Camel Club 01 - Die Wächter
bin FBI-Spezialagent Lloyd. Es sind schon Mitarbeiter des NIC da, die den Secret Service vertreten.«
Alex nahm eine seiner eingeübten Posen ein – die des bedrängten Regierungsbeamten. »Ich befolge lediglich Anweisungen, Agent Lloyd. Und offen gestanden, der Secret Service kümmert sich gern selbst um seine Belange. Bestimmt wird das FBI einsehen, dass das Ableben eines NTAC-Mitarbeiters ein höchst brisanter Fall für uns ist, da wir jetzt nicht mehr dem Finanzministerium unterstehen, sondern zum Heimatschutzministerium gehören.« Alex wusste, dass die Homeland Security in Geheimdienstkreisen weit mehr Gewicht besaß, als das Finanzministerium je gehabt hatte. Wenn überhaupt vor irgendwem, hatte der Vierhundert-Kilo-Koloss namens FBI Respekt vor dem Vierhundertfünfzig-Kilo-Koloss, zu dem sich die Homeland Security – gegründet nach den Anschlägen des 11. September – gemausert hatte.
Zunächst erweckte Lloyd den Eindruck, als läge ihm eine bissige Bemerkung auf der Zunge, doch er besann sich anscheinend und hob die Schultern. »Na gut, spielen Sie Sherlock Holmes. Da hinten liegt die Leiche. Aber kontaminieren Sie bloß nicht den Fundort.«
»Ich weiß Ihr Entgegenkommen sehr zu schätzen, Agent Lloyd. Ich hatte gerade nach dem vorgefundenen Abschiedsbrief gefragt.«
Lloyd winkte einem anderen FBI-Mann, der das Papier brachte.
»Die Kleidung und der restliche Kram werden auf Fingerabdrücke untersucht«, sagte Lloyd. »aber ich glaube kaum, dass man etwas entdeckt. Es war Selbstmord.«
»Kleiderstoff gibt üblicherweise wenig her, was versteckte Fingerabdrücke angeht«, ergriff Jackie das Wort, »aber die Windjacke, die er trägt, hat eine günstige Oberfläche, zumal sie feucht war und das Wetter in der gestrigen Nacht gute Voraussetzungen für den Erhalt von Fingerabdrücken bot. Haben Ihre Laborleute einen Superfume-Apparat im Wagen? Nichts ist besser als Zyanidakrylat, um auf solchen Oberflächen versteckte Abdrücke sichtbar zu machen.«
»Ich weiß nicht, ob sie so was haben«, bekannte Lloyd.
»Es wäre noch vorteilhafter, die Kleidung ins Labor zu schaffen. Man kann sie mit bestimmten Chemikalien einsprühen und in einem Defumigator überprüfen. Ich weiß, dass das FBI so eine Anlage hat.« Jackie zeigte auf den Abschiedsbrief. »Legen Sie ihn mit Ninhydrin oder DFOS-Spray behandelt in die Defumigator-Kammer, und Sie sehen alles, was drauf ist.«
»Vielen Dank für den Tipp«, antwortete Lloyd patzig, wenngleich Jackies Wissen über die Methoden zur Fingerabdruckfeststellung ihn sichtlich beeindruckte.
Auch Alex betrachtete Jackie mit neuem Respekt. Dann richtete er den Blick wieder auf Lloyd, der sie missmutig anstarrte.
»Man muss überprüfen«, sagte Alex, »ob es wirklich seine Handschrift ist.«
»Das ist mir klar«, beteuerte Lloyd.
»Ich kann veranlassen, dass das Labor des Secret Service die Tests vornimmt und durchcheckt, was wir an Fingerabdrücken haben.«
»Es gibt kein besseres Labor als das des FBI«, maulte Lloyd.
»Aber unser Labor ist mit der Arbeit weniger im Rückstand. Wir ziehen hier alle am selben Strang, Agent Lloyd.«
Allem Anschein nach rührte dieser Hinweis endlich an eine tief im Innern des störrischen FBI-Agenten verborgene, dennoch vorhandene Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Augenblicke später schlug sein Verhalten vollständig um. »Ich nehme Ihr Angebot dankbar an, Agent Ford.«
»Sagen Sie Alex zu mir«, sagte Ford und deutete mit dem Kinn auf Simpson. »Sie heißt Jackie.«
»Und ich heiße Don, schlicht und ergreifend. Wir können Ihre Unterstützung tatsächlich gut gebrauchen. Das FBI ist mit Terroristenermittlungen überlastet. Sie müssen bloß den Erhalt quittieren. Was das angeht, ist der Gerichtsmediziner ein Korinthenkacker.«
Alex tat ihm den Gefallen und sah sich den Abschiedsbrief durchs Plastik genau an, ehe er ihn Jackie zur Verwahrung gab. »Ist denn irgendein Motiv für einen Suizid erkennbar? Soviel ich weiß, wollte er bald heiraten.«
»Diese Aussicht kann wahrscheinlich manchen Mann in den Selbstmord treiben«, meinte der Beamte der Park Police.
Die Bemerkung rief allgemeines Gelächter hervor, nur bei Jackie nicht, die für einen Moment den Anschein erweckte, als wollte sie ihre Waffe ziehen und dem Toten noch ein paar Leichen hinzugesellen.
»Um darauf antworten zu können, ist es noch zu früh«, erklärte Lloyd. »Wir werden es überprüfen. Aber nach dem jetzigen Stand der Dinge hat Patrick Johnson den Freitod
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