Camel Club 02 - Die Sammler
Und einen Drucker, der nicht aus dem sechzehnten Jahrhundert stammt.«
Der Chevy Nova rollte an. Als Reuben das Indian-Motorrad anwarf, blickte Stone sich nach hinten um, indem er vorgab, sich im Beiwagen zurechtzusetzen. Sie fuhren los. Auch der Lieferwagen setzte sich in Bewegung und folgte dem Motorrad, als es kurz darauf eine andere Richtung einschlug als der Chevy.
KAPITEL I 5 KAPITEL 15
Stone bat Reuben trotz der späten Stunde, ihn nicht am Friedhofsgärtnerhäuschen des Mt. Zion Cemetery abzusetzen, sondern in der Nähe des Weißen Hauses. Stone war nicht entgangen, dass der Lieferwagen sie verfolgte, und er hatte beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen.
Leise erklärte er Reuben die Situation, als er aus dem Beiwagen stieg, und beschrieb seinem Freund den Lieferwagen. »Halt die Augen offen«, empfahl Stone. »Falls der Wagen dir folgt, rufe ich dein Handy an.«
»Wäre es nicht besser, Alex Ford zu verständigen, um mehr Rückhalt zu haben? Schließlich ist er Ehrenmitglied des Camel Clubs.«
»Alex hat nicht mehr im Weißen Haus zu tun. Und ich möchte ihn ungern mit einer Sache behelligen, die womöglich harmlos ist. Aber es gibt andere Mitarbeiter des Secret Service, die mir aushelfen können.«
Nachdem Reuben losgefahren war, schlenderte Stone an seinem Zelt vorbei, vor dem das Schild mit der Aufschrift Ich will die Wahrheit wissen aufragte. Andere Protestler waren am heutigen Abend nicht zugegen, nicht einmal Stones Freundin Adelphia. Er lenkte seine Schritte zum Standbild eines polnischen Generals, der die Amerikaner bei ihrer Revolution unterstützt hatte. Zum Dank für seine wertvollen Dienste war ihm ein großes Denkmal errichtet worden, auf das täglich Hunderte von Vögeln schissen. Stone kletterte auf den Sockel der Statue und sah von dort aus den Lieferwagen auf der 15th Street parken, unweit des für den Verkehr gesperrten 1600er Blocks der Pennsylvania Avenue.
Stone kletterte vom Denkmal hinunter und ging zu einer der uniformierten Wachen, die an der Bannmeile des Weißen Hauses patrouillierten.
»Na, Oliver, was macht die Kunst?«, erkundigte sich der Mann, der seit zehn Jahren als Wächter am Weißen Haus arbeitete und mit Stone gut bekannt war. Stone war stets höflich und hielt sich an die Auflagen der schriftlichen Demonstrationsgenehmigung, die er immer in der Tasche mit sich führte.
»Hör mal, Joe, mir ist da was aufgefallen. Vielleicht hat’s damit nichts auf sich, aber ich weiß, dass der Secret Service ungern Risiken eingeht.« Rasch machte er Joe auf den Lieferwagen aufmerksam, doch ohne in die Richtung des Fahrzeugs zu blicken. »Ich dachte, du solltest Bescheid wissen für den Fall, dass ihr den Wagen mal kontrollieren wollt.«
»Danke, Oliver. Ich bin dir was schuldig.«
Wie Stone im Laufe der Jahre vor dem Weißen Haus herausgefunden hatte, betrachtete der Secret Service jede noch so unbedeutende Kleinigkeit als wichtig genug, ihr auf den Grund zu gehen, wenn es galt, den Präsidenten zu beschützen. Deshalb konnte Stone wenige Minuten später aus einigem Abstand beobachten, wie Joe sich in Begleitung eines zweiten bewaffneten Wächters dem Lieferwagen näherte. Stone wünschte, er hätte den Feldstecher dabei, aber der lag auf seinem Schreibtisch im Friedhofswärterhäuschen. Gespannt beobachtete er, dass auf der Fahrerseite des Wagens das Seitenfenster heruntergelassen wurde.
Was dann geschah, verwunderte Stone sehr: Die zwei uniformierten Wachen machten auf dem Absatz kehrt und entfernten sich eilig vom Lieferwagen, dessen Seitenfenster sich wieder schloss. Die Männer mieden Stones Umfeld; ohne zu rennen, jedoch so schnell sie konnten, strebten sie in die entgegengesetzte Richtung, während der Lieferwagen an Ort und Stelle stehen blieb. »Verflucht noch mal«, murmelte Stone.
Jetzt war er im Bilde: Im Lieferwagen saßen Mitarbeiter einer Regierungsbehörde, die genug Macht besaßen, um sogar Secret-Service-Agenten wie lästige Kinder davonzujagen. Auch Stone musste verduften. Aber wie? Sollte er Reuben anrufen? Eigentlich mochte er den Freund nicht in diese Angelegenheit hineinziehen.
Stone kam ein schrecklicher Gedanke. Holte seine Vergangenheit ihn nun doch ein?
Er fällte einen schnellen Entschluss, durchquerte den Park, erreichte die H Street und bog nach links ab. Die U-Bahn-Haltestelle Farragut West lag nur wenige Häuserblocks entfernt.
Er schaute auf die Uhr. Verdammt! Die U-Bahn fuhr nicht mehr. Stone wechselte die Richtung, warf immer
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