Camel Club 02 - Die Sammler
dienen.«
»Dem Heimatland?«, schnaubte Bagger. »Demselben Heimatland, das ständig nach einem Vorwand sucht, mich einzulochen, obwohl ich einem vollkommen legalen Gewerbe nachgehe?«
»Dagegen können wir etwas tun«, behauptete Annabelle.
»Ach, auf einmal seid ihr von der Regierung?« Bagger blickte seine Gorillas an. »He, Jungs, wir haben Regierungsbeamte im Kasino. Ruft unseren Bestatter an.« Die Totschläger lachten pflichtschuldigst.
Annabelle reichte ihm eine Visitenkarte. Er warf einen Blick darauf. »Pamela Young, International Management AG«, las er laut. »Sagt mir nichts.« Er warf ihr die Visitenkarte zu. »Meine Jungs haben erzählt, ihr kennt euch mit Trickbetrug aus. Veranstaltet die Regierung jetzt Seminare auf dem Gebiet? Ist die Wirtschaftslage so schlecht?«
»Wie hoch ist Ihr täglicher Umsatz?«, fragte Leo. »Dreißig Millionen? Vierzig? Sie müssen gewisse Rücklagen haben, um Steuerforderungen zu begleichen, trotzdem bleibt eine Menge Schotter ungenutzt liegen. Was machen Sie mit dem überschüssigen Geld? Nur zu, rücken Sie ruhig mit der Sprache raus.«
Konsterniert starrte der Kasinokönig ihn an. »Ich tapeziere zu Hause die Wände damit, du Arschgeige.« Er heftete den Blick auf seine Totschläger. »Schafft mir diesen Wichser aus den Augen.«
Die Männer gehorchten. Zwei von ihnen packten Leo so, dass seine Füße nicht mehr den Boden berührten.
»Was würden Sie von zehn Prozent Zinsen für dieses Geld halten?«, sprudelte Annabelle hervor.
»Klimpergeld interessiert mich nicht.« Bagger stand auf und kehrte an den Schreibtisch zurück.
»Alle zwei Tage 10 Prozent.«
Bagger blieb stehen, drehte sich um und linste sie an.
»Wie gefällt Ihnen das?«, fügte Annabelle hinzu.
»Es ist zu schön, um wahr zu sein, also ist es unwahr.« Aus einer Schreibtischschublade klaubte er einen stahlgrauen Chip im Wert von 5000 Dollar und schnippte ihn Annabelle zu. »Gönnt euch ein bisschen Vergnügen. Ihr braucht euch nicht zu bedanken. Betrachtet es als Geschenk Gottes. Und klemm dir beim Rausgehen nicht den süßen Hintern ein.« Auf einen Wink ließen die Gorillas von Leo ab.
»Denken Sie noch mal darüber nach, Mr. Bagger«, riet ihm Annabelle. »Wir kommen morgen wieder und fragen Sie ein zweites Mal. Unsere dienstlichen Anweisungen sehen vor, dass wir immer zweimal fragen. Wenn Sie dann auch nicht einwilligen, geht Onkel Sam ein Haus weiter und schlägt das Geschäft einem Ihrer Konkurrenten vor.«
»Dann mal viel Glück.«
»Es hat in Vegas geklappt«, sagte Annabelle selbstbewusst, »und es wird auch hier klappen.«
»Na klar, Süße. Ich wüsste wirklich gern, was für tollen Stoff du dir reinziehst.«
»Im Kasinogewerbe sinken die Gewinne seit fünf Jahren, Mr. Bagger. Was glauben Sie, wieso die Kasinobetreiber in Vegas immer noch Milliardenunternehmen führen? Man könnte meinen, sie drucken das Geld.« Annabelle schwieg einen Augenblick lang. »In gewisser Weise tun sie das auch. Gleichzeitig stärken sie dem Heimatland den Rücken.« Bagger setzte sich wieder an den Schreibtisch und betrachtete sie zum ersten Mal mit einem Fünkchen Interesse. Mehr brauchte Annabelle in diesem Moment auch nicht. »Und haben Sie sich je gefragt, wieso die Regierung die Kasinobetreiber in Vegas in den letzten zehn Jahren in Ruhe gelassen hat? Ich spreche nicht von der Mafiabekämpfung, das ist bekanntlich ein Dauerbrenner. Aber Sie und ich, wir sehen ja, was läuft. Sie hingegen hat das Justizministerium ins Visier genommen.« Nochmals schwieg Annabelle für einen Moment. »Und mir ist klar, dass ein so kluger Mann wie Jerry Bagger nicht an Zufall glaubt.« Sie legte die Visitenkarte auf den Schreibtisch. »Sie dürfen jederzeit anrufen. In unserem Beruf hat man keine festen Arbeitszeiten.« Ihr Blick streifte die Gorillas, die noch neben Leo standen. »Danke, Jungs, wir finden den Weg allein.«
Annabelle und Leo verließen das Büro.
»Beschattet sie!«, schnauzte Bagger, kaum dass die Tür sich hinter dem Paar geschlossen hatte.
KAPITEL I 9
Leo und Annabelle saßen in einem Taxi. Annabelle wandte den Blick nicht vom Rückfenster.
»Sind sie da?«, fragte Leo im Flüsterton.
»Natürlich. Wo denn sonst?«
»Für einen Augenblick hatte ich den Eindruck, dass die Kerle mich gleich aus dem Fenster werfen. Warum muss ich immer den Bösen spielen, während du die Gute gibst?«
»Weil du den Bösen so überzeugend spielst.«
Leo lief es kalt über den Rücken.
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