Camel Club 02 - Die Sammler
Name nicht Susan …«
»Nein?«
»Zweitens … Verraten Sie mir Ihren wirklichen Namen, und ich sage Ihnen meinen.«
Stone zögerte nur ein Sekunde. »Franklin. Aber meine Freunde nennen mich Frank. Und Sie?«
»Eleanor. Meine Freunde rufen mich Ellie.«
»Franklin und Eleanor?«, meinte Stone und blickte sie belustigt an.
»Sie haben damit angefangen.« Sie lächelte, obwohl ihr gleichzeitig Tränen in die Augen traten und sie heftig zu zittern begann. »Ach, Jonathan …« Stone hob die Arme und fasste sie an den Schultern, stützte sie. »Ich kann’s nicht glauben«, sagte sie. »Dabei habe ich den Mann seit einer Ewigkeit nicht gesehen.«
»Es ist verständlich, wenn Sie ihm noch nachtrauern.«
»Bis jetzt wusste ich es selbst nicht genau.«
»Es ist nicht verboten.«
»Mir geht’s gleich wieder besser. Glauben Sie mir, ich habe schon viel Schlimmeres durchgestanden.« Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen, musste sie hemmungslos schluchzen. Stone zog sie an sich, als ihre Beine versagten. Beide sanken sie zu Boden, kauerten sich auf den Beton des Gehwegs. Stone hielt sie in den Armen, während ihre Finger sich an ihn krallten, ihre Tränen ihm Hemd und Haut benetzten.
Fünf Minuten später seufzte sie noch einmal schwer; dann gewann sie die Fassung wieder, stemmte sich von Stone ab, rieb sich mit dem Ärmel die geschwollenen Augen und die triefende Nase. »Entschuldigen Sie«, bat sie Stone. »Sonst verliere ich nie, wirklich niemals die Beherrschung.«
»Es ist nicht ungewöhnlich, um einen geliebten Menschen zu weinen.«
»Nur ist es nicht … Ich meine … Sie haben nie …«
Stone legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Mein echter Name lautet John«, sagte er leise. »John Carr.«
Kurz verkrampfte sich Annabelle, dann lockerte sich ihre Haltung. »Ich bin Annabelle Conroy. Nett, Sie kennen zu lernen, John.« Gedehnt ließ sie den Atem entweichen. »Puh, so was tue ich ganz selten.«
»Ihren echten Namen benutzen? Dafür hab ich Verständnis. Die letzte Person, der ich meinen Namen genannt habe, wollte mich auf der Stelle umbringen.«
Er richtete sich auf und half ihr beim Aufstehen. Als er sich abwandte, hielt sie ihn an der Hand zurück. »Danke, John, für … für alles.« Ihre Dankbarkeit machte ihn sichtlich verlegen, doch Annabelle überbrückte den peinlichen Augenblick. »Am besten beeilen wir uns und finden heraus«, sagte sie, »ob wir Milton und Caleb aus irgendeiner Bredouille retten müssen. Einverstanden?«
Einen Moment später eilten sie wieder gemeinsam im Laufschritt die Straße hinunter.
KAPITEL 59
Annabelle und Stone benutzten das Kundentelefon einer Tankstelle und bekamen Caleb an den Apparat. Er hatte sich von dem Schreck, Norman Janklows Leiche entdeckt zu haben, noch nicht ganz erholt, konnte den Vorfall jedoch in wesentlichen Zügen schildern. Stone rief Reuben an. Alle kamen überein, sich nochmals an Stones geheimem Zufluchtsort zu treffen. Eine Stunde später saßen sie wieder zusammen. Zuerst erzählten Stone und Annabelle, was sie erlebt hatten.
»Verdammt noch mal«, schimpfte Reuben. »Nur gut, dass du an die Sauerstoffflasche gedacht hast, Oliver.«
Dann kamen Caleb und Milton an die Reihe. »An einem Münztelefon haben wir die Polizei benachrichtigt«, sagte Caleb zum Schluss. »Nur hat’s in dieser Welt der fröhlichen Handybesitzer ungefähr eine Stunde gedauert, eines zu finden. Gott sei Dank war ich so geistesgegenwärtig, den Kerzenleuchter mitzunehmen. Da sind nämlich meine Fingerabdrücke drauf.«
»Hast du außer dem Leuchter irgendwas angefasst?«, fragte Stone.
Caleb machte eine sorgenvolle Miene. »Ich hab auch das Geländer vor der Haustür berührt.« Er warf Milton einen grimmigen Blick zu. »Weil es unserem Technikexperten da beliebt hat, mich bis aufs Mark zu erschrecken. Und vielleicht hab ich im Haus noch andere Sachen angepackt, ich weiß es nicht mehr. Stattdessen hab ich versucht, das ganze Erlebnis zu verdrängen.«
»Sind deine Fingerabdrücke in den behördlichen Datenspeichern?«, lautete Stones nächste Frage.
»Selbstverständlich.« Caleb stöhnte auf. »Na, es wäre nicht das erste Mal, dass die Bullen was von mir wollen, und wahrscheinlich wird es auch nicht das letzte Mal sein.«
»Was könnte dieser Janklow mit alldem zu tun haben?«, fragte Reuben.
»Er kann Spion gewesen sein, so wie English«, antwortete Stone. »Das bedeutet, es gab wohl auch in den Büchern, die er gelesen hat, versteckte
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