Camel Club 01 - Die Wächter
gewählt.«
»Gibt es keine Anzeichen, dass noch andere Personen hier gewesen sind?«, fragte Jackie.
»Vielleicht waren welche da, aber später sind hier fünfzig Schulkinder durchgelatscht«, sagte der Polizeibeamte. »Heute Morgen war es noch neblig. Die Schüler wären fast über die Leiche gestolpert. Hat ihnen ’nen ordentlichen Schreck eingejagt. Auf diesem Steinpflaster bleiben selten Fußabdrücke oder andere Spuren zurück.«
»Welchen dieser Wege zum Platz hat er genommen?«, fragte Jackie.
»Wahrscheinlich den da.« Der Polizist zeigte nach links. »Wenn er durch den Little Channel geschwommen ist, dürfte er diesen Kiesweg genommen haben, nachdem er den Baum- und Strauchbestand durchquert hatte.«
»Wir lassen am Ufer nach seinem Wagen suchen«, sagte Lloyd. »Er wohnte in Bethesda, Maryland. Er wird wohl ziemlich nah ans Ufer gefahren und anschließend zur Insel geschwommen sein. Wenn wir seinen Wagen finden, bekommen wir eine genauere Vorstellung davon, wo er ins Wasser gestiegen ist.«
Alex schaute hinüber ans Ufer Virginias. »Also, Leute, wenn er durch den Little Channel geschwommen ist, kann er seine Karre nur drüben auf dem Parkplatz abgestellt haben.«
Der Polizist zuckte die Achseln. »Hat er aber nicht. Es sei denn, jemand hat ihn hergebracht und ist danach weitergefahren. Wäre allerdings schwer begreiflich.«
»Gewöhnlich patrouilliert hier die Wasserschutzpolizei«, merkte Jackie an.
Lloyd nickte. »Sie ist letzte Nacht vorbeigekommen. Bloß war der Nebel so dicht, dass man nichts sehen konnte, am wenigsten einen Schwimmer im Wasser.«
»Wie lange ist er tot?«, fragte Alex.
»Ungefähr zwölf Stunden, meint der Gerichtsmediziner.«
»Kann sich jemand denken, weshalb er sich für Roosevelt Island entschieden hat?«
»Hier ist es still und ruhig, und dennoch ist man nicht weit weg von allem«, sagte Lloyd. »Und vielleicht war er ja Roosevelt-Fan.« Der FBI-Agent schaute hinüber zu den zwei NIC-Mitarbeitern, schnitt eine düstere Miene und wandte sich erneut an Alex. »Wir wollen den NIC-Leuten ein paar Fragen stellen. Vielleicht finden wir dabei heraus, welches Motiv Johnson für seinen Selbstmord gehabt haben könnte. Kann sein, unsere Ermittlungen machen diese Burschen«, er hob die Hand in die Richtung der NIC-Mitarbeiter, »noch paranoider, als sie schon sind.«
»Meinen Sie, Johnson könnte beim NIC irgendwas angestellt haben, das er nicht hätte tun dürfen?«, fragte Alex.
»Schwer zu sagen, weil ich gar nicht weiß, was der NIC überhaupt tut«, antwortete Lloyd, bevor er sich entfernte.
»Dann kommen Sie mal mit«, sagte Alex leise zu Jackie und gab ihr durch einen Wink zu verstehen, dass sie ihn zu dem Leichnam begleiten sollte. »Macht Ihr Magen das mit?«
»Ich war in Alabama bei der Mordkommission. Ich habe schon massenhaft Schusswunden und Leichen gesehen.«
»Dass in Alabama so viel geballert wird, wusste ich noch gar nicht.«
»Soll das ein Witz sein? In Alabama gibt es mehr Knarren als in der gesamten US-Armee.«
Alex ging in die Hocke und besah sich Johnsons Leichnam, betastete einen der starren Arme des Toten. Der Ärmel war völlig durchtränkt. Noch befand sich der Tote in völliger Leichenstarre.
Durch Ohren, Nase und Mund war Blut ausgetreten und geronnen.
»Schädelbasisbruch«, folgerte Jackie. »Das Blut ist aus der zertrümmerten Schädelbasis gesickert. Wahrscheinlich lokalisiert der Gerichtsmediziner die Kugel an der Rückseite des Schädels oder unter dem Schädeldach. Da das Geschoss bloß ein Zweiundzwanziger war, hätte er die Waffe nicht so weit in den Mund stecken müssen, um sich ’nen sauberen Einschuss zu verpassen.«
»Es sind ein paar Blutspritzer auf dem Ärmel. Auf der rechten Hand dagegen ist nur ein einzelner kleiner Blutfleck zu sehen«, konstatierte Alex. »Merkwürdig, nicht wahr?«
»Ja. Aber manchmal tritt nur wenig Blut aus, wenn die Kugel im Kopf stecken bleibt.«
»Vermutlich.« Über die Schulter blickte Alex sich um. »Wo wurden die Waffe und der Abschiedsbrief gefunden?«
»Die Waffe lag rechts neben der Leiche, etwa fünfzehn Zentimeter entfernt«, gab der Polizeibeamte ihm Auskunft. »Das Papier steckte in der rechten Seitentasche der Windjacke.«
Als Alex aufstand, fuhr ihm heftiger Schmerz durch den Nacken. So etwas passierte ihm fast jedes Mal, wenn er sich zu hastig aufrichtete. Jackie blickte ihn an.
»Alles in Ordnung?«
»Alte Yoga-Verletzung. Was sagt Ihnen Ihr
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