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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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war viel zu paranoid, um nicht auf Nummer sicher zu gehen. »Um mich unmissverständlich auszudrücken, Carter, ich bin wegen dieser Sache ziemlich sauer. Einen Skandal kann ich zurzeit am wenigsten gebrauchen.«
    »Ich werde tun, was in meiner Macht steht, Sir, damit es nicht dazu kommt.«
    »Es wäre am besten gewesen, Sie hätten Ihre Leute gründlicher überwacht«, tadelte der Präsident.
    »Da stimme ich Ihnen vollauf zu.« Gray schwieg kurz. »Sir«, fügte er dann hinzu, »eins ist ganz klar: Wir dürfen nicht dulden, dass diese leidige Entwicklung unser wichtigstes Wirken nachteilig beeinflusst.«
    Brennan blickte verwirrt. »Was meinen Sie?«
    »Wie Sie wissen, haben die Medien die Begabung, aus einer Maus einen Elefanten zu machen. Das ist ein erfolgreiches Konzept, um möglichst viele Zeitungen zu verkaufen, aber nicht unbedingt gut für die nationale Sicherheit.«
    Brennan zuckte mit den Achseln. »Die Medien dürfen sich auf den ersten Verfassungsartikel stützen, Carter. Dieses Prinzip ist unantastbar.«
    Gray beugte sich vor. »Ich behaupte nichts Gegenteiliges. Allerdings dürfen wir gegen undichte Stellen in unseren eigenen Reihen einschreiten und ebenso auf Inhalt und Zeitrahmen des Informationsflusses einwirken. Momentan wissen die Medien so viel wie wir. Sie berichten darüber, und der NIC wird zu dem Fall eine offizielle Stellungnahme abgeben. Ich glaube, so weit ist alles noch in Ordnung, aber es wäre auf gar keinen Fall in unserem Interesse, würde wegen einer solchen Sache die Aufgabe des NIC gefährdet.« Nochmals schwieg er einen Augenblick; dann trug er die Argumentation vor, die er während des Hubschrauberflugs sorgsam auswendig gelernt hatte. »Es gibt nur wenige Möglichkeiten, wie es für Sie politisch bedrohlich werden könnte, Sir. Ihre Opponenten sind dermaßen verzweifelt, dass sie bestimmt nach jedem Strohhalm greifen, um Ihnen zu schaden. Es ist denkbar, dass sie in ihrer Verzweiflung in diesem Vorgang eine Gelegenheit dazu sehen. Und die Geschichte zeigt, dass sie sogar gewisse Erfolgsaussichten haben. Um mich klar auszudrücken, Sir, wir können nicht zulassen, dass Ihre Gegner den Fall ausnutzen, um im November Ihre Wiederwahl zu verhindern. Egal wie die Wahrheit aussieht, sie ist nicht wichtig genug, um wichtiger als die Erringung Ihrer zweiten Amtszeit zu sein.«
    Brennan dachte eine Weile darüber nach. »Also gut«, sagte er schließlich, »wir werden gemeinsam die Medien an der Kandare halten. Immerhin geht es um die nationale Sicherheit. Und falls das FBI oder sonst jemand querschießt, geben Sie mir Bescheid.« Er verstummte und verfiel dann in seinen klangvollsten Politikerbariton. »Sie haben recht, die nationale Sicherheit darf unmöglich durch einen Menschen in Frage gestellt werden, der nebenbei Drogen verscherbelt.«
    Gray lächelte. »Ganz meine Meinung.« Gott sei Dank, dass wir Wahljahr haben.
    Brennan drückte auf dem Schreibtisch die Taste der Sprechanlage. »Sagen Sie Decker, er soll kommen.«
    Gray war überrascht. »Decker?«
    Brennan nickte. »Wir müssen über den Irak reden.«
    Eine Minute später kam Decker herein. Der Mittfünfziger hatte kurzgeschorenes graues Haar, angenehme Gesichtszüge und eine sehnige Figur, weil er jeden Tag acht Kilometer joggte, egal wo auf der Welt er sich gerade aufhielt. Decker war Witwer und eine der begehrtesten Partien der Stadt. Er hatte nie beim Militär gedient, seinen Werdegang jedoch in der Rüstungsindustrie begonnen, sich hochgearbeitet und ein ansehnliches Vermögen angehäuft, ehe er in die Politik ging. Dort hatte er einen ähnlich steilen Aufstieg geschafft, war unter anderem Marineminister und Stellvertretender Verteidigungsminister gewesen. Decker war der Inbegriff des Menschentyps, den man als für Washington typisch betrachtete: bauernschlau, redegewandt, rücksichtslos, ehrgeizig und deshalb weithin respektiert. Gray verabscheute ihn. In seiner Eigenschaft als Verteidigungsminister unterstand Decker das Pentagon, der Ausgabensektor, in den der überwiegende Teil der für geheimdienstliche Zwecke bestimmten Dollars flossen – Gelder, über die allerdings faktisch Gray die Kontrolle hatte. So erklärte es sich, dass Decker sich in der Allgemeinheit zwar kooperativ zeigte und in der Öffentlichkeit stets das Richtige sagte, insgeheim jedoch jede Gelegenheit wahrnahm – Gray wusste es genau –, um ihm in den Rücken zu fallen und seine Tätigkeit zu hintertreiben. Zudem war er Grays schärfster Rivale,

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