Camel Club 03 - Die Spieler
Erkrankung zu verursachen oder sie gar zu töten; es war sogar denkbar, das Gebäude von innen in die Luft zu sprengen.
Während Finn arbeitete, warf er immer wieder einen Blick ins Internet, um sich ja keine Meldungen über Carter Grays Tod entgehen zu lassen. Erwartungsgemäß hielten die Behörden sich geschlossen. Nichts Bedeutsames sickerte durch. Überwiegend beschränkte die Berichterstattung sich darauf, immerzu die Geschichte von der glorreichen Karriere und der vorbildlichen Pflichterfüllung des dahingerafften Carter Robert Gray im öffentlichen Dienst wiederzukäuen. Schließlich konnte Finn es nicht mehr hören. Er machte einen Spaziergang.
Und auf diesem Spaziergang entschied er spontan, seine Mutter zu besuchen. Er beschloss, noch am selben Abend, sobald die Kinder im Bett lagen, in ein Flugzeug zu steigen. Er konnte morgen bei ihr sein – und am Abend wieder zu Hause. Nachdem er die Nummer bei der Marine abgezogen hatte, stand ihm sowieso einiges an Freizeit zu. In seinem Gewerbe ging man keinen geregelten Arbeitszeiten nach. Und solange mehrere Vorhaben noch in der Vorbereitungsphase schmorten, ehe sie in die Praxis umgesetzt wurden, war die Gelegenheit für einen solchen Besuch günstig.
Finn buchte den Flug online, rief Mandy an und sagte ihr Bescheid. Er beendete die Arbeit frühzeitig, fuhr die beiden jüngsten Kinder zum Schwimmen beziehungsweise zum Baseball und holte sie später ab. Als sie schliefen, fuhr er zum Flughafen und trat die kurze Reise zu einem der längsten Tage seines Lebens an.
KAPITEL 23
Stone tippte Annabelles Telefonnummer. Es läutete viermal, sodass er schon annahm, sie würde sich nicht melden; dann aber erklang mit einem Mal ihre Stimme. »Hallo?«
»Wo sind Sie?«, fragte Stone.
»Oliver, ich habe eine Nachricht hinterlegt.«
»Da steht nichts als Quatsch drin. Wo stecken Sie?«
»Ich möchte nicht, dass Sie in diese leidige Geschichte verwickelt werden, also vergessen Sie mich.«
»Ich habe Milton und Reuben nach Atlantic City delegiert, damit sie Bagger ein bisschen ausspähen.«
»Sie haben was ?«, rief Annabelle. »Sie sind ja übergeschnappt!«
»Aaah, das ist die Annabelle, die ich kenne und bewundere.«
»Es ist Selbstmord, in Baggers Revier herumzuschnüffeln.«
»Sie verstehen es, auf sich aufzupassen.«
»Oliver, ich habe die Stadt verlassen, damit Sie und Ihre Freunde sich nicht in diese Sache reinhängen.«
»Also kommen Sie zurück, wir sind nämlich schon mittendrin.«
»Ich kann nicht umkehren. Ich komme nicht zurück.«
»Dann beantworten Sie mir eine einzige Frage.«
»Welche?«, fragte Annabelle argwöhnisch.
»Was hat Bagger Ihnen angetan, dass Sie ihn um vierzig Millionen geprellt haben?«
»So verdiene ich nun mal mein Geld. Ich bin Betrügerin.«
»Wenn Sie mich weiter anlügen, werde ich sauer.«
»Wieso interessieren Sie sich überhaupt dafür?«
»Sie haben uns geholfen. Jetzt ist es an uns, Ihnen zu helfen.«
»Nein, ich habe mir selber geholfen. Sie und die anderen waren nur zufällig dabei.«
»Kann sein. Trotzdem, jetzt brauchen Sie uns. Und wir verschwenden Zeit. Sollte Bagger tatsächlich so resolut sein, wie Sie ihn darstellen, bleibt Ihnen vielleicht nur noch eine kurze Gnadenfrist.«
»Vielen Dank für Ihre ermutigenden Worte.«
»Ich denke bloß praktisch. Wo sind Sie?«
»Ach, wissen Sie …«
»Lassen Sie mich raten. Und falls ich richtigliege, sagen Sie mir, wo Sie sind. Einverstanden?«
»Wenn es Ihnen Spaß macht.«
»Abgemacht?«
»Na schön.«
»Ich glaube, Sie haben meinen Rat aufgegriffen und versuchen, Beweise für ein Verbrechen Baggers zu sammeln. Und dieses Verbrechen ist der Grund, weshalb Sie ihn so eiskalt abgezockt haben. Und jetzt halten Sie sich an dem Ort auf, wo er Ihnen etwas so Schlimmes angetan hat, dass Sie es ihm irgendwann heimzahlen mussten. Habe ich recht?« Annabelle schwieg. »Okay. Da ich gewonnen habe«, fuhr Stone fort, »müssen Sie mir jetzt sagen, wo Sie sind.«
»Sie haben keine bestimmte Örtlichkeit genannt.«
»Das war auch nicht abgemacht. Aber wenn Sie sich vor einer Wettschuld drücken wollen …«
»Ich drücke mich nie vor irgendwas.«
»Dann raus mit der Sprache.«
Annabelle schwieg ziemlich lange, ehe sie antwortete: »Ich bin in Maine.«
»Wo in Maine?«
»Ein Stück südlich von Kennebunk. An der Küste.«
»Ist es dort passiert?« Wieder musste Stone sich eine Weile gedulden.
»Ja.«
»Und was ist da geschehen?«
»Das ist meine Sache!«,
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