Camel Club 01 - Die Wächter
für alle«, sagte er.
Stone rang sich widerwillig zu einem Nicken durch.
»Sollten wir dann nicht alle mit meinem Wagen fahren?«, fragte Caleb.
»Nein.« Stone heftete den Blick auf das Kradgespann. »Inzwischen hab ich mich dran gewöhnt, mit dieser Schaukel zu fahren. Außerdem könnte sie uns heute Abend nützlich sein.«
Sie fuhren nach Westen, bogen in Virginia auf die Route 7 nach Nordwesten ab und kamen bei der Durchquerung Leesburgs ganz nahe am NIC-Hauptquartier vorbei. An den Kreuzungen verwiesen Schilder auf Richtung und Entfernung der Geheimdienstzentrale. Es hatte Stone schon immer verwundert, dass es tatsächlich Hinweisschilder auf den Weg zur NSA, CIA und ähnlichen hochwichtigen staatlichen Organisationen gab. Vermutlich lag es ganz einfach daran, dass auch sie gelegentlich Besuch erhielten. Dennoch bewertete er so etwas als eindeutige Lücke in der Geheimhaltung der Geheimdienste.
Reinkes Wohnsitz lag, um es schlicht auszudrücken, auf dem flachen Land. Nach der Abfahrt von der Route 7 ratterten sie eine halbe Stunde lang verschiedene entlegene Landstraßen auf und ab, bis Milton endlich ein entsprechendes Schild sah. Er ließ Caleb am Straßenrand halten. Reuben hielt dahinter; dann stiegen er und Stone vom Kradgespann ins Auto um.
»Das Haus steht gut dreihundert Meter voraus an dieser Straße. Ich habe nach benachbarten Anschriften gesucht, aber keine gefunden. Sein Haus ist hier das einzige weit und breit.«
»Ist ja am Arsch der Welt.« Reuben sah sich nervös um.
»Mörder sind dafür bekannt, dass sie gern ungestört bleiben«, sagte Stone.
»Und wie gehen wir nun vor?«, fragte Caleb.
»Ich möchte, dass du mit Milton im Wagen bleibst…«
»Oliver!«, brauste Caleb auf.
»Hör erst mal zu, Caleb. Ich möchte, dass du mit Milton im Wagen bleibst, aber vorher fahren wir weiter und erkunden, ob jemand sich in dem Haus aufhält. Falls ja, blasen wir die Aktion ab. Falls nicht, macht ihr mit dem Auto kehrt und bezieht hier Posten. Diese Straße ist die einzige Zufahrt, stimmt’s, Milton?«
»Ja.«
»Wir verständigen uns per Handy. Sobald ihr jemanden kommen seht, ruft ihr uns an, und wir tun das Nötige.«
»Was habt ihr denn vor?«, wollte Caleb wissen. »Wollt ihr in das Haus einbrechen?«
»Wahrscheinlich hat der Mann ’ne Alarmanlage, Oliver«, gab Reuben zu bedenken.
»Ich wäre überrascht, wenn er keine hätte.«
»Wie kommen wir dann rein?«, fragte Reuben.
»Das lass mal meine Sorge sein.«
Tatsächlich war das Haus dunkel und daher wohl niemand daheim, zumal kein einziges Auto am Haus parkte und es keine Garage gab. Während Milton und Caleb im Malibu an einer versteckten Stelle nahe der Einmündung zur Landstraße Posten bezogen, fuhren Reuben und Stone mit dem Kradgespann wieder zu dem Haus, stellten das Gefährt dahinter in einem Hain ab und gingen zu Fuß weiter.
Das Haus war ein zweistöckiger, alter Schindeldachbau, dessen rissige weiße Farbe abblätterte. Stone führte Reuben zum Hintereingang. Die Tür war aus massivem Holz; daneben befand sich ein Fenster. Stone lugte hinein und winkte Reuben heran, weil auch er einen Blick ins Gebäude werfen sollte.
Von einem ziemlich neu aussehenden Objekt an der gegenüberliegenden Wand ging ein grünlicher Schimmer aus.
»Er hat eine Alarmanlage, kein Zweifel«, stellte Reuben mit gedämpfter Stimme fest. »Was nun?«
Stone schwieg zunächst und spähte noch angestrengter durch das Fenstergitter. »Wahrscheinlich ist die Anlage mit Bewegungsmeldern ausgestattet. Das verkompliziert die Sache…«
Plötzlich leuchteten zwei schmale smaragdgrüne Schlitze auf, und aus dem Innern des Hauses schoss etwas auf sie zu, flog gegen das Fenster und prallte ab. Beide Männer schreckten zurück. Reuben hätte um ein Haar das Weite gesucht, wäre er nicht von Stone aufgehalten worden. »Schon gut, Reuben«, raunte Stone. »Mr. Reinke hat eine Katze.«
Reuben rang nach Atem, wankte zurück ans Fenster und äugte wieder ins Haus. Eine schwarze Katze mit weißer Brust und großen, funkelnden grünen Augen erwiderte seinen Blick. Das Fenster gewährte Sicht in die Küche. Offenbar hatte das Tier einen Sprung von der Arbeitsfläche zum Fenster vollführt, als es die zwei Männer bemerkt hatte.
»Blödes Vieh«, schimpfte Reuben, indem er eine Fratze schnitt. »Bestimmt ein Weibchen.«
»Wie kommst du darauf?«
»Weil Frauen mir schon immer Herzanfälle verursacht haben.«
»Zum Glück erleichtert die Anwesenheit der Katze
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