Camel Club 01 - Die Wächter
aufhalten.
Im nächsten Moment explodierte die Bombe, die er in der Stromzentrale der Klinik versteckt hatte. Infolge des vollständigen Stromausfalls hüllte der Rauch das Innere des Gebäudes in fast undurchdringliche Finsternis.
Adnan wechselte die Richtung, durchquerte den Seitenflur, erreichte die Zwischentür, öffnete sie und schlüpfte hindurch. Er nahm eine lange Metallstange, die er beizeiten hinter einem Heizungsrohr verborgen hatte, und verkeilte damit die Griffe der geschlossenen Türflügel. Dann verfiel er in Laufschritt.
Kaum war die Rauchgranate detoniert, vollführte Alex einen Hechtsprung auf den Fußboden und schlitterte auf dem Bauch über den Belag. Er kam sich vor wie unter Wasser, und der Qualm verursachte ihm Brechreiz. Dann prallte er gegen irgendetwas aus Fleisch und Knochen und grabschte danach, jedoch vergeblich. Er wälzte sich herum und robbte in die andere Richtung, folgte dem Geräusch der Schritte. Sie klangen gleichmäßig und fest. Wie konnte jemand so ruhig durch diesen Rauch gehen? Dann dämmerte Alex die Erklärung: Wer immer da ging, trug eine Gasmaske. Und die Regelmäßigkeit der Schritte erklärte sich daraus, dass die Person sich im Qualm orientierte, indem sie ihre Schritte abzählte. Im Secret-Service-Trainingszentrum Beltsville hatte Alex früher selbst genau das geübt.
Alex kroch so schnell über den Fußboden, wie er konnte. Plötzlich wurden die Schritte leiser, und Alex verdoppelte seine Anstrengungen, wand sich über den Boden wie eine Schlange, die sich einem Beutetier nähert. Zum Glück hörte er gleich darauf die Schritte wieder deutlicher. Er gelangte in einen anderen Flur, drehte sich ein wenig und robbte unentwegt weiter. Dann hörte er, dass eine Tür geöffnet und geschlossen wurde. Alex beschleunigte das Tempo, warf sich nach rechts und tastete nach der Wand. Als seine Hand Metall berührte, langte er nach oben und fasste den Türgriff, doch diesmal ließ die Tür sich nicht öffnen. Er zückte die Pistole und feuerte in Hüfthöhe durch die Tür. Eine Kugel traf einen Griff, der daraufhin zersprang, und die von Adnan eingeschobene Eisenstange rutschte heraus. Alex stieß die Tür auf und kroch über die Schwelle. Hinter der Tür herrschte weniger dicke Luft, doch inzwischen war offenbar der Strom ausgefallen, denn es war stockdunkel.
Alex stand auf, fingerte nach dem Geländer und tappte die Treppe hinunter, wobei er mehrere Male auf den Stufen ausglitt. Dann trat er vollends daneben und stürzte kopfüber auf den nächsten Treppenabsatz, holte sich Prellungen und blutete. Doch er rappelte sich auf und taumelte das Geländer entlang das letzte Stück des Treppenhauses hinunter, erreichte endlich das Untergeschoss und rannte durch einen Gang. Er stürmte zum Hinterausgang hinaus, gerade als Adnan in den Ambulanzwagen stieg. Alex vermutete, dass der Präsident in dem Fahrzeug lag.
Er verzichtete auf einen Warnruf, eröffnete sofort das Feuer und traf Adnan in den Arm. Adnan schoss zurück. Alex musste zur Seite springen, verlor das Gleichgewicht und taumelte mehrere Betonstufen hinunter. Er raffte sich auf, schoss ein weiteres Mal und wurde selbst in Rippenhöhe von einer Kugel getroffen, die Achmed abfeuerte, der auf der Fahrerseite des Ambulanzwagens stand. Zum Glück konnte Achmeds kleinkalibriges Geschoss die hochmoderne Kevlar-Weste, die alle im Personenschutz eingesetzten Secret-Service-Agenten trugen, nicht durchschlagen. Dennoch spürte Alex den Einschlag mit solcher Wucht, als hätte Muhammad Ali ihm einen kurzen Haken in die Rippen verpasst, sodass er sich vor Schmerz krümmte. Im gleichen Augenblick erwischte ihn eine weitere Kugel Adnans am linken Arm.
Mit heulenden Sirenen jagte das Ambulanzfahrzeug davon, während Alex’ fast schlagartig taub gewordenen Beine unter ihm einknickten. Sein Brustkasten tat mörderisch weh, der Arm blutete heftig, und seine Lungen brannten vom Rauch. Schon auf den Knien, feuerte Alex dem Ambulanzwagen hinterher, was das Magazin hergab, konnte das Fahrzeug aber nicht zum Stehen bringen. Er wollte eine neue Meldung ins Mikrofon schreien, stellte jedoch fest, dass es nicht mehr funktionierte. Vermutlich hatte die Kugel, die ihm den Arm verletzt hatte, auch das Kabel des Mikrofons durchtrennt. Bevor er das Bewusstsein verlor, sah er noch einmal das Ambulanzfahrzeug, ehe es außer Sicht verschwand.
Und mit ihm der Präsident.
In meiner Schicht.
KAPITEL 55
George Franklin lenkte das Auto auf die Zufahrt. Er
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