Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
Echtheitsprüfungen unterzogen?«
    »Nein, aber ich hab’s gesehen, in den Händen gehalten und gerochen!«
    »Mein Gott, Mann, anhand einer so ungenügenden Untersuchung können Sie doch keine Gewissheit haben! Eine solch herausragende Sammlung hat DeHaven doch gar nicht besessen. Einen Tamerlane, ja, etliche Inkunabeln, ja, einen Dante, den übrigens ich ihm verkauft habe – das war der Kern seiner Sammlung. Niemals kann eine Erstausgabe des Psalm Books Bestandteil der Sammlung gewesen sein.«
    »Und wie ist Jonathan dann an das Buch herangekommen?«, fragte Caleb frech.
    Pearl schüttelte den Kopf. »Woher soll ich das wissen?« Sein Blick streifte die anderen Clubmitglieder. »Wie Ihr Freund Ihnen bestimmt erzählt hat, existieren weltweit nur noch elf Originaldrucke des Bay Psalm Books. Stellen Sie sich das einmal vor, Gentlemen. Um Ihnen eine Vergleichsmöglichkeit zu geben: Von Shakespeares erster Folioausgabe gibt es immerhin noch 228 Stück. Und von den elf Exemplaren des Bay Psalm Books sind nur fünf vollständig.« Er streckte die Finger der rechten Hand in die Höhe. »Fünf«, betonte er in tiefem Ernst.
    Als Stone in Pearls glänzende schwarze Augen blickte, die aus den tiefen Höhlen zu quellen schienen wie Öl aus der Erde, erkannte er mit unumstößlicher Gewissheit, dass eine psychologische Diagnose Vincent Pearls nur zu einem Befund führen konnte: Dieser Mann litt an Bibliomanie.
    Wieder wandte der Antiquar sich an Caleb. »Und da der Verbleib aller elf Exemplare bekannt ist, wüsste ich nicht, wie eins in Jonathan DeHavens Sammlung gelangt sein könnte.«
    »Warum sollte er eine Fälschung im Tresor aufbewahren?«, hielt Caleb ihm entgegen.
    »Vielleicht hielt er sie für echt.«
    »Der Abteilungsleiter der Raritätenabteilung der Kongressbibliothek soll auf eine Fälschung hereingefallen sein?«, sagte Caleb verächtlich. »Das bezweifle ich.«
    Pearl blieb unbeeindruckt. »Ach ja? Und wieso hätte die Kongressbibliothek dann beinahe eine Fälschung des Oath angekauft? Die Menschen glauben gern, was sie glauben möchten – dagegen sind auch Büchersammler nicht gefeit. Nach meinen Erfahrungen kennt der Selbstbetrug keine Schranken.«
    »Vielleicht wäre es am besten«, erwiderte Caleb hartnäckig, »Sie kämen in Jonathans Haus, um sich persönlich davon zu überzeugen, dass das dortige Psalm Book ein Original ist.«
    Mit den langen, schlanken Fingern der Rechten strich Pearl sich durch den Vollbart, während sein grimmiger Blick auf Caleb ruhte.
    »Selbstverständlich wäre mir auch Ihr sachkundiges Urteil über den Rest der Sammlung höchst willkommen«, fügte Caleb in ruhigerem Tonfall hinzu.
    »Ich glaube, ich kann es morgen Abend einrichten«, antwortete Pearl betont gleichgültig.
    »Das wäre mir sehr recht«, sagte Caleb und reichte ihm eine Visitenkarte. »Das ist meine Diensttelefonnummer, nur damit wir uns noch verbindlich verständigen können. Haben Sie Jonathans Anschrift?«
    »Ja, in meiner Adressenkartei.«
    »Ich halte es für besser, über das Psalm Book vorerst Schweigen zu bewahren, Mr.Pearl …«
    »Ich bewahre immer Schweigen«, sagte Pearl. »Vor allem, wenn es um Dinge geht, die offensichtlicher Unfug sind.«
    Calebs Gesicht verfärbte sich knallrot, während Pearl den Camel Club ziemlich schroff zum Ausgang brachte.
    »Na toll«, sagte Reuben, als er draußen den Motorradhelm aufsetzte. »Da bin ich wohl gerade Professor Dumbledore begegnet.«
    »Wem?«, rief Caleb, den Pearls Schlussbemerkung noch sichtlich wurmte.
    »Dumbledore. Eine Figur in Harry Potter, weißt du.«
    »Nein, weiß ich nicht«, maulte Caleb.
    »Was für ein verdammter Muggle«, murmelte Reuben, während er die Schutzbrille aufsetzte.
    »Na, offenbar bezweifelt Pearl, dass dieses Exemplar des Psalm Books echt ist«, sagte Caleb mit verächtlichem Beiklang und fügte dann weniger selbstsicher hinzu: »Aber vielleicht hat er ja recht. Ich meine, ich hatte das Buch nur ein paar Augenblicke in Händen.«
    »Aber so, wie du Pearl eben behandelt hast – da fände ich’s besser, du behältst recht«, sagte Reuben.
    Caleb errötete erneut. »Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist. Schließlich ist der Mann im antiquarischen Gewerbe eine Kapazität. Ich bin bloß Regierungsbibliothekar.«
    »Ein erstklassiger Bibliothekar in der größten Bibliothek der Welt«, wandte Stone ein.
    »Kann sein, dass der alte Kauz auf seinem Gebiet ein Ass ist«, sagte Milton, »aber er braucht einen Computer.

Weitere Kostenlose Bücher