Camel Club 04 - Die Jäger
ohne die Spur eines Lächelns.
»Ich bin mit den Stallungen fertig. Ein schönes Anwesen haben Sie.«
»Ja«, sagte sie mit undeutbarer Miene.
»Dieser Schuppen hier macht allerdings den Eindruck, als wäre er seit langer Zeit unbenutzt.« Stone zeigte auf die heruntergekommene Scheune.
»Meine Eltern haben das alles hier fünfzig Jahre lang benutzt. Sie hatten hier eine Farm. Aber vor dreißig Jahren haben wir die landwirtschaftliche Tätigkeit eingestellt. Das Wohnhaus stand da drüben.« Abby zeigte nach links. »Es ist schon vor einer Ewigkeit abgebrannt. Nur der Kamin ist noch übrig. Er hätte längst abgebrochen werden müssen, aber ich bringe es nicht übers Herz. Er ist meine einzige handfeste Erinnerung an sie.«
»Ich kann Sie verstehen.«
»Wirklich?«
»Man kann sich nur schwer von der Vergangenheit trennen, besonders wenn die Zukunft unsicher ist.«
»Sie sollten keinen Mist mehr schaufeln, Ben, sondern Philosophie lehren.« Sie musterte ihn. »Und was jetzt?«
»Ich wollte mich gerade auf den Rückweg in den Ort machen.«
»Ich muss Sie noch bezahlen. Kommen Sie, fahren Sie mit mir zum Haus. Dann kriegen Sie das Geld und ein Abendessen.«
»Das ist wirklich nicht nötig …«
»Ich weiß.« Abbys Tonfall ermunterte nicht eben zum Widerspruch.
Wenige Minuten später bogen sie in die Zufahrt ein. »Schönes Haus.«
»Es hatte einen verdammt hohen Preis.«
»Danny hat es schon erwähnt.«
»Duschen Sie, und ziehen Sie sich um. Ställe ausmisten ist nicht gerade die reinlichste Beschäftigung der Welt.«
»Danke. Die Sache mit Ihrem Mann tut mir leid.«
»Hm, ja.« Abby knallte den Wagenschlag zu und erklomm die Stufen zum Hauseingang.
Stone stieg aus dem Wagen und folgte ihr mit langsamen Schritten.
Er hätte in jedem Ort der Vereinigten Staaten stranden können. Hatte es ausgerechnet Divine in Virginia sein müssen?
Verdammt, ich habe wirklich ein Händchen dafür, mich in die Scheiße zu reiten.
KAPITEL 19
Knox fing Annabelle Conroy ab, als sie das Hotel verließ. Er zeigte ihr seinen Dienstausweis und forderte sie auf, ihn zu begleiten.
»Kommt nicht in Frage«, sagte sie.
»Wie bitte?«
»Der Ausweis kann eine Fälschung sein, und Sie sind vielleicht ein Vergewaltiger. Holen Sie einen Polizisten. Falls er bestätigen kann, dass Sie der sind, für den Sie sich ausgeben, komme ich Ihrer Aufforderung nach. Anderenfalls halten Sie gefälligst Abstand von mir.«
»Wie wär’s, wenn wir drüben in dem Restaurant eine Tasse Kaffee trinken? Wenn ich Ihnen unter den Rock fasse, können Sie ja Zeter und Mordio schreien und mich in die Eier treten.«
»Nur damit Sie Bescheid wissen – ich kann verdammt fest zutreten.«
»Das bezweifle ich keine Sekunde.«
»Dauert es denn lange? Ich bin ziemlich beschäftigt.«
»Es beansprucht so viel oder so wenig Zeit, wie es Ihnen gefällt.«
Bei zwei Tassen starkem Kaffee erklärte Knox, was er von ihr wollte.
»Ich habe keinen Schimmer, wo Oliver steckt«, lautete Annabelles ehrliche Auskunft. »Wir haben uns angefreundet, und ich habe eine Zeitlang in seinem Häuschen gewohnt, aber jetzt ist er weg. Und er hat keinem verraten, wohin er ist.«
»Wie sind Sie Freunde geworden, und warum haben Sie in seinem Haus gewohnt?«
»Ganz einfach. Er hat mir bei der Lösung eines Problems geholfen, und als er fort war, habe ich mich für den Fall, dass er zurückkommt, aus Dankbarkeit um sein Häuschen gekümmert.«
»Sie hatten ein Problem mit dem mittlerweile verstorbenen Jerry Bagger, stimmt’s?«
»Wie ich sehe, haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht.«
»War nicht allzu schwierig. Was für ein Problem hatten Sie denn mit Bagger, Miss Hunter?« Knox glaubte keine Sekunde, dass sie wirklich so hieß, war aber vorerst bereit, es ihr durchgehen zu lassen.
»Wieso interessiert Sie das?«
»Tun Sie mir den Gefallen und beantworten Sie die Frage.«
»Warum sollte ich?«
Knox zeigte auf die Tasse, die sie in der Hand hielt. »Was käme dabei heraus, wenn ich von der Tasse die Fingerabdrücke nehmen und am Computer überprüfen ließe? Wäre das Suchergebnis der Name Susan Hunter?«
»Es ist nicht gesetzlich verboten, den Namen zu ändern.«
»Stimmt, aber der Grund für den Namenswechsel könnte gesetzeswidrig sein.«
»Bagger hatte jemandem etwas getan, der mir viel bedeutete. Das musste ich ihm heimzahlen, und das ist mir auch gelungen.«
»Mit Unterstützung Alex Fords und Oliver Stones?«
»Ja. Bagger war ein Drecksack und Soziopath.
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