Camel Club 01 - Die Wächter
unten.« Lori wandte sich ab und befasste sich wieder mit ihrem Sortiment an Schuhen. Djamila zog das Steakmesser aus der Tasche und nahm allen Mut zusammen, um zu tun, was sie tun musste. Sie trat einen Schritt vor, blieb aber plötzlich stehen. Unvermittelt hatte Lori sich umgedreht und blickte Djamila offenen Mundes an. »Djamila…«, sagte sie leise und furchtsam und starrte auf das Messer in der Faust ihres Kindermädchens. Doch Djamilas Miene enthüllte alles, was Lori wissen musste. »O Gott…!« Lori versuchte, in den Kleiderschrank zu flüchten und die Tür von innen zu schließen, doch Djamila war schneller. Sie griff Lori ins Haar und setzte ihr das Messer an den Hals.
Lori verfiel in hysterisches Schluchzen. »Warum tust du das?«, kreischte sie. »Du willst meinen Kindern etwas antun! Wenn du sie anrührst, bring ich dich um!«
»Ich tu Ihren Söhnen nichts, ich schwöre es.«
»Was hast du dann vor?«
»Sie dürfen nicht zum Präsidenten fahren«, fauchte Djamila. »Legen Sie sich auf den Boden. Los! Oder Sie erleben nicht mehr, wie Ihre Söhne aufwachsen!« Sie drückte die Schneide gegen Loris Hals.
Bäuchlings streckte Lori sich auf dem Fußboden aus. Sie zitterte am ganzen Körper. »Fass ja nicht meine Kinder an!«
Djamila riss das Telefonkabel aus der Wand und benutzte es, um Lori zu fesseln. Sie schnürte ihr Hände und Füße zusammen und band sie so aneinander, dass Lori sich kaum noch bewegen konnte. Dann riss sie aus dem Bettlaken einen Streifen Stoff und verpasste ihr einen Knebel.
Gerade als Djamila fertig war, klopfte jemand an die Schlafzimmertür, und sie hörte Timmys leise Stimme. »Mama? Djamila?«
»Schon gut, Timmy«, sagte Djamila, so ruhig sie konnte, während Lori trotz des Knebels etwas zu rufen versuchte. »Ich komme gleich. Geh zu deinen Brüdern.«
Sie wartete, bis das Geräusch seiner Füßchen sich die Treppe hinunter entfernte, dann senkte sie den Blick wieder auf Lori. Djamila nahm ein kleines Fläschchen aus der Tasche, schüttete ein wenig der darin enthaltenen Flüssigkeit auf einen Zipfel des Badetuchs und drückte es Lori auf Mund und Nase.
Lori zappelte und stieß dumpfe Laute aus, verlor aber schnell die Besinnung.
Djamila schleifte die Betäubte zum Kleiderschrank, verstaute sie darin und schloss die Tür ab.
Dann eilte sie hinunter, machte die Jungen für die zweite Ausfahrt des Tages fertig und setzte sie in den Lieferwagen. Als nun alles in Gang kam, dachte Djamila gar nicht mehr nach. Sie handelte so, wie sie es eingeübt hatte.
Eine Minute nachdem sie abgefahren war, klingelte im Hausflur der Franklins das Telefon. Und klingelte.
Im Büro legte George Franklin den Hörer auf; dann versuchte er, seine Frau per Handy zu erreichen. Als er auch damit keinen Erfolg hatte, wählte er Djamilas Handynummer. In der Küche blinkte in einem Fach voller Kochtöpfe Djamilas Handy, doch es läutete nicht. Timmy hatte es tatsächlich unbeabsichtigt stummgeschaltet, als er es im Küchenschrank versteckte.
George Franklin legte das Handy beiseite. Er sah keinen Grund zur Sorge, war lediglich ein wenig verstimmt. Es war nicht das erste Mal, dass er seine Frau nicht erreichte, allerdings ging dann normalerweise wenigstens Djamila ans Telefon. Beim Verlassen des Hauses hatte George etwas vergessen; nun hatte er Lori bitten wollen, es ihm zu bringen. Wenn er nicht bald eine der beiden Frauen erreichte, musste er es selber holen.
George wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Papieren auf dem Schreibtisch zu.
KAPITEL 52
Brennan beendet seine Rede und nahm unter dem Jubel des Publikums einen symbolischen Stadtschlüssel vom Bürgermeister entgegen. Kurz darauf stieg der Präsident, immerzu lächelnd und winkend, die Treppe des Podiums hinunter und wurde augenblicklich wieder von einem Ring aus Secret-Service-Agenten umschlossen.
Ungefähr zwanzig Meter entfernt stand Alex in der Nähe des »Ungetüms« und beobachtete die Zuschauer – die mit Sicherheit größte Menschenmenge, die man jemals in diesem Kaff gesehen hatte.
»Also los, Leute«, gab der Gruppenleiter durch, ehe der Präsident zur Absperrung gelangte, »macht alles so, wie wir es besprochen haben. Jeder von euch muss ihn ständig im Auge behalten.«
Zuerst ging Brennan zu den Veteranen. Es waren Invaliden der regulären Armee, zwei Versehrte des Marinekorps, eine jüngere Frau in blauer Ausgehuniform und mehrere Nationalgardisten. Er gab Händchen, dankte den Soldaten, lächelte und schob sich an
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