Camel Club 01 - Die Wächter
um und packte den Rest der neuen Kleidungsstücke in den Rucksack. Er streifte durch den Park und wühlte in den Papierkörben, bis er fand, was er suchte: die Morgenzeitung. Es stand nichts über die Entdeckung eines Leichnams auf Roosevelt Island darin; offenbar war sie zu spät erfolgt, als dass die Meldung es noch bis in die Morgenausgabe hatte schaffen können.
Stone ging zu einem Münztelefon und rief Caleb in dessen Büro im Jefferson Building der Kongressbibliothek an.
»Hast du schon was Neues gehört, Caleb? In der Zeitung steht noch nichts.«
»Ich achte seit heute Morgen auf die Nachrichten. Es heißt immer nur, dass Roosevelt Island wegen polizeilicher Ermittlungen unbekannten Zweckes geschlossen ist. Kannst du gegen ein Uhr hier sein, damit wir die Angelegenheit besprechen?«
Stone bejahte. »Hast du Vorsichtsmaßnahmen getroffen?«, fragte er.
»Ja. Die anderen auch. Reuben ist zur Arbeit gegangen, hat sich aber frei geben lassen. Mit Milton hab ich mich verständigt. Er bleibt daheim. Er hat ganz schönes Muffensausen.«
»Furcht ist eine natürliche Reaktion, wenn man so was erlebt hat wie wir.« Plötzlich fiel Stone etwas ein. »Äh, Caleb, es kann sein, dass du mich nicht erkennst. Ich hab mein Äußeres ein wenig verändert. Ich hielt es für nötig, weil die Wahrscheinlichkeit, dass die Mörder mich gesehen haben, am höchsten ist.«
»Gut, dann weiß ich Bescheid, Oliver.«
Stone zögerte. »Wäre es möglich, dass wir uns im Lesesaal treffen statt vor dem Gebäude, da ich jetzt einigermaßen präsentabel aussehe? Ich wollte mir den Saal schon lange mal anschauen, wollte dich an deinem Arbeitsplatz aber nicht in Verlegenheit bringen.«
»Natürlich kannst du hereinkommen, Oliver.«
Auf dem Weg zur Kongressbibliothek dachte Stone über Patrick Johnsons Mörder nach. Ihnen musste bald klar werden, dass die Augenzeugen sich nicht an die Polizei gewandt hatten. Und vielleicht erblickten sie darin ihre Chance – eine Chance, die mit der Vernichtung des Camel Clubs enden mochte.
KAPITEL 17
Alex bog vor Erreichen der steilen Steigung zum Potomac vom George Washington Parkway ab und steuerte das Auto auf den zu Roosevelt Island gehörigen Parkplatz. Die einzige Verbindung zwischen dem Parkplatz und der Insel bestand aus einer langen Fußgängerbrücke.
Auf dem Parkplatz wimmelte es von Polizeiwagen und FBI-Fahrzeugen. Ein Team der Gerichtsmedizin und Mitarbeiter der Forensischen Abteilung des FBI waren anwesend. Alex ahnte, dass er eine Parade von Uniformen und Einreihern an sich vorüberziehen lassen musste, bis er die Fundstelle besichtigt hatte.
»Das ist ja der reinste Rummelplatz«, bemerkte Jackie Simpson.
»Ja, und es dürfte ein Heidenspaß werden, wenn das FBI und die Park Police sich um die Zuständigkeit fetzen.«
Sie betraten die Brücke und zeigten einem Posten ihre Dienstausweise vor.
»Secret Service?«, meinte der uniformierte Polizist. Er wirkte verwirrt.
»Der Präsident schickt uns«, behauptete Alex und ging weiter. »Streng geheime Sache.«
Längs eines mit Absperrband markierten Weges begaben er und Jackie sich zum Tatort. Während sie sich näherten, hörte Alex Bruchstücke von Unterhaltungen; Handys plärrten ein hässliches Durcheinander von Melodien und Klingeltönen. Alex war stolz, dass sein Handy einfach nur läutete, wenn jemand ihn anrief.
Die beiden Agenten betraten den gepflasterten Platz vor dem Denkmal. Dort sah Alex sich um und verschaffte sich einen Überblick aller an den Ermittlungen Beteiligten.
Die Polizei des D.C. und die Park Police erkannte man an ihren Uniformen und der ein wenig unterwürfigen Art. Auch die Forensiker ließen sich ohne Weiteres unterscheiden. Die Anzugträger, die herumstanden, als würde die Insel ihnen gehören, waren zweifellos die Jungs vom FBI. Aber es waren noch einige andere Leute zugegen, die Alex nicht einordnen konnte.
Er schlenderte zu einem Uniformierten, den er für den ranghöchsten anwesenden Beamten der Park Police hielt. Aus seiner Sicht hatte es sich als Goldene Regel bewährt, diese Leute auf seiner Seite zu haben.
»Alex Ford, Secret Service. Das ist Agentin Simpson.« Der Polizist reichte ihnen die Hand. Mit dem Kinn deutete Alex auf die Leiche. »Was wurde bis jetzt festgestellt?«
Der Polizeibeamte zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich Freitod. Anscheinend hat der Bursche sich durch den Mund eine Kugel in den Kopf geschossen. Genaueres wissen wir erst, wenn die Gerichtsmedizin die
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