Camel Club 04 - Die Jäger
was er in der Hand hat, ehe er über die Klinge springt. Vergessen Sie das nie. Natürlich kann es sein, dass Opfer gebracht werden müssen.«
Als Hayes aus dem Zimmer ging, kannte Knox das Aktionsfeld. Man wollte Carr lebend.
Opfer? Das hieß nicht unbedingt, dass auch Joe Knox noch zu den Lebenden zählen musste, wenn sich der Staub verzog. Oder?
Knox verließ das Sandsteinhaus, stieg in seinen Rover und fuhr los, um die Verfolgung des vermutlich großartigsten Attentäters aufzunehmen, den die Nation »je hervorgebracht« hatte, während seine Rückendeckung aus einem gerissenen Ex-General bestand, dem es kein Problem bereitete, die Fußtruppen sterben zu lassen, um seine Ziele zu erreichen.
Hurra.
KAPITEL 21
Am nächsten Tag machte Knox in aller Frühe den Anfang mit dem Fiedhofsgärtnerhäuschen auf dem Mount Zion Cemetery. Er suchte jeden Quadratzentimeter ab, hob lockere Dielen heraus, räumte jede Schublade aus, schaute sogar in den Kamin und saß grübelnd über den von Stone zurückgelassenen, in vielen Fällen fremdsprachigen Büchern.
Wenn der Knabe alle diese Sprachen beherrscht, kann er schon längst außer Landes sein, sagte sich Knox. Ansonsten erwies das Häuschen sich als Fehlschlag. Stone musste alles Verdächtige beseitigt haben, bevor er die Flucht ergriff.
Danach suchte Knox auf dem Friedhof nach Hinweisen. Dort hatte er ein bisschen mehr Glück, obwohl es ihm letzten Endes keinen Nutzen brachte. Sein scharfes Auge bemerkte, dass ein Grabstein kürzlich bewegt worden war. Er kippte ihn um und entdeckte darunter eine kleine Grube im Erdboden. Aber was immer sie enthalten hatte – es war nicht mehr da.
War es das »Material« gewesen, das Macklin Hayes andeutungsweise erwähnt hatte?
Zwei Stunden später stand Knox auf dem Grundstück hinter Carter Grays einstigem Wohnsitz. Knox hatte sich dagegen entschieden, den Tatort der Ermordung Simpsons ein zweites Mal aufzusuchen. Der Rohbau hatte bei der ersten Besichtigung nichts Ergiebiges zu bieten gehabt, und Knox hatte den klugen Schluss gezogen, dass sich daran nichts ändern würde, nur weil er noch einmal dort aufkreuzte.
Er blickte hinaus auf die Bucht. Stone hatte zu den FBI-Beamten gesagt, dass die Person, die Grays Villa gesprengt hatte, durch einen Sprung vom Kliff entkommen sein könnte. Knox ging vorsichtig bis zum Rand des Kliffs und lugte in den Abgrund. Höllisch tief für einen Sprung, aber wahrscheinlich eine Kleinigkeit für jemanden wie Oliver Stone/John Carr.
Okay. Er wirft das Gewehr ins Wasser und springt hinterher. Wohin ist er dann verschwunden?
Knox verschwendete keine Sekunde an den Gedanken, Stone könnte den Freitod gewählt haben. Man plante nicht alles so akkurat, um die Sache mit einem Todessprung vom Felsen zu beenden. Stone hatte überlebt; davon war Knox fest überzeugt.
Einen Rucksack auf der Schulter, wanderte er am Rand des Kliffs entlang und folgte der Richtung, die Stone im Wasser genommen haben mochte. Er durchquerte Waldstücke, offene Felder und Unterholz, wobei er den Blick stets auf das Ufer gerichtet hielt. Schließlich blieb er stehen. Unter ihm erstreckte sich ein kleiner Strand. Stone hatte Gray vor sieben Uhr morgens erschossen. Um diese Stunde mussten die Gezeiten ähnlich wie jetzt gewesen sein. Knox betrachtete die Felsen, sah den Spalt im Gestein und entdeckte den Pfad, der von unten bis zur Höhe des Kliffs verlief. Er ging zu der Stelle, wo der Weg den oberen Rand des Kliffs erreichte. Dort stieß er auf einen Trampelpfad und folgte dessen Verlauf. Nach einer halben Stunde gelangte er zu einer Ansammlung windschiefer Hütten.
»Kann ich irgendwie helfen?«
Knox schaute hinüber zu dem kleinen, dicklichen, in einen schmuddeligen Mantel gehüllten Mann, der neben einem alten, nur noch einrädrigen Traktor stand, auf dem Kopf eine Strickmütze, und ihn anstarrte.
Knox trat näher. »Ich war drüben bei Carter Grays Haus.« Er zückte den Dienstausweis. »Ich bin Agent Knox.«
»Freut mich für Sie. Mich ruft man Leroy, das ist nämlich mein Name. Gray, sagten Sie? Ist das dieser hochwichtige Bonze, der erschossen wurde?«
»So ungefähr. Ich nehme an, es ist schon jemand bei Ihnen gewesen, um Sie zu befragen.«
»Klar. Aber wie ich auch denen schon gesagt habe: Ich weiß von nichts.«
»Sie leben hier ganz allein?«
»Ja. Seit meine Lottie vor vier Jahren zum Herrn gegangen ist.«
»Tut mir leid, das zu hören. Haben Sie denn niemanden, der Ihnen aushilft? Was tun Sie
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