Camel Club 01 - Die Wächter
eine dritte Salve setzte fast alle außer Gefecht. Die restlichen Polizisten versuchten, die Menschenmenge einigermaßen unter Kontrolle zu bringen, während die Leute über die Umzäunung kletterten, an sämtlichen Ausgängen hinausströmten und dabei vor Angst und Entsetzen schrien. Ehemänner zerrten ihre Frauen mit, Eltern trugen ihre Kinder so schnell wie möglich fort vom Schauplatz des albtraumhaften Geschehens.
Scharfschützen schalteten drei weitere Gegner durch Kopfschüsse aus und rannten herbei, in Richtung des Präsidenten, doch das Durcheinander der verstörten Menschen, die voller Panik vom Festplatz fliehen wollten, hielt sie auf.
Inzwischen war die zweite Fedajin-Gruppe zum Angriff übergegangen, und aus weiteren Fahrzeugen der Autokolonne loderten helle Flammen.
Carter Gray stand wie versteinert auf dem Podium. Seine kurze, durch Oliver Stones Anwesenheit in der Zuschauermenge verursachte Verwirrung war verflogen und grellem Entsetzen gewichen. Die Präsidentengattin schrie nach ihrem Mann, doch der Lärm der Menschenmenge übertönte ihre Schreie. Mit gezückten Pistolen schirmten Gray, seine Wahlkampfleiterin sowie drei Secret-Service-Agenten sie ab. Der unglückselige Gouverneur, der das Podium schon verlassen hatte, war von der Woge menschlicher Leiber mitgerissen worden, die inzwischen eine fast so ernste Gefahr darstellte wie die Schützen oder die brennenden Fedajin. In ihrer panischen Eile, den Platz zu verlassen, brandeten die Menschen gegen die Umzäunung; die Holzpfosten knarrten und wankten unter dem Druck.
Während der Rede des Präsidenten hatten sich Kate, Adelphia und der Camel Club allmählich nach vorn gepirscht, sodass sie fast alle in der zweiten Reihe hinter der Absperrung gestanden hatten, als Brennan seine Ausführungen beendete. Daher befand Reuben Rhodes sich an der Seite eines Mitglieds der ersten Schützengruppe. Dennoch merkte er nichts, weil seine Aufmerksamkeit dem Großbildschirm galt, auf dem man den Präsidenten Hände schütteln sah, bis neben ihm ein Schuss fiel.
»Attentat!«, rief Reuben, als er erkannte, was geschah, packte den Arm des Schützen und entwand ihm die Waffe. Im nächsten Moment tötete ein überschallschnelles Projektil den Mann durch Kopfschuss. Reuben warf die Waffe fort, packte Kate und Adelphia bei den Händen und zog sie mit sich. Sie und der Rest des Camel Clubs eilten in fliegender Hast auf die Umzäunung zu.
»Vorwärts!«, rief Stone. »Wir sind gleich am Zaun.«
Kate sah sich um, spähte hinüber zum Ungetüm. Sie versuchte Alex zu entdecken, um sich davon zu überzeugen, dass ihm nichts zugestoßen war; aber schon drängelten Fliehende nach, und sie musste sich nach vorn wenden.
Alex hatte bei der ersten Salve augenblicklich reagiert. Mit gezückter Dienstwaffe zwängte er sich zu der kleinen Gruppe seiner Kollegen durch, die die schlaffe Gestalt des Präsidenten zum Ungetüm beförderten. Als ein Agent durch einen Treffer ausfiel, nahm Alex sofort dessen Stelle ein. Sie gelangten zum Ungetüm und schoben den Präsidenten hinein. Zwei Agenten stiegen hinterdrein. Der Agent, der das Ungetüm steuern sollte, riss die Fahrertür auf und wollte sich hinters Lenkrad schwingen, als er getroffen wurde und ins Gras sank.
Ohne zu überlegen, rannte Alex um den Wagen, schnappte sich die Autoschlüssel vom Fahrersitz, warf sich ins Polster, ließ den Motor an, trat aufs Gaspedal und drückte gleichzeitig auf die Hupe. Zum Glück war der größte Teil der Menschenmenge von der Autokolonne weg geflüchtet, zur anderen Seite des Festplatzes, wo es mehr Ausgänge gab. Dennoch liefen immer noch Dutzende von Leuten wild durcheinander. Doch einen Moment lang hatte Alex freie Bahn und jagte das schwere Fahrzeug in Richtung der Ausfahrt. Der starke Motor beschleunigte das Ungetüm so rasant, dass es wie ein tonnenschweres Geschoss durch das schmale Tor schrammte und über den Parkplatz zur Landstraße schleuderte. Unablässig musste Alex fliehenden Menschen ausweichen, die zu ihren Wagen rannten; er streifte einen Kleinbus am Kühler, sodass der Bus von der Wucht des Aufpralls um die eigene Achse gewirbelt wurde.
Auf dem Festplatz wurden die Motoren anderer Fahrzeuge des Autokorsos angelassen. Wagen rollten an, um sich in aller Eile dem Ungetüm anzuschließen. Doch bevor das erste Fahrzeug, ein Wagen der Bundespolizei, die Ausfahrt erreichte, zündete der letzte Fedajin sich an und sprang auf die Windschutzscheibe. Die Beamten konnten gerade noch
Weitere Kostenlose Bücher