Camel Club 03 - Die Spieler
Sie am falschen Ort.«
Reuben lachte. »So geht es mir schon mein Leben lang. Ich bin Roy.« Er streckte die Hand aus, und die Frau drückte sie.
»Ich bin Angie. Woher sind Sie?«
»Aus einem Kaff etwas weiter südlich. Sind Sie Einheimische?«
»Sie werden es kaum glauben, ich bin in Minnesota geboren. Aber ich bin schon so lange hier, dass ich wahrscheinlich als Einheimische durchgehe. Wie viele Menschen können noch von sich behaupten, aus Atlantic City zu stammen, seit die Kasinos gebaut wurden? Das ist jetzt eine Stadt, wohin man geht, keine mehr, woher man kommt.«
Reuben hob das Glas. »Ich trinke auf Ihre Beredsamkeit.« Er widmete die Aufmerksamkeit dem teuer gestalteten Interieur. »Muss ja ein Großunternehmen sein, dem der Laden gehört. Dagegen wirken das Bellagio und das Mandalay Bay fast schon billig.«
Angie schüttelte den Kopf. »Kein Konzern. Ein einziger Mann.«
»Hören Sie auf, Angie. Ich dachte, alle Kasinos werden längst von Riesenfirmen betrieben.«
»Dieses nicht. Es gehört Jerry Bagger.«
»Bagger? Kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Er ist ziemlich … beeindruckend. Hat man ihn einmal gesehen, vergisst man ihn nicht mehr.«
»Sie sagen das so, als wäre er nicht eben ein klassischer Menschenfreund.«
»Man baut sich keinen solchen Schuppen auf, wenn man Menschenfreund ist.« Plötzlich musterte sie Reuben misstrauisch. »Das ist jetzt kein Trick, oder? Sie arbeiten nicht für Mr. Bagger, oder? Ich sage nicht das Geringste gegen ihn. Er ist ein anständiger Chef.«
»Keine Bange, Angie. Ich bin genauso, wie ich aussehe, ein armer Schlucker vom Lande, der flott am Spieltisch sein Budget verpulvert hat und am letzten Abend noch ein bisschen Spaß haben will, ehe er mit eingezogenem Schwanz nach Hause fährt.« Er äugte über die Schulter. »Aber danke für den Hinweis. Dem Mann möchte ich nicht begegnen und dann was Falsches sabbeln. Ist ja wohl ein ziemlich harter Knochen.«
»Keine Sorge, er ist auswärts. Ich hab gesehen, wie er gestern mit seinen Jungs abgezischt ist.«
»Ist er viel unterwegs?«
»Eigentlich nicht. Dabei hat er einen Privatjet.«
»Wahrscheinlich ist er nach Vegas geflogen, um sich bei der Konkurrenz umzuschauen.«
»In Vegas hat er schon ewig lange Aufenthaltsverbot. Ich weiß, wohin er gedüst ist. Meine beste Freundin geht nämlich mit Mr. Baggers Pilot.«
»Und wohin ist der großmächtige Bonze gereist?«, fragte Reuben in gelangweiltem Tonfall, ehe er einen Klumpen vorgekauter Erdnüsse schluckte.
»Nach Washington.«
Reuben verschluckte sich so arg, dass Angie ihm den Rücken klopfen musste. »Verdammtes Sodbrennen«, grummelte Reuben, als er wieder Luft kriegte. »Mir ist plötzlich alles im Hals stecken geblieben.«
»Herrgott, haben Sie mir einen Schreck eingejagt. Mir ist noch nie jemand an der Theke krepiert.« Angie schaute umher und senkte die Stimme. »Das kann man hier im Haus nicht jedem nachsagen.«
»Hat hier kürzlich jemand das Handtuch geworfen?«, fragte Reuben tiefsinnig.
»Es sind Mitarbeiter aus der Chefetage in die Klinik gekommen. Sie hätten die Grippe, hieß es. Aber ich habe eine Bekannte in der Klinik. Seit wann kriegt man von einer Grippe Schnittwunden und Blutergüsse?«
»Aber diese Leute leben noch, oder?«
»Ja. Aber wir hatten hier einen Typen, ein richtiges Computergenie, der ist spurlos verschwunden. Uns wurde erzählt, er hätte die Stelle gewechselt. Aber er hat weder seine Familie informiert noch seine Wohnung ausgeräumt.«
»Heiliger Strohsack, was könnte ihm denn zugestoßen sein?«
Wohlgefällig betrachtete Angie Reubens Körperbau. »Um neun habe ich Feierabend, Roy. Du lädst mich zum Essen ein, und ich erzähle dir noch mehr. Gebongt?«
Nachdem er sich an der Theke verabschiedet hatte, rief Reuben per Handy Stone an und teilte ihm mit, dass Bagger sich inzwischen im D. C. aufhielt.
»Erstklassige Arbeit, Reuben«, sagte Stone. »Ich bin gerade auf dem Weg zu Susan.«
»Ich dachte, sie hat die Stadt verlassen.«
»Ich habe sie überredet, uns eine zweite Chance zu geben. Du hast nicht abgeklärt, warum Bagger nach Washington geflogen ist?«
»Ich habe mir vorgenommen, mich heute Abend um diese Information zu kümmern. Ich wollte die Gute nicht gleich beunruhigen. Du verstehst, was ich meine?«
»Absolut. Halte mich auf dem Laufenden.«
»Und du richte Susan aus, dass ich noch immer auf ein Rendezvous hoffe.«
KAPITEL 25
Reuben setzte den Rundgang durchs Kasino fort und
Weitere Kostenlose Bücher