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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Taktik erwies sich als sehr effektiv.
    »Wir verlieren dort täglich ein Dutzend Soldaten«, erläuterte Hemingway. »Und aufgrund der kürzlich an der syrischen Grenze entstandenen neuen Front wird die Verlustquote des Militärs steigen. Unterdessen fördern die moslemischen Unabhängigkeitsbewegungen in Tschetschenien, Kaschmir, Thailand und Mindanao die ungehemmte Ausbreitung der radikalislamischen Ideologie. Und Afrika ist wieder ein vollkommen anderes Problem. Ein Großteil des nördlichen Nigeria hatte strikt die Scharia übernommen. Frauen werden wegen ›Unzucht‹ gesteinigt, kleinen Taschendieben hackt man die Hand ab. Anwerbung und Schulung der Terroristen erfolgt größtenteils übers Internet. Sie stehlen Identitäten und verwenden alle möglichen sonstigen Täuschungsmanöver, um ihre Aktivitäten zu verschleiern. Die Finanzierung erfolgt durch das Hawala, ein System formlosen Geldverkehrs. Es gibt kein zentrales Oberkommando, das wir angreifen könnten, daher sind verdeckte Operationen die einzig sinnvolle Strategie.«
    »Im Irak ist eine demokratische, vom Volk gewählte Regierung an der Macht«, stellte ein anderer Mann fest. »Trotz der Selbstmordattentate und der ständigen Schießereien sind die Menschen zur Wahl gegangen und haben ihre Stimme abgegeben. Und beachten Sie die Fortschritte im Libanon, in Kuwait, Afghanistan und Marokko. Langsam breitet sich in diesem Teil der Welt die Demokratie aus. Das ist ein wahres Wunder, auf das die moslemische Gemeinschaft stolz sein darf – und auch wir.«
    Hemingway richtete den Blick auf Gray. »Bis es im Irak zu Wahlen kam, hat unser Land eine halbe Billion Dollar investieren müssen, und die Kosten laufen weiter. Bei diesem Aufwand sind wir in fünf Jahren bankrott. Und als die Kurden ihre Unabhängigkeit ausgerufen haben, wurde das in Bagdad gar nicht günstig aufgenommen. Vielleicht dauert es nicht mehr lange, bis auch die Sunniten gegen die Herrschaft der Shia revoltieren. Gleichzeitig steigern die baathistischen Exilanten und ausländischen Insurgenten die Gewalt. Obendrein wird die irakische Regierung die USA voraussichtlich bald zum Truppenabzug auffordern, weil sie mit den Baathisten einen gewaltfreien Staatsstreich verabredet hat. Und dann tragen die Baathisten mit den Insurgenten, die etwas Ähnliches wie ein Taliban-Regime anstreben, den Endkampf aus. Schlussendlich wird der Irak instabiler sein als je zuvor, und ein Heer frisch gebackener Terroristen wird sich zu Attacken auf uns vorbereiten. Was also haben das viele Geld und das Blut unserer Soldaten uns eingebracht?«
    »Ich bin mir dieser Problematik bewusst«, gestand Gray. »Dass dieser Tag einmal kommt, wussten wir schon immer. Leider ist aus unserer Warte ein Truppenabzug völlig undenkbar. Die Lage ist viel zu unsicher.«
    Hemingway hob die Hände. »So sind nun mal die Konsequenzen in einem Land, das von einer Kolonialmacht künstlich geschaffen wurde, indem man innerhalb derselben Grenzen drei völlig unterschiedliche, kaum miteinander vereinbare Volksgruppen zusammengedrängt hat. Bei solch fremden Kulturen hat die Vorstellung einer Einheitsdemokratie von der Stange keinen Zweck. Die westliche Demokratie stützt sich auf die Trennung von Kirche und Staat. Moslems ist so etwas schwer zu verklickern. Deshalb sind Mali und der Senegal die einzigen moslemischen Nationen, die als durchweg freiheitliche Demokratien gelten können.«
    »Wir machen nicht die Außenpolitik der Regierung, Tom«, hielt Gray ihm entgegen, »wir versuchen lediglich, die Fehler auszubügeln und den Schaden zu begrenzen. Wie steht es um Indien und Pakistan?«
    Hemingway holte tief Luft. »Dort spitzt die Situation sich zu. Die aktuellen Verlustschätzungen für den Fall eines Atomkriegs zwischen den beiden Ländern gehen von fünfundzwanzig Millionen Toten und zwanzig Millionen Schwerverwundeten am ersten Tag aus. Das wäre ein Desaster, dem die ganze Welt nicht mehr abhelfen könnte. Und China und Indien schließen sich mit jedem Tag wirtschaftlich und militärisch enger zusammen. Die Lage bietet ernsten Grund zur Sorge.«
    »Und Ägypten?«, fragte Gray.
    »Steht kurz vor dem Knall, genau wie Indonesien und Saudi-Arabien«, antwortete Hemingway. »Seit dem Massaker am Hatschepsut-Tempel bei Luxor geht es in Ägypten mit dem Tourismus kontinuierlich bergab. Und schlechte wirtschaftliche Verhältnisse sind vorteilhafte Bedingungen für einen Umsturz.«
    Gray lehnte sich zurück. »Nun, es ist verständlich, dass

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