Camel Club 02 - Die Sammler
nahm ab. »Das ist meine Stadt«, schnauzte Bagger. »Und in meiner Stadt spioniert niemand mir nach.«
»Mr. Bagger«, entgegnete Annabelle gelassen, »da diese Angelegenheit Sie anscheinend um Ihre Seelenruhe bringt, mache ich es mir einfach. Ich melde nach oben, dass Sie unser zweites und letztes Angebot abgelehnt haben. Dann müssen Sie sich nicht mehr mit uns herumärgern. Wie erwähnt, wir sprechen jemand anderes an.«
»In dieser Gegend gibt’s kein Kasino, wo man euch diese alberne Geschichte glaubt.«
»Es dreht sich nicht darum, ob man irgendwelche Geschichten glaubt. Wir erwarten doch nicht, dass erfahrene Kasinoinhaber uns blindlings Glauben schenken. Deshalb führen wir Probetransaktionen durch. Wir schanzen ihnen schnell viel Geld zu, dann können sie sich entscheiden. Entweder ziehen sie mit, oder sie lassen es sein. Die Zinsen dürfen sie allemal einheimsen.«
Annabelle hörte, dass Bagger schwerer atmete. »Um wie viel Geld geht es?«, erkundigte er sich.
»Wie viel wollen Sie?«
»Warum sollte die Regierung mir so einen Deal anbieten?«
»Die ›Regierung‹ hat viele Gesichter. Nur weil ein Teil der Regierung für Sie wenig übrighat, heißt das nicht, dass ein anderer Teil in der Zusammenarbeit mit Ihnen keinen Vorteil sieht. Gerade der Umstand, dass die Justiz Sie aufs Korn nimmt, macht Sie für uns interessant.«
»Inwiefern soll das ein Vorteil sein?«
»Wer würde jemals glauben«, entgegnete Annabelle unverblümt, »dass die US-Regierung mit einem Mann wie Ihnen zusammenarbeitet?«
»Seid ihr von der NSA?«
»Nein.«
»CIA?«
»Auf alle derartige Fragen kann ich nur mit Nein antworten. Und wir tragen in solchen Situationen keine Dienstmarke und keinen Dienstausweis.«
»Ich habe mehr als einen Politiker in Washington in der Tasche. Ein Anruf, und ich weiß Bescheid.«
»Ein Anruf, und Sie wissen gar nichts, denn von dem Gebiet, auf dem ich tätig bin, haben Politiker keinen blassen Schimmer. Aber telefonieren Sie ruhig ein bisschen. Rufen Sie die CIA an. Sie hat ihren Sitz in Langley, das liegt in McLean, Virginia, falls es Ihnen nicht bekannt ist. Viele Leute denken, sie säße im D. C. Ob Sie’s glauben oder nicht, sie steht sogar im Telefonbuch. Verlangen Sie den National Clandestine Service, das ist so was wie die operative Leitung. Aber um Ihnen die Telefoniererei zu ersparen: Man wird Ihnen die Auskunft geben, noch nie von Pamela Young oder der International Management gehört zu haben.«
»Woher soll ich wissen, dass die Justiz mich nicht zu leimen versucht?«
»Ich bin keine Anwältin, aber meines Erachtens wäre das ein klarer Fall von Anstiftung. Und wenn Sie prüfen wollen, ob wir Abhörgeräte dabeihaben, tun Sie sich keinen Zwang an.«
»Was muss ich unter ›Probetransaktion‹ verstehen?«, fragte Bagger.
»Es werden nur am Computer ein paar Tasten gedrückt.«
»Das musst du mir erklären.«
»Nicht am Telefon. Nur persönlich.« Annabelle hörte Bagger aufstöhnen.
»Habt ihr schon zu Abend gegessen?«, fragte er.
»Nein.«
»Dann in zehn Minuten im Pompeji. Ihr werdet am Eingang abgeholt.« Das Telefonat wurde beendet.
Annabelle legte auf und schaute zu Leo. »Wir sind drin.«
»Und nun kommt der Härtetest«, sagte Leo.
»Nun kommt der Härtetest«, pflichtete Annabelle ihm bei.
KAPITEL 20
KAPITEL 20
Eine Stunde später ging ein ausgezeichnetes Abendessen zu Ende, das Baggers Privatkoch zubereitet hatte. Bagger gönnte sich ein Glas Bourbon, Annabelle und Leo blieben beim Wein, als sie sich an einem Kamin, in dem Gasflammen flackerten, in bequemen Ledersesseln niederließen. Bagger hatte Annabelle beim Wort genommen und sie und Leo auf versteckte Abhörgeräte durchsuchen lassen.
»So, der Bauch ist voll, die Leber kriegt ihr Teil, nun erzählt mir mal was«, verlangte Bagger. Er hielt einen Finger hoch. »Zuerst will ich wissen, was dahintersteckt. Dann reden wir über das Geld.«
Annabelle sah Leo an und lehnte sich, das Glas in der Hand, in den Sessel. »Erinnern Sie sich an die Iran-Contra-Affäre?«, fragte sie.
»Schwach.«
»Es gibt Gelegenheiten, bei denen man den Interessen Amerikas am besten dient, indem man gewissen Ländern und Organisationen Unterstützung leistet, die in der amerikanischen Öffentlichkeit kein so gutes Ansehen genießen.«
»Zum Beispiel, wenn man Osama bin Laden Waffen liefert, damit er gegen die Russen kämpft?«, spöttelte Bagger.
»Es ist eine Entscheidung für das kleinere zweier Übel. Solche
Weitere Kostenlose Bücher