Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
Demokratie dahin. Amerika hat derartige Machenschaften überall auf dem Erdball veranstaltet, von Chile bis Pakistan. Die Politik des Westens hat auf der ganzen Welt das Abschlachten ungezählter Millionen Menschen verursacht.« Der Araber verstummte und betrachtete Hemingway aufmerksam. »Und wenn nun auch die neue Regierung des Irak nicht nach dem Geschmack Amerikas ist?«
    »Trotzdem bin ich der Ansicht, dass Sie an den Wert der Freiheit glauben«, entgegnete Hemingway gelassen. »Als Junge habe ich dabeigesessen, als Sie und mein Vater über solche Themen diskutiert haben.«
    »Es stimmt, dass ich mein Leben lang für gewisse Freiheiten gestritten habe, die mit dem Wort Gottes vereinbar sind. Jeder Mensch sollte das Recht haben, für sein Anliegen die Stimme zu erheben. Ich missbillige es, wie moslemische Frauen in manchen arabischen Ländern behandelt werden. Und ich empfinde Abscheu, wenn neben Lehmhütten riesige Paläste erbaut werden. Die moslemische Welt hat vielfältige Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Aber ist es wirklich Freiheit, wenn Fremde uns vorschreiben, was wir anstreben sollen? In Amerika leben weniger als fünf Prozent der Weltbevölkerung, aber sie verbrauchen ein Viertel aller Energie. Armen Nationen hingegen mangelt es daran, und ihre Bürger leiden und sterben, weil Amerika so viel an sich rafft. Sollten diese Länder dann nicht Truppen zum großen Energiediktator Amerika schicken und ihn zwingen dürfen, weniger Öl und Gas zu verbrauchen? Wie würde den Vereinigten Staaten so etwas gefallen?«
    »Wenn Sie so empfinden, weshalb unterstützen Sie mich dann?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ganz einfach. Weil für jeden Amerikaner, der getötet wird, Hunderte von Arabern sterben. Derzeit metzeln arabische Selbstmordattentäter ihre Brüder zu Tausenden nieder. Mit jeder neuen Bombenexplosion schwächen wir uns selbst und arbeiten den Vereinigten Staaten geradewegs in die Hände.« Hemingways Gesprächspartner schwieg kurz und gönnte sich abermals einen Schluck Wasser. »Die westlichen Medien sind auf derlei Selbstmordattentäter fixiert, die durch Freitod ins Paradies eingehen wollen. Aber Gott sagt, dass es etwas Großes ist, Leben zu retten. Rettet man ein Leben, rettet man viele Leben. Wieso sollten wir gewaltsam sterben müssen, um ins Paradies zu gelangen? In der westlichen Welt wächst die Jugend in Frieden auf. Haben unsere Kinder nicht das gleiche Recht?«
    »Selbstverständlich«, versicherte Hemingway.
    »Ihr Land fordert Unmögliches, und Sie wissen das. Vor der Energiekrise der Siebzigerjahre hat sich Amerika, außer im Zusammenhang mit dem arabisch-israelischen Konflikt, nie für den Nahen Osten interessiert. Dann kam der elfte September, und Sie haben die Taliban angegriffen. Ich sehe überhaupt nichts Problematisches darin. An Ihrer Stelle hätte ich ebenso gehandelt. Aber das Ziel, das Sie jetzt verfolgen, nämlich den gesamten Nahen Osten gleichsam über Nacht in eine Demokratie umzuwandeln, ist Wahnsinn. Sie verlangen von uns, dass wir in Jahren schaffen, wozu Sie selbst Jahrhunderte gebraucht haben.« Für einen Moment schwieg der Araber. »Es ist nicht schlichtweg der Islam gegen den Westen. So einfach ist das nicht. Über Tausende von Jahren hinweg haben arabische Nationen Kulturen entwickelt, deren Brauchtum untrennbar mit dem Wüstenklima verbunden ist. Es sind Länder, in denen es kaum natürliche Ressourcen gibt, wo das Stammesgesetz die Lebensgrundlage bildet und wo Männer die Führer sind. Über sehr lange Zeit hinweg hat Amerika kein Problem darin gesehen. Doch jetzt auf einmal verhält es sich anders, und schon verlangen Sie, dass wir uns ändern. Sofort, auf der Stelle. Deswegen sind bisher hunderttausend Iraker gestorben, und das Land befindet sich im Chaos. Diese Art Fortschritt kann ich unmöglich bejubeln, Tom, wirklich nicht.«
    »Ich kann nur mein Bestes tun. Falls es nicht klappt… was verlieren wir?«
    »Viele Menschen werden sterben, Tom«, antwortete der Araber streng.
    »Das ist jetzt schon so«, entgegnete Hemingway.
    »Sie haben auf alles eine Antwort. Genau wie Ihr Vater. Hat man ihn nicht in Beijing ermordet?« Hemingway nickte. »Aber sicherlich waren es nicht die Chinesen. Die sind zwar voller Hinterlist, aber nicht dumm.«
    Hemingway hob die Schultern. »Ich habe da einen Verdacht. Offiziell ist der Fall allerdings nie aufgeklärt worden.«
    »Es ist interessant, wie es sich mit den Chinesen verhält, Tom. Eines

Weitere Kostenlose Bücher