Camel Club 01 - Die Wächter
nickte. »Was haben Sie für eine Waffe?«
»Scheißachtunddreißiger.«
Der Präsident stöhnte laut. »Wie heißen Sie?«, fragte Alex schnell.
»Farid Schah«, antwortete Adnan.
»Also, Farid, hiermit ernenne ich Sie zum Hilfspolizisten.« Alex streckte sich, drückte an der Rücklehne der hinteren Sitzbank eine Taste und öffnete auf diese Weise eine Klappe. Dahinter gab es ein Fach mit verschiedenen Waffen, darunter eine MP-5-Maschinenpistole und ein Scharfschützengewehr. Alex brachte die MP-5 und ein Reservemagazin an sich. Dann wandte er sich an seinen frischernannten Kollegen. »Farid, ich habe den Eindruck, Sie sind ein ziemlich kräftiger Kerl.«
»Ich bin sehr stark.«
»Gut. Können Sie den Präsidenten die Treppe hinauf in die Klinik tragen? Schaffen Sie das?«
Adnan nickte.
»Gut, dann zähle ich bis drei, und Sie versuchen es. Ich stelle die MP auf Zwei-Schuss-Feuerstöße ein. Dann haben Sie ungefähr zehn Sekunden, um die Treppe raufzukommen. Und noch was, Farid…«
»Ja?«
»Sie müssen mir etwas versprechen.«
»Und was?«
»Ich bleibe zwischen Ihnen, dem Präsidenten und den Heckenschützen. Bevor die Kerle Sie erwischen können, müssen sie mich abknallen.« Alex schluckte schwer. »Aber wenn die mich umlegen – und das wird wahrscheinlich geschehen –, sind nur noch Sie zwischen denen und dem Präsidenten. Das heißt, Sie müssen ihn vor sich tragen, damit jederzeit jemand zwischen dem Präsidenten und den Heckenschützen ist, haben Sie kapiert?« Adnan schwieg. »Haben Sie mich verstanden?«, schnauzte Alex.
»Klar.«
»Viel Glück.« Alex wartete, bis Adnan den Präsidenten in der richtigen Haltung gepackt hatte; dann drehte er sich um. »Eins, zwei, drei…« Alex sprang auf und betätigte den Abzug, bestrich mit Feuerstößen aus der MP-5 die beiden Fenster, an denen er das Mündungsfeuer beobachtet hatte. Er hatte den verzweifelten Wunsch, sich umzublicken, ob der Wachmann es schaffte, konnte es sich aber nicht erlauben. Als er schließlich beide Magazine leergeschossen hatte, nahm er wieder die Dienstpistole zur Hand und feuerte sie ebenfalls leer. Während Kugeln ihn umschwirrten, ging er wieder in Deckung, lud nach und wandte sich um. Er hatte damit gerechnet, dass der Wachmann sich mit dem Präsidenten längst ins Krankenhaus gerettet hatte, aber das war nicht der Fall. Stattdessen sah es ganz so aus, als ließe der Wachmann sich Zeit, die Treppe hinaufzusteigen, ganz so, als bestünde gar keine Notwendigkeit, sich vor…
»Scheiße!«, brüllte Alex. Er zielte auf den breiten Rücken des Sicherheitsmannes. »Stehen bleiben!«
Augenblicklich drehte der Mann sich um, sodass Brennan zwischen ihn und Alex geriet. Dann bewegte er sich mit dem Präsidenten langsam rückwärts, während Alex verzweifelt eine Schussbahn suchte, die es ihm ermöglichte, Adnan zu treffen, ohne den Präsidenten zu gefährden. Doch er sah keine solche Möglichkeit, und die beiden verschwanden im Gebäude. »Sie haben den Präsidenten!«, rief Alex ins Mikrofon. »Ich wiederhole, Huckebein ist am Krankenhaus entführt worden. Das ganze Scheißkaff muss umstellt werden!«
Obwohl er damit rechnen musste, niedergeschossen zu werden, machte Alex Anstalten, die Treppe hinaufzustürmen, als endlich eine glücklichere Fügung eintrat: Polizeiverstärkung erschien. Alex wartete einen Moment ab, bis die Polizisten auf die Heckenschützen feuerten; dann stürmte er die Eingangstreppe des Mercy Hospitals hinauf. Während ringsum Schüsse peitschten, warf er sich seitlich durch die Glastür, dass es Splitter hagelte.
Einen Sekundenbruchteil später hörte er im Innern der Klinik eine Bombe detonieren.
KAPITEL 54
Reuben half Kate und Adelphia beim Überklettern des Zauns. Sie stießen zu den restlichen Mitgliedern des Camel Clubs. Während rechts und links noch immer entsetzte, schreiende Menschen vorüberrannten, gönnten sie sich ein paar Augenblicke des Verschnaufens, um wieder zu klarem Verstand zu kommen.
»Mein Gott«, sagte Kate, die leichenblass und voller Furcht nach Alex Umschau hielt.
»Schrecklich das«, klagte Adelphia. »Wie Polen und Sowjets.«
Stone verschaffte sich einen Überblick des Festplatzes, auf dem etliche Tote lagen. An zahlreichen Stellen war das Gras rot von Blut. Inzwischen hatten die Regierungsscharfschützen die Lage im Griff, sicherten die Örtlichkeit und eilten von einem Terroristen zum anderen, um sich davon zu überzeugen, dass diese auch wirklich tot waren. Doch
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