Camel Club 04 - Die Jäger
Das FBI und das Justizministerium hatten ihn schon lange im Visier. Er hat bekommen, was er verdiente. Was könnte verkehrt daran sein?«
»Jerry Bagger ist mir egal. Ich suche Oliver Stone. Beziehungsweise John Carr. Ich habe keine Ahnung, welcher Name der richtige ist.«
»Ich kenne ihn nur als Oliver Stone. Wer John Carr ist, weiß ich nicht.«
»Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
»Vor ungefähr sechs Monaten.«
»Sie haben von der Ermordung Carter Grays und Senator Simpsons gehört?«
»In den Nachrichten, ja.«
»Stone und Gray kannten sich.«
»Das ist mir neu.«
»Hat Alex Ford es Ihnen nie erzählt? Er hat alles gewusst.«
»Wir waren zwar befreundet, aber auch Freunde müssen sich nicht alles erzählen.«
»Warum sind Sie aus Stones Haus ausgezogen?«
»Ich wollte nicht mehr auf einem Friedhof leben.«
»Sie haben nicht zufällig von Stone gehört? Hat er Ihnen empfohlen, sich zu verziehen?«
»Wieso denn das?«
»Sagen Sie es mir.«
»Wie könnte ich Ihnen etwas erzählen, was sich gar nicht zugetragen hat?«
»Wie ich es sehe, hat Ihr Busenfreund das Weite gesucht.«
»Warum?«
Knox erhob sich vom Stuhl. »Na gut, lassen wir es dabei. Mein innerer Lügendetektor schlägt so stark aus, dass mir die Ohren klingeln. Ich sage Ihnen das Gleiche wie Ihrem Freund Ford – wir haben uns nicht zum letzten Mal gesprochen. Kommen Sie nicht auf die Idee, die Stadt zu verlassen. Ich wäre sonst sehr betrübt.« Er verließ das Lokal.
KAPITEL 20
Macklin Hayes wirkte wenig zufrieden. Er und Knox saßen mitten im D. C. in einem luxuriösen Haus aus braunem Sandstein vor dem Kaminfeuer der Bibliothek. Das Haus stammte aus dem späten 19. Jahrhundert, und Hayes hatte an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr Zutritt. Allem Anschein nach genossen Geheimdienstbonzen unbezahlbare Privilegien.
»Sie sind also den ganzen Tag herumgelaufen und haben die üblichen Verdächtigen vernommen, ohne Fortschritte zu erzielen.«
»Oh, es ist nicht so, dass ich die Ermittlungen nur pro forma führe, General. Ich habe mit allen, ausgenommen diesem Unikum Reuben Rhodes, meine Nummer abgezogen, und Rhodes kriege ich auch noch dran. Die ganze Bagage lügt. Sie wissen mehr, als sie zugeben. Irgendwann kommt der Tag, an dem sie einen Fehler machen, und dann schlagen wir zu.«
»Ich bezweifle, dass der Mann einen Reiseplan hinterlegt hat.«
»Ich auch, aber Carr ist von der anhänglichen Sorte. Wenn wir seinen Freunden irgendwas an den Karren flicken, das sie ins Gefängnis bringen könnte, wird es Carr aus der Reserve locken.«
»Sie meinen, er kommt angesaust, um seine Freunde zu retten? Glauben Sie wirklich, ein solcher Plan hat Aussicht auf Erfolg, Knox?«
»Ich habe den Mann unter die Lupe genommen, habe mich über seinen Werdegang informiert und mit seinen Freunden gesprochen. Ja, ich halte es für möglich, dass wir auf diese Weise zum Erfolg kommen. Und falls nicht, was wäre der Nachteil?«
Hayes leerte sein Glas Wein und starrte ins Kaminfeuer. »Ich möchte Ihnen ein paar offene Worte sagen, Knox. Ich hoffe, es wird aufschlussreich für Sie sein und Sie nicht langweilen.«
»Ich bezweifle, dass irgendetwas, das Sie sagen, mich langweilen kann, Sir. Wie Sie wissen, bin ich regelrecht versessen auf wahrheitsgetreue Informationen.«
Hayes überhörte den Seitenhieb. »Carr ist ein Mörder. In der Nacht der Schießerei im Capitol-Besucherzentrum war er dabei. Wir wissen, dass er Gray und Simpson umgelegt hat. So weit ist alles ganz einfach, aber das Übrige ist es nicht.«
»Und darf ich das Übrige nun endlich erfahren?«
Hayes stand auf und schenkte sich ein weiteres Glas voll, diesmal mit Scotch. Er nippte an dem Drink, während er vor dem Kaminfeuer verharrte, eine beeindruckende Gestalt in einem schicken Dreiteiler. Knox musterte die große Patriziergestalt mit dem vollen weißen Haar, dem kantigen Kinn und den blitzenden Augen und fühlte sich in einen Hollywood-Spionagethriller versetzt.
Wie laufen die Drehbücher immer ab? Superschlaue, kultivierte, patriotische Supermänner, Abgänger von Eliteuniversitäten, setzen ihr Leben ein, um die Sicherheit ihres Heimatlandes zu gewährleisten, tragen dabei schicke Brooks-Brothers-Anzüge, vögeln sämtliche schönen Frauen, schmauchen ihr wohlriechendes Pfeifchen und stehen himmelhoch über ihren schäbigen Handlangern. Leuten wie mir. Und John Carr. Der Pöbel.
Schon früh hatte Knox entdeckt, dass es sich bei dieser Vorstellung um pure
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