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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Erlebnissen auf der anderen Seite geprägt. Wochenlang hatte sie nicht mehr zu tun, als Nachrichten hin und her zu befördern. Dabei lernte sie Amerika, den Großen Satan, zum ersten Mal kennen. Gemeinsam mit einer Afghanin hatte sie verschiedene Läden aufgesucht. Es hatte die Afghanin regelrecht schockiert, in den Geschäften auf verschiedenen Produkten Abbildungen von Menschen zu sehen. Unter den Taliban waren solche Darstellungen ausgemerzt worden.
    Die Läden quollen von Waren über, und die Menschen liefen in der unterschiedlichsten Bekleidung umher. Männer und Frauen umarmten sich auf der Straße, küssten sich sogar vor Fremden. Alles stürmte so schnell auf Djamila ein, dass sie kaum folgen konnte. Es schien, als wäre sie in eine ferne Zukunft versetzt worden. Sie fühlte sich eingeschüchtert und zugleich auf seltsame Weise fasziniert.
    Dann war sie von der Gruppe, mit der sie nach Amerika gereist war, getrennt und in eine andere Stadt gebracht worden, wo man ihre Ausbildung fortgesetzt hatte. Sie erhielt eine neue Identität, Empfehlungsschreiben und Zeugnisse. Und den speziellen Lieferwagen, den sie jetzt fuhr. Dann schickte man sie nach Brennan, wo sie bei den Franklins Kindermädchen wurde. Djamila hatte Freude an der Arbeit und war gern mit den Jungen zusammen, doch mit der Zeit beschlich sie Heimweh.
    Stets hatte Djamila sich auf den Tag gefreut, an dem sie die Hadschi antreten konnte, die Pilgerreise zur heiligsten Stätte des Islam, nach Mekka, dem Geburtsort Mohammeds. Als Kind hatte sie Geschichten über Leute gehört, die dieses wichtigste Ereignis im Leben eines Moslems schon erlebt hatten. Djamila hatte sich in ihrer Phantasie ausgemalt, in Mekka in dem riesigen Kreis der Pilger um die Große Moschee zu stehen und ihre Gebete zu verrichten.
    Von dort gingen die Pilger weiter nach Muzdalifa, wo das Abendgebet stattfand und jeder Pilger einundzwanzig Steine zur symbolischen Steinigung Satans in Mina sammelte. In Mina folgten im Laufe zweier oder dreier Tage verschiedene Zeremonien, bevor man nach Mekka zurückkehrte. Eine Familie, die diese Pilgerfahrt vollbracht hatte, durfte ihrem Namen die Bezeichnung Hadschi voranstellen.
    Doch Djamila hatte keine Gelegenheit gehabt, nach Mekka zu pilgern, bevor der Krieg über ihr Land hereinbrach. Inzwischen bezweifelte sie, dass sie die Pilgerfahrt jemals nachholen konnte. Vielleicht kehrte sie nicht mehr lebend in ihr Geburtsland zurück.
    Sie packte die Sachen, die sie für die Arbeit brauchte, ging zu ihrem Lieferwagen und blickte in den Laderaum, in dem eine Besonderheit versteckt war, die als Extra anzubieten dem Fahrzeughersteller niemals in den Sinn gekommen wäre.
    In Brennans Stadtmitte war Captain Jack soeben neuer Eigentümer einer Autowerkstatt geworden. Der seriös aussehende, in einen eleganten Zweiteiler gekleidete »Unternehmer« nahm die Schlüssel entgegen, dankte dem Verkäufer und seinem Makler und fuhr in seinem Audi Cabrio davon. Beide hatten gelächelt, das Geld eingestrichen und Captain Jack viel Glück gewünscht. Auch euch viel Glück, hätte er am liebsten erwidert. Und viel Glück für Brennan. Das Kaff wird es brauchen.
    Wenige Minuten später hielt Captain Jack am Bordstein, klappte sein iPAQ auf, ging online und besuchte den aktuellen Chatroom. Heute war der Film Das zauberhafte Land an der Reihe. Er konnte sich erinnern, den Film als Kind gesehen zu haben. Jack hatte stets mit den versklavten Flugaffen sympathisiert – wahrscheinlich im Gegensatz zu den meisten Zuschauern. Er schickte eine Nachricht ab, mit der er ein Treffen im Park vereinbarte.
    Die Autowerkstatt bildete einen wichtigen Teil der Operation, und dabei spielte auch die Frau eine Rolle. Falls sie nicht spurte, war alles vergeblich gewesen. Aus gesichtslosen E-Mails ließen sich die Fähigkeiten eines Menschen nicht ablesen, erst recht nicht, ob er den Willen hatte, eine bestimmte Aufgabe verlässlich zu erfüllen.
    Manchmal musste man ihn sich persönlich ansehen.
    Der Tag war bedeckt und ein wenig kühl, sodass der Park nahezu menschenleer war. Captain Jack setzte sich auf eine Parkbank, las die Tageszeitung und trank Kaffee aus der Thermoskanne. Bevor er aus dem Auto gestiegen war, hatte er den Park eine halbe Stunde lang aufmerksam beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit, dass er unter Beobachtung stand, stufte Jack als astronomisch gering ein. Dennoch – in seinem Gewerbe überlebte man nicht lange, wenn man kleine, aber entscheidende Einzelheiten außer

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