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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Fische mit Flossen und Schuppen, genau wie bei den Juden. Die Juden bereiten ihre Mahlzeiten so zu, wie es auch für Moslems annehmbar ist. Zum Beispiel lassen sie dem Fleisch alles Blut auslaufen. Wir Moslems dürfen weder Blut trinken, noch darf Blut in unserem Essen sein. Und Juden töten keine Tiere durch Elektrizität oder Lebendkochen. Allerdings rufen sie nicht dreimal Allahu akbar – Gott ist groß –, wenn sie ein Tier schlachten. Und Gott lässt sein Volk nicht hungern, wenn es kein halal Essen findet. Ruft man Gottes Namen an, wird die Nahrung halal . Nicht alle Moslems essen die Speisen der Juden, aber ich halte mich an koscheres Essen, wenn ich keine halal Lebensmittel bekommen kann.«
    Lori Franklin furchte die Stirn. »Also ehrlich, irgendwie verstehe ich das nicht. Fast täglich liest man von Kämpfen zwischen Juden und Moslems. Da sollte man doch meinen, wenn ihr jüdische Nahrungsmittel akzeptiert und die Juden in eurer Bibel erwähnt werden, müsstet ihr eigentlich auch fähig sein, Mittel und Wege zu finden, dass ihr friedlich zusammenlebt.«
    Djamilas Haltung verkrampfte sich. »Bei den Auseinandersetzungen geht es nicht ums Essen. Ich könnte Ihnen vieles erzählen, das…«
    »Mag sein, Djamila«, fiel Lori ihr ins Wort, »aber ich lege keinen Wert auf schauerliche Einzelheiten. Nach dem Mittagessen muss ich mich mit George treffen. Er hat die Flugtickets für heute Abend vergessen. George kann sich überhaupt nichts merken! Man sollte meinen, dass ein Investment-Banker ein besseres Gedächtnis hat.«
    Als Lori nach dem Mittagessen das Haus verlassen hatte, setzte Djamila die Kinder in den Lieferwagen und fuhr zum Park. Unterwegs beschäftigte sie sich in Gedanken mit ihrer jüngsten Vergangenheit.
    In Pakistan war sie jungen Männern begegnet, die Tagebücher geführt hatten, die sie »Protokolle des Opfergangs« nannten – ihrer Selbstaufopferung. Im Westen, so wusste Djamila, hießen sie Selbstmordtagebücher. In Zeitungen hatte sie Auszüge solcher Tagebücher gelesen, die bei jungen Männern gefunden worden waren, die für den Islam ihr Leben hingegeben hatten. Djamila hatte schon darüber nachgedacht, wie wohl der letzte Tag ihres Lebens verlaufen mochte. In ihrer Phantasie stellte sie sich vor, was sie dachte und wie sie empfand, wenn dieser Tag kam. Sie hatte viele Fragen und beunruhigende Zweifel. Würde sie tapfer sein? Sie hatte sich ausgemalt, voller Edelmut und Gelassenheit zu sterben, oder war das unrealistisch? Würde sie unmittelbar nach ihrem Tod ins Paradies eingehen? Würde jemand um sie trauern?
    Unter normalen Umständen duldete man es nicht, dass Frauen in einer Gruppe mit Männern zusammenarbeiteten, denn es gab strenge Regeln und Stammesbräuche, die untersagten, dass Männer und Frauen Umgang hatten, die nicht verwandt waren. Doch es hatte sich rasch gezeigt, dass man moslemische Männer in den USA stets argwöhnisch beobachtete, moslemischen Frauen hingegen deutlich mehr Freiraum zugestand. Aus diesem Grund wurden moslemische Frauen jetzt in immer größerer Zahl eingesetzt.
    Einem der Männer, der gemeinsam mit Djamila ausgebildet worden war, hatte sie sich sehr nahe gefühlt. Achmed war Iraner gewesen, sodass sie anfangs Misstrauen verspürt hatte, denn zwischen dem Iran und Djamilas Heimatland hatte es immer schon Spannungen gegeben. Allerdings beschrieb Achmed das Leben in Teheran ganz anders, als man es Djamila im Irak geschildert hatte.
    »Die Menschen wollen glücklich sein«, hatte Achmed gesagt. »Das können sie aber nur, wenn sie frei sind. Man kann Gott lieben und zu ihm beten, auch ohne anderen Leuten Vorschriften über ihre Lebensführung zu machen.«
    Achmed hatte ihr erzählt, dass iranische Frauen Auto fahren und zur Wahl gehen durften, sogar ins Parlament gewählt werden konnten. Sie mussten nicht ihr Gesicht verhüllen, nur ihren Körper und ihr Haar bedecken; seit einiger Zeit benutzten sie sogar Kosmetika. Auch würden in großen Mengen Satellitenschüsseln ins Land geschmuggelt, erzählte Achmed, sodass Männer und Frauen gemeinsam in Autos saßen und Musik hörten. Wenn man wusste, wohin man sich zu wenden hatte und das Richtige sagte, war es möglich, die Vorschriften zu umgehen. Man fand Gelegenheit, das Leben zu genießen, wenn vielleicht auch nur für kurze Zeit. Außerdem hatte er Djamila gesagt, dass ihr Name, der auf Arabisch »schön« bedeutete, wundervoll zu ihr passte. Seine Worte hatte sie sehr froh gemacht, und ihr waren

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