Camel Club 04 - Die Jäger
von ihm verabschiedete. »Was ist eigentlich los?«
»Darüber darf ich nicht reden. Es geht um die nationale Sicherheit.«
»Nationale Sicherheit? Für mich sahen sie wie zwei Penner aus.«
»Wie würden Sie sich denn anziehen, wenn Sie vor der Bundespolizei auf der Flucht wären?«
»Hmmm. Ich verstehe, was Sie meinen.«
»Und Sie erinnern sich wirklich nicht, eine Bemerkung gehört zu haben, die Rückschlüsse auf das Ziel der beiden Männer erlaubt?«
»Der Jüngere ist aufgestanden und hat mich gebeten, ihn hier abzusetzen. Der Ältere ist mit ihm ausgestiegen.« Kurz schwieg der Busfahrer. »Der Jüngere trug eine Studentenjacke. So eine mit Sportemblemen, Sie wissen schon.«
»Erinnern Sie sich an den Namen der Institution? War es ein College? Eine Highschool?«
»So genau habe ich nicht darauf geachtet.«
Annabelle hielt ein Blatt Papier hoch, auf dem sie sich während der Unterhaltung mit dem Busfahrer Notizen gemacht hatte. »Und das sind die benachbarten Ortschaften? Sind das wirklich alle? Sind Sie sicher?«
»Lady, hier gibt’s nur wenige Kaffs. Das sind alle. Und nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei der Suche.«
Er schloss die Tür, und der Bus fuhr weiter.
Annabelle traf sich mit Caleb und Reuben und informierte sie darüber, was sie erfahren hatte. »Knox tut das Gleiche wie wir«, sagte sie. »Allerdings hat er einen Vorsprung.«
»Ja, kann sein, aber wir sind zu dritt«, stellte Reuben fest. »Wir können uns aufteilen. Ich sehe mich in zwei Orten um, ihr übernehmt die beiden anderen.«
»Gute Idee«, sagte Caleb.
»Hast du alles dabei, worum ich gebeten habe?«, fragte Annabelle.
»Klar, aber ich komme mir vor, als wäre ich Requisiteur in Hollywood.«
»Man weiß nie, wann man solche Dinge brauchen kann. Wir laden sie in den Lieferwagen um.« Als das erledigt war, blickte Annabelle auf ihr Blatt Papier. »Caleb und ich fahren nach Mise und Tazburg. Reuben, du schaust dich in South Ridge und Divine um.« Sie entnahm ihrer Handtasche Landkarten und reichte sie Reuben. »Die habe ich aus dem Busbahnhof. Anscheinend liegen zwischen diesen Ortschaften nicht mehr als zwei bis drei Fahrtstunden. Hier gibt’s aber bloß Landstraßen mit Bergen dazwischen und Kurven über Kurven.«
»Serpentinen sind genau die richtige Herausforderung für meinen Indian«, meinte Reuben und tätschelte voller Zuneigung den Benzintank des Motorrads.
»Mir wird flau davon«, sagte Caleb. »Nicht, dass ich mich beklagen möchte«, fügte er hastig hinzu, weil Annabelle ihm einen bösen Blick zuwarf.
»Wir bleiben per Handy in Kontakt. Sobald jemand Erfolg hat, können wir uns innerhalb weniger Stunden wieder treffen.« Annabelle reichte Reuben ein Foto. »Das ist ein Bild von Knox. Für den Fall, dass du ihm über den Weg läufst.«
»Danke«, sagte Reuben, schwang sich aufs Motorrad und setzte den Helm und die altmodische Kraftfahrerbrille auf.
»Und was machen wir, wenn wir Oliver gleichzeitig mit Knox finden?«, fragte Caleb.
»Dann überzeugen wir ihn davon«, antwortete Reuben, »dass es besser ist, Oliver mit uns gehen zu lassen.«
»Das kann er nicht tun, Reuben.«
»Doch. Wenn wir überzeugend genug sind.«
»Wir können keinen Geheimdienstagenten abmurksen«, erklärte Caleb. »Da zieht selbst der neue Testosteron-Caleb eine Grenze.«
»Caleb«, sagte Annabelle, »darüber sollten wir uns erst den Kopf zerbrechen, wenn wir vor dieser Entscheidung stehen. Jetzt muss es uns erst einmal darum gehen, Oliver zu finden. Je länger wir hier bummeln, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass Knox ihn zuerst aufspürt.«
Reuben warf die Indian an, und der Motor begann zu rumpeln. Er tippte an den Schutzhelm, blickte auf eine Landkarte und tuckerte in östliche Richtung davon.
Annabelle wollte sich auf den Fahrersitz des Lieferwagens schwingen, doch Caleb hielt sie zurück. »Ich fahre«, verkündete er, sprang in den Wagen und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
»Weshalb?«
»Du weißt nicht, wie man Kurven nimmt. Du ruckelst zu sehr. Mir ist jedes Mal flau im Magen geworden.«
»Ach? Und wenn eine Situation entsteht, in der wir richtig schnell sein müssen, Caleb?«
»Steig ein!«
»Was?« Caleb zündete den Motor, und Annabelle musste um das Fahrzeug herumlaufen und hineinspringen, ehe es anrollte. Der Bibliothekar legte einen derartigen Kavaliersstart hin, dass Annabelle gegen die Rücklehne kippte. »Verdammt!«, rief sie und setzte sich. »Was treibst du da
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