich mit Ihnen ausgehe, hat es mir ermöglicht, den heutigen Tag zu verkraften.« Etwas überrascht über seine Offenheit senkte Alex den Blick und betrachtete das Äußere der noch übrig gebliebenen Martini-Olive.
Zum zweiten Mal ergriff Kate seine Hand. »Und nun muss ich Sie noch mehr in Verlegenheit bringen«, sagte sie, »denn das war das netteste Kompliment, das ich je bekommen habe.«
Die Konversation wandte sich harmloseren Themen zu, und die Zeit verstrich wie im Flug. Als sie das Restaurant verließen, stieß Alex plötzlich eine gedämpfte Verwünschung aus.
Senator Roger Simpson, Mrs. Simpson und ihre Tochter Jackie kamen auf den Eingang zu.
Alex wollte aus ihrem Blickfeld entschwinden, doch Jackie sah ihn.
»Hallo, Alex«, sagte sie.
»Agentin Simpson«, antwortete Alex kurz und knapp.
»Das sind meine Eltern.«
Roger Simpson und seine Gattin ähnelten eher Zwillingen: Beide waren sehr groß und blond. Sie überragten ihre kleine schwarzhaarige Tochter bei weitem.
»Senator, Mrs. Simpson…« Alex nickte dem Ehepaar zu. Roger Simpson erwiderte seinen Blick dermaßen bedrohlich, dass Alex den Rückschluss zog, Jackie hatte ihm alles Vorgefallene aus ihrer verdrehten Sicht dargestellt. »Das ist Kate Adams.«
»Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte Kate.
»Na, dann geben Sie mal schön auf sich Acht, Agentin Simpson. Ich bezweifle, dass wir uns noch mal wiedersehen.«
Alex wandte sich, von Kate gefolgt, zum Ausgang. »Ist das zu glauben«, schimpfte er, sobald sie im Freien waren. »Von allen Restaurants der Stadt müssen sie ausgerechnet hier…«
Er unterbrach sich mitten im Satz, als unerwartet Jackie aus dem Nathan’s gesaust kam.
»Alex, können wir uns einen Augenblick unterhalten?« Sie blickte nervös zu Kate. »Unter vier Augen?«
»Ich bin mir verdammt sicher, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben«, erwiderte Alex schroff.
»Es dauert nur einen Moment. Bitte.«
Alex sah Kate an, die mit den Schultern zuckte, ein Stück die Straße hinabschlenderte und sich die Auslage im Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts ansah.
Simpson trat näher. »Hören Sie, ich kann mir denken, dass Sie wütend auf mich sind, weil Sie glauben, ich wäre Ihnen in den Rücken gefallen…«
»Voll ins Schwarze getroffen. Ich gratuliere, Sie haben die Waschmaschine gewonnen.«
»So ist es aber gar nicht gewesen. Kaum dass Carter Gray weg war, muss er meinen Vater angerufen haben. Noch vor dem Präsidenten. Mein Vater hat dann mit mir telefoniert und mich runtergemacht. Er sagte, ich könnte mir unmöglich von einem Quertreiber die Karriere verderben lassen, bevor sie richtig anfängt.«
»Und woher wusste der Direktor über meinen ›alten Bekannten‹ Bescheid?«
Jackie blickte kummervoll drein. »Ich weiß, es war dumm von mir, aber Dad kann schrecklich dominant sein. Er hat es irgendwie aus mir rausgequetscht.« Sie seufzte. »Mein Vater ist einer der
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