Camel Club 04 - Die Jäger
immer noch nicht, woher du so gut fahren kannst.«
»Ich bin im Bergland von Pennsylvania aufgewachsen. Meine ersten Erfahrungen am Steuer habe ich auf Feldwegen gesammelt. Meine Güte, dagegen ist diese Rüttelpiste hier eine Autobahn.« Caleb verstummte kurz. »Mit achtzehn habe ich tatsächlich an ein paar Stockcar-Rennen teilgenommen. Meistens mit Schrottautos auf Aschenbahnen. Nach meinem dritten beinahe tödlichen Unfall habe ich dann beschlossen, lieber Bibliothekar zu werden. Trotzdem bin ich noch heute ein großer Fan von Autorennen.«
»Ich muss schon sagen, Caleb, ich entdecke an dir eine ganz neue Seite.«
»Tja, jeder hat so seine Geheimnisse.«
»Im Camel Club offenbar noch mehr als anderswo.«
KAPITEL 53
Stone schlug die Augen auf, spürte die Personen, die um ihn herum waren, jedoch mehr, als dass er sie sah.
»Ben?«
Er drehte den Kopf nach rechts und sah dort Abby stehen, die seine Hand hielt. Als er über ihre Schulter blickte, wurde ihm klar, dass er sich in einem Krankenzimmer befand.
»Verdammt, was ist passiert?«, murmelte er und versuchte sich aufzusetzen, doch Abby und eine zweite Person drückten ihn behutsam zurück ins Kissen.
»Schonen Sie sich, Ben.« Auf der anderen Seite des Bettes stand Tyree.
»Was ist passiert?«, wiederholte Stone seine Frage.
»Woran erinnerst du dich denn?«, lautete Abbys Gegenfrage.
»Dass ich Willie nach Hause gefahren habe. Und jetzt wache ich hier auf.«
»Es ist explodiert«, sagte Tyree leise. »Sein Wohnmobil, meine ich. Es ist in die Luft geflogen.«
»Und Willie? Und Bob? Er war auch da.«
Abby drückte Stones Hand. »Sie sind beide tot.« Ihre Stimme schwankte.
»Wie kam es dazu?«
»Vermutlich lag es an der Propangasflasche«, antwortete Tyree. »Sie war der einzige Gegenstand, der eine solche Explosion verursachen konnte. Hätten Sie ein paar Meter näher dran gestanden, wären Sie ebenfalls erledigt gewesen. Sie hatten Glück, dass Sie auf der abgewandten Seite des Autos waren. Es hat einen Großteil der Detonationswucht aufgefangen.«
Stone dachte einen Moment nach. »Ich kann mich erinnern, dass irgendetwas neben mir auf den Boden geprallt ist …«
Abby und Tyree wechselten einen Blick. »Ein Trümmerstück«, sagte Abby rasch.
»Was hat die Gasexplosion ausgelöst?«
»Ich ermittle noch bezüglich der genauen Umstände«, sagte Tyree mit Nachdruck. »Anscheinend hatte Willie einen Gaskocher, mehrere Propangasflaschen und jede Menge Munition im Wohnmobil.«
»Ist mir egal«, sagte Stone. »Es kann kein Unfall gewesen sein. Das ist ausgeschlossen.«
»Ich bin geneigt, Ihnen recht zu geben«, bekannte Tyree. »Aber ich brauche Beweise.«
Stone stemmte sich hoch. »Moment mal … während der Fahrt haben Willie und ich über Debby gesprochen.« Er erzählte Tyree und Abby von seiner Schlussfolgerung, Debby könnte ermordet worden sein, weil sie Petersons Mörder beobachtet hatte.
Tyree rieb sich das Kinn. »Da habe ich nie einen Zusammenhang gesehen, allerdings hat Willie mir auch nie gesagt, dass Debby an dem Abend in der Bäckerei gewesen ist. Aber ich wusste von Anfang an, dass sie sich nicht umgebracht hat.«
»Wieso?«, fragten Stone und Abby wie aus einem Munde.
»Ihre Arme waren zu kurz, um sich den Lauf in den Mund zu stecken und auf den Abzug zu drücken.«
Stone betrachtete den Sheriff mit neuem Respekt. »Genau das musste ich auch denken, als ich die Flinte gesehen habe. Willie hatte mir ein Foto gezeigt. Deshalb wusste ich, wie zierlich Debby war.«
»Du hast nie erwähnt, dass du in Debbys Fall von einem Mord ausgehst, Tyree«, sagte Abby.
»Weil ich nicht weiß, wer sie ermordet hat. Oder warum. Ich dachte mir, es muss ein Einheimischer gewesen sein. Also hielt ich es für klüger, den Mörder glauben zu lassen, ich wäre ein einfältiger Bulle vom Lande. Vielleicht macht er dann einen Fehler, habe ich mir gesagt. Außerdem hat es mir die Gelegenheit verschafft, unauffällig Ermittlungen anzustellen.«
»Sie sind definitiv kein einfältiger Bulle vom Lande«, beteuerte Stone. Tyree blickte ihn erfreut an.
»Weiß Danny über Willie Bescheid?«, wollte Stone dann wissen.
Abby nickte. »Er war dermaßen außer sich, dass man ihm ein Beruhigungsmittel verabreichen musste. Er hat geheult wie ein Kind.«
»Aus mit dem Traum von Kalifornien«, sagte Stone.
»Was?«, fragte Tyree.
»Ach, das ist eine lange Geschichte«, sagte Abby.
»Wir müssen an die Arbeit, Tyree, bevor noch jemand dran glauben
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