Camel Club 01 - Die Wächter
gewohnheitsmäßig.
»Vor einer Weile hat mich ein Anruf des Präsidenten erreicht. Er ist in der Air Force One auf Wahlkampftour. Dennoch hat er sich die Zeit genommen, Ihretwegen mit mir zu telefonieren. Deshalb habe ich Sie zu mir bestellt.«
In Alex’ Körper schien das Blut zu stocken. »Der Präsident hat wegen mir angerufen, Sir?«
»Und erraten Sie auch, warum?«
Alex blickte Sykes an, der auf den Fußboden starrte. Jackies Blick ruhte auf Alex; sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie die Absicht, seine Partei zu ergreifen. »Wegen des Falls Patrick Johnson?« Alex konnte die eigene Stimme kaum hören.
»Volltreffer!«, dröhnte Martin und hieb die Faust auf den Tisch, sodass alle übrigen Anwesenden zusammenzuckten. »Da Sie nun schon die Waschmaschine gewonnen haben, Ford, möchten Sie noch mal raten? Erraten Sie, was Sie getan haben, um ein Telefonat des Präsidenten der Vereinigten Staaten auszulösen?«
Alex’ Mund wurde knochentrocken, doch der Direktor wünschte offenbar eine Antwort. »Ich habe hinsichtlich Patrick Johnsons Ableben ermittelt. Genau damit bin ich beauftragt worden.«
Martin schüttelte schon den Kopf, bevor Alex halb zu Ende gesprochen hatte. »Das FBI ist in diesem Fall der führende Ermittler. Nach meinem Verständnis sind Sie lediglich als Beobachter für die Ermittlungen abgestellt worden, um die Interessen des Secret Service zu wahren. Unsere einzige Verbindung zu dem Verstorbenen besteht darin, dass er aus Sicht der Personalverwaltung gemeinsamer Mitarbeiter unserer Organisation und des NIC war, aber in der Praxis unterstand John ganz der Weisungsbefugnis und Jurisdiktion des NIC. Oder sind Sie gegenteiliger Auffassung?«
Alex sparte sich die Mühe, Sykes anzusehen. »Nein, Sir.«
»Gut, ich bin froh, dass das klar ist. Weiter. Das FBI hat in Mr. Johnsons Haus Drogen entdeckt und orientiert sich bei seinen Ermittlungen an diesem Fund, der den berechtigten Rückschluss nahelegt, dass Johnson mit besagten Drogen gehandelt und sich aus diesen Geschäften erhebliche illegale Einnahmen verschafft hat. Infolgedessen ist davon ausgegangen worden, dass es zwischen seiner Tätigkeit beim NIC und seinem Tod keinen Zusammenhang gibt. Ist Ihnen diese Einschätzung bekannt?«
»Jawohl, Sir.«
»Auch das ist gut.« Martin stand auf, und Alex machte sich auf einen Anschiss gefasst. Er wurde nicht enttäuscht. »Nachdem das jetzt alles klar ist«, rief Martin wütend, »würden Sie mir vielleicht mal erklären, was Sie sich dabei gedacht haben, den NIC aufzusuchen und in dieser Sache ausgerechnet Carter Gray zu vernehmen?« Sein Ausbruch ließ sich am ehesten mit dem langgezogenen Geheul eines Feldwebels auf dem Exerzierplatz vergleichen.
»Ich habe unterstellt, Sir«, antwortete Alex, sobald er wieder Worte fand, »dass ich richtig vorgehe, wenn ich mich auch ans NIC wende, um den Fall von allen Seiten zu beleuchten. Dort ist für uns die Untersuchung des Abschiedsbriefs erledigt worden, und…«
»Haben Sie Carter Gray vernommen oder nicht?«
»Das habe ich nicht, Sir. Er ist plötzlich aufgekreuzt und hat uns von sich aus angeboten, uns Johnsons Arbeitsplatz zu zeigen. Bis dahin hatte ich lediglich mit zwei seiner Untergebenen gesprochen, die sich allerdings nicht allzu hilfsbereit zeigten.«
»Haben Sie gedroht, einen Durchsuchungsbefehl für das NIC-Gebäude zu beantragen?«
Alex hatte den Eindruck, dass sein Herz einen Schlag ausließ. »Das war nur eine Routinebemerkung, die…«
Wieder drosch Martin die Faust auf den Schreibtisch. »Haben Sie ’s getan oder nicht?«
Alex spürte Schweißperlen auf der Stirn. »Doch, Sir.«
»Haben Sie etwas Aufschlussreiches in Erfahrung gebracht, als Sie im NIC waren? Sind belastende Indizien gefunden worden? Liegen Hinweise vor, dass Minister Gray an irgendeinem finsteren Komplott beteiligt ist?«
Wenngleich er wusste, dass Martin nur rhetorische Fragen stellte, fühlte Alex sich zu einer Antwort genötigt. »Wir sind an nichts geraten, was die Ermittlungen sonderlich weitergebracht hätte. Aber ich betone, Sir, Minister Gray hat uns auf eigene Initiative zu Johnsons Arbeitsplatz begleitet. Und wir haben seine Zeit nur für wenige Minuten beansprucht.«
»Gestatten Sie mir, Sie in die politischen Seiten unseres Gewerbes einzuweihen, Alex. Minister Gray ist Ihnen im NIC nicht rein zufällig über den Weg gelaufen. Man hat ihn auf Ihre Anwesenheit und Ihre Absichten aufmerksam gemacht, deshalb hat er sich an Sie gewandt. Er
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