Camel Club 01 - Die Wächter
aufrechtzuerhalten«, erklärte Decker eilends und anscheinend sehr mit sich zufrieden. »Erlauben wir dagegen den Baathisten, die Macht wieder an sich zu reißen, unterdrücken sie jede Opposition, und es wird im Irak eine neue Diktatur im Stil von Saddam Hussein geben. Das dürfen wir auf keinen Fall dulden. Dann wäre all das Geld, alle geopferten Menschenleben vergeblich gewesen. Und falls so etwas im Irak geschieht, ist es auch vorstellbar, dass in Afghanistan die Taliban wieder Oberwasser kriegen.«
Brennan schaute Gray an. »Wie denken Sie darüber?«
Es ärgerte Gray, dass er nicht als Erster daran gedacht hatte. Auf dieser Schiene war Decker ihm eindeutig voraus. So ein kleiner Schweinehund. »Sie wären nicht der erste Präsident der Vereinigten Staaten, der eine solche Aktion genehmigt, Sir«, räumte er widerwillig ein.
Brennan machte nicht den Eindruck, als wäre er schon überzeugt. »Ich muss darüber nachdenken.«
»Gewiss, Mr. President«, lautete Deckers Antwort. »Allerdings stehen wir unter großem Zeitdruck. Und wie Sie wissen, würde es der amerikanischen Öffentlichkeit wenig gefallen, sollten der Irak und Afghanistan wieder unter den Einfluss uns feindlicher Regierungen geraten.« Er legte eine Kunstpause ein. »Und das wäre ein Vermächtnis, wie Sie es sich nicht wünschen, Sir, und erst recht nicht verdient haben.«
Aufgrund des sorgenvollen Ausdrucks auf Brennans Gesicht musste Gray dem Mann zugestehen – wie groß seine Abneigung gegen Decker auch sein mochte –, dass er tadellos für sein Anliegen plädiert hatte.
Nachdem Decker gegangen war, lehnte Brennan sich in den Sessel und nahm die Lesebrille ab. »Ehe wir weitermachen, will ich Ihnen etwas vorschlagen, Carter. Am elften September bin ich in New York, um an der Gedenkstätte eine Rede zu halten.« Gray wusste, was folgte, hielt aber den Mund. »Ich wüsste gern, ob Sie mich begleiten möchten. Schließlich haben Sie sich mehr als jeder andere dafür eingesetzt, dass sich so etwas niemals wiederholt.«
Es dürfte sehr selten vorgekommen sein, dass jemand die Einladung eines Präsidenten der Vereinigten Staaten abgelehnt hatte, ihn zu einer Veranstaltung zu begleiten. Doch gerade bei diesem Thema gab Gray wenig um die Tradition oder das Protokoll.
»Das ist ein überaus freundliches Angebot, Sir, aber ich möchte hier an einer privaten Gedenkfeier teilnehmen.«
»Ich weiß, dass es schmerzlich für Sie wäre, Carter, aber ich dachte mir, ich frage Sie einfach mal. Sind Sie sicher, dass Sie es so und nicht anders wollen?«
»Ganz sicher, Mr. President. Nochmals vielen Dank.«
»Also gut.« Für einen Moment schwieg Brennan. »Sie wissen, dass mein Heimatort nach mir benannt wird?«
»Ja, Sir. Ich gratuliere.«
Brennan lächelte. »Das ist eines von diesen Ereignissen, die peinlich und schmeichelhaft zugleich sind. Ich bezweifle nicht, dass die Einwohner des Ortes den Wunsch haben, einen der Ihren zu ehren, der weit gekommen ist, aber man wird dort mindestens ebenso sehr darauf hoffen, aus der ganzen Geschichte Kapital zu schlagen. Ich halte dort aus Anlass der Umbenennung eine Rede und drücke ein paar Hände. Begleiten Sie mich wenigstens dorthin?«
Wenn die wichtigste Regel lautete, niemals die Einladung eines Präsidenten auszuschlagen, lautete die zweitwichtigste Regel, es kein zweites Mal zu wagen.
»Danke, Sir, sehr gern.«
Der Präsident tippte mit der Lesebrille an seine Mappe mit den Unterlagen. »Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass ich nochmals für vier Jahre an diesem Schreibtisch sitze.«
»Ich würde sagen, mehr als wahrscheinlich, Sir.«
»Ich möchte offen mit Ihnen reden, Carter. Es bleibt unter uns.« Gray nickte. »Sehen wir einmal von den Erfolgen ab, die Sie beim Schutz unserer Landes zu verzeichnen haben – glauben Sie, dass die Welt heute sicherer ist als damals, als ich mein Amt angetreten habe?«
Sorgfältig dachte Gray über die Frage nach, versuchte zu durchschauen, welche Antwort sein Chef wohl hören wollte. Doch Brennans Miene blieb undeutbar, deshalb beschloss Gray, ihm die Wahrheit zu sagen. »Nein. Im Gegenteil, sie ist viel unsicherer.«
»Meine Berater warnen mich, dass dem Planeten in fünfzig Jahren die fossilen Brennstoffe ausgehen, legt man den gegenwärtigen Verbrauch zugrunde. Kein Flugverkehr mehr, nur noch ein paar Elektroautos, und aus Energiemangel kommt in den Städten das Leben zum Erliegen. Wie wir kommunizieren, arbeiten, reisen, an Nahrungsmittel gelangen, das
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