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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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»Ist das wahr?«
    »Ja«, gab sie unumwunden zu. Über den Oberrand des Lakens konnte man ihre nackten Schultern sehen.
    »Ich komme allein klar!«, schnauzte Tony. »Ich muss nicht bemuttert werden!«
    »Ich tue es nicht für dich«, erwiderte Annabelle, »sondern weil du uns alle in die Pfanne haust, wenn du was verbockst.« Ihre Augen funkelten; dann entspannte sie sich wieder. »Außerdem wäre es dumm, einen begabten Abzocker gleich am Anfang zu überfordern. Das gibt mehr Schaden als Nutzen.«
    Sie verschwand hinter dem Laken. Da durch die polarisierten Fenster des Lieferwagens ein wenig Licht fiel, war das Laken leicht durchsichtig. Tony stierte auf Annabelles Umrisse, als sie die Kleider wechselte.
    Leo versetzte ihm einen Rippenstoß. »Guck dir nicht die Augen aus dem Kopf, du geiler Bock.«
    Langsam drehte Tony sich weg. »Tut mir leid …«, sagte er halblaut.
    »Hast du noch nie ’ne schöne Frau beim Umkleiden gesehen?«
    »Nein … doch, ja.« Tony starrte auf seine Hände.
    »Was ist los, Junge?«, fragte Leo.
    Tony hob den Blick. »Ich glaube, sie hat mich eben einen ›begabten Abzocker« genannt.«
    KAPITEL II

 
    KAPITEL I I
     
    Der letzte Scheck war fällig. Tony wartete vor der Kassiererin, einer niedlichen jungen Asiatin mit schulterlangen schwarzen Haaren, makelloser Haut und hohen Wangenknochen. Sie gefiel Tony sehr, sodass er sich vorbeugte und einen Arm auf den Kassenschalter stützte.
    »Wohnen Sie schon länger hier?«, fragte er.
    »Ein paar Monate. Ich komme aus Seattle.«
    »Da ist das Wetter ähnlich wie hier«, sagte Tony.
    »Ja.« Die Frau lächelte, ohne die Arbeit zu unterbrechen.
    »Ich bin gerade erst aus Vegas hergezogen«, behauptete Tony. »Da gibt’s bei Tag und Nacht nur Rummel.«
    »Las Vegas? Da war ich noch nie.«
    »Oh Mann, da geht der Bär ab. Sie müssen da mal hin.« Leise fügte Tony hinzu: »Und es heißt: Was in Vegas passiert, behält Vegas für sich.« Erwartungsvoll musterte er die Bankangestellte. »Ich würd’s Ihnen gern mal zeigen.«
    Sie streifte ihn mit einem tadelnden Blick. »Ich kenne Sie doch gar nicht.«
    »Na schön, wir müssen ja nicht gleich mit Vegas loslegen. Vielleicht mit ’nem Abendessen?«
    »Und wenn ich einen Freund habe?«, fragte die Angestellte ein wenig patzig.
    »Ein so hübsches Wesen wie Sie hat bestimmt einen Freund. Dann muss ich mir eben noch mehr Mühe geben, dass Sie ihn vergessen.«
    Die Frau errötete und senkte den Blick, doch jetzt lächelte sie wieder. »Sie sind ganz schön frech.« Ihre Finger klackerten auf der Computertastatur. »So. Haben Sie irgendeinen Ausweis?«
    »Nur wenn Sie versprechen, nicht Nein zu sagen, wenn ich Sie bitte, mit mir auszugehen.«
    Sie nahm seinen Ausweis entgegen und streifte dabei mit den Fingern seine Hand. Wieder lächelte Tony ihr zu. Sie betrachtete den Ausweis und wirkte plötzlich verdutzt. »Ich dachte, Sie wären aus Vegas.«
    »Stimmt genau.«
    »Aber hier steht Arizona.« Sie drehte den Ausweis um und zeigte ihn Tony. »Und das Foto sieht Ihnen gar nicht ähnlich.«
    Ach du Scheiße! Er hatte den verkehrten Ausweis aus der Tasche geholt. Obwohl Annabelle ihnen eingeschärft hatte, immer nur einen Ausweis bei sich zu tragen, hatte Tony – starrsinnig, wie er war – immer alle Ausweise bei sich gehabt. Auf diesem Foto hatte er blonde Haare, einen kurzen Ziegenbart und trug eine Intellektuellenbrille.
    »Ich … Ich hab in Vegas gearbeitet, aber in Arizona gewohnt, weil’s da billiger ist«, sagte er hastig. »Und nach dem Umzug hab ich beschlossen, meinen Typ zu ändern, andere Haarfarbe, Kontaktlinsen und so … Sie wissen schon.« Noch während Tony seine lahmen Ausreden heruntersülzte, begriff er, dass er die Tour vermasselt hatte.
    Die Kassiererin beäugte den Scheck, und ihr Gesichtsausdruck wurde noch argwöhnischer. »Das ist ein kalifornischer Bankscheck einer kalifornischen Firma, aber die Bankleitzahl gilt für New York. Wie kommt das denn?«
    »Bankleitzahl?«, wiederholte Tony, dessen Stimme jetzt bebte. »Von so was hab ich keine Ahnung.« Er sah an der Miene der Frau, dass sie ihn im Stillen bereits des Scheckbetrugs für schuldig befunden hatte. Sie legte den Scheck und Tonys verkehrten falschen Ausweis vor sich auf den Kassenschalter und schaute in die Richtung eines Mannes vom Sicherheitsdienst.
    »Ich muss meinem Abteilungsleiter Meldung machen«, sagte die Kassiererin.
    »Was geht hier eigentlich vor?«, fragte eine leise, aber scharfe Stimme.

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