Camel Club 02 - Die Sammler
bringen.«
»Das tue ich am liebsten«, sagte Leo, biss in ein Schinken-Sandwich und trank einen tiefen Schluck Bier.
KAPITEL I0
KAPITEL I 0
Sie beschlossen, dass Annabelle und Leo einen ersten Schub falscher Schecks vorlegen sollten. Tony sollte Leo begleiten, um in der Praxis angelernt zu werden. Freddy hatte derweil für jeden Beteiligten je ein Sortiment neuer Ausweise sowie eine Anzahl diverser Bescheinigungen fabriziert. Diese Dokumente passten entweder zu einem privaten Scheckempfänger oder enthielten die Vollmacht einer Firma. Annabelle hatte Leo und Tony ermahnt, jeweils nur ein Dokument bei sich zu tragen. Im Ernstfall wäre es schwierig, erklärte sie, sich herauszureden, wenn man Papiere mit acht verschiedenen Identitäten in der Tasche hatte.
Mehrere Schecks waren auf Privatpersonen ausgestellt, jedoch nur mit Beträgen von höchstens 10000 Dollar, weil eine Bank bei höheren Summen die zuständige Steuerbehörde informieren musste. Um 2,1 Millionen Dollar abzuzocken, hätten also viel zu viele derartige Schecks herhalten müssen. Darum hatte Freddy sämtliche übrigen Schecks auf Scheinfirmen ausgestellt, für die Annabelle bei verschiedenen Banken Konten eröffnet hatte. Für Firmen bestimmte Schecks konnten höhere Beträge als 10000 Dollar aufweisen, ohne dass die Behörde sich dafür interessierte. Der Haken war, dass keine Bank einen an eine Firma gerichteten Scheck bar auszahlte. Die Summe musste dem Konto gutgeschrieben werden. Deswegen hatte Annabelle, um Geschäftstätigkeit vorzutäuschen, mehrere Monate lang auf diesen Konten einen regen Zahlungsverkehr aus Gut- und Lastschriften betrieben. Sie wusste genau, dass Banken nervös wurden, wenn von neuen Konten unversehens größere Mengen Bargeld über den Tisch wanderten, weil so etwas immer nach Geldwäsche stank.
Annabelle und Leo schulten Tony zwei Tage lang und bereiteten ihn auf jede erdenkliche Schwierigkeit vor, in die er beim Vorlegen falscher Schecks geraten konnte. Abwechselnd schlüpften sie in die Rolle von Kassierern, Abteilungsleitern, Sicherheitsdienstlern und Bankkunden. Tony lernte schnell, und nach Ablauf der beiden Tage erklärten sie ihn für reif, als Scheckbetrüger auch im öffentlichen Raum erste Schritte zu tun, nachdem er Leo ein paarmal beim Ernstfall zugeschaut hatte.
Die ersten zehn Coups klappten reibungslos. Mal trat Annabelle als Rothaarige auf, mal als Blondine, mal als Brünette. Das Innere des Lieferwagens war zum Umkleideraum mitsamt Schminktisch und Spiegel umgestaltet worden. Nach mehreren Coups veränderten sie und Leo regelmäßig während der Fahrt zur nächsten Bank ihr Aussehen. Mal trug Annabelle eine Brille, mal Kopftuch, mal Hose, Rock, Bluse, Sweatshirt, Baseballkappe. Dank des ständigen Kleidungswechsels, immer anderen Frisuren und wechselndem Make-up konnte Annabelle ihr Äußeres und ihr scheinbares Alter in beachtlichem Maße abwandeln. Sie zog ausschließlich flache Schuhe an, weil sie dann mit ihren eins achtundsiebzig weniger auffiel als mit hohen Absätzen. Und auch wenn sie nie einen Blick in eine Linse warf, war sie sich stets dessen gewahr, dass jeder ihrer Schritte von Überwachungskameras aufgezeichnet wurde.
Leo spielte nacheinander mehrere Rollen, darunter den Geschäftsmann und den Büroboten, den wohlhabenden Pensionär und den Rechtsanwalt.
Annabelles durch Erfahrung geübter Umgang mit Kassierern und anderen Bankangestellten war lässig ohne jede Befangenheit. Geschickt versetzte sie ihr Gegenüber in aufgelockerte Stimmung, plauderte über Gott und die Welt oder erzählte, wie sehr sie das wunderschöne San Francisco mochte, selbst bei diesigem Wetter.
»Ich habe diese Beratungsfirma jetzt seit vier Jahren«, sagte sie bei Coup Nummer elf zur Kassiererin, »und das ist das höchste Honorar, das ich bis jetzt verdient habe. Gott, was habe ich dafür geschuftet!«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte die Frau, wobei sie in die Tasten hämmerte. »40000 Dollar sind ein hübsches Sümmchen.« Annabelle hatte den Eindruck, dass die Frau sich den Scheck, die Firmendaten sowie den perfekt gefälschten Ausweis ein bisschen zu genau anschaute.
Sie bemerkte, dass die Angestellte keinen Ehering trug, vor kurzem aber noch einen gehabt haben musste, denn an der Stelle, wo ein Ehering gewöhnlich auf dem Ringfinger saß, war die Haut heller.
»Mein Exmann hat mich wegen einer Jüngeren sitzen lassen und unsere Konten leergeräumt«, sagte Anabelle mit glaubhaft
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