Camel Club 04 - Die Jäger
nachdachte und Knox’ Vorschlag von jeder Seite erwog.
Jeder vorstellbaren Seite zumindest. Hoffentlich nicht auch von der Seite, die er sich möglicherweise nicht vorstellen konnte.
»Es könnte sich lohnen, da mal auf den Busch zu klopfen«, sagte Hayes schließlich.
»Damit keine Missverständnisse aufkommen, ich möchte nur am Rande in diese Richtung ermitteln.« Knox wollte dem Mann ein Trostpflaster verpassen, wie mickrig es auch sein mochte. »Natürlich gehe ich gleichzeitig einer Vielzahl anderer Spuren nach. Wir können nur hoffen, dass eine uns zum gewünschten Ergebnis verhilft.«
»Holen Sie Marsh ans Telefon, damit ich ihm die erforderliche Genehmigung erteilen kann.«
»Vielen Dank, General.« Du Lumpsack.
Hayes sprach mit Saunders.
Zwanzig Minuten später geleitete man Knox an eine der sichersten Örtlichkeiten in einer der geheimsten Einrichtungen, die es in den Vereinigten Staaten von Amerika gab.
KAPITEL 36
Stone hatte sich wieder zu Abby gesetzt, als Tyree in die Notaufnahme kam.
»Wie geht es Danny?«, erkundigte er sich, als er die beiden sah.
»Der Arzt war gerade da und hat uns versichert, dass die Röntgenaufnahmen keinen Grund zur Sorge geben«, antwortete Abby mit zittriger Stimme. »Wie es aussieht, liegen keine inneren Blutungen vor.«
Tyree kniete sich vor sie hin und ergriff ihre Hand. »Gott sei Dank. Hast du noch einmal mit ihm gesprochen?«
»Nein.«
Tyree blickte Stone an. »Anscheinend sind Sie immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Erst Willie, jetzt Danny.«
»Haben Sie Hinweise auf die Täter?«
»Ich hoffe, Danny kann sie mir geben, sodass ich die Ermittlungen verkürzen kann. Wann kann ich mit ihm reden?«
Stone wies auf einen Mann in weißem Kittel. »Da ist der Arzt.«
Während Tyree mit dem Arzt sprach, wandte Stone sich an Abby. »Soll ich Sie nach Hause fahren?«
»Nein. Ich bleibe hier. Zu Hause würde ich nur krank vor Sorge.«
»Dann bleibe ich auch.«
»Sie haben schon genug getan, Ben. Sie haben Danny das Leben gerettet. Zwei Mal sogar. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
»Abby, vorhin habe ich mich ein paar Minuten mit Willie unterhalten. Er sagte, dass Danny ihn gestern besucht und vorgeschlagen hat, er und Willie könnten Divine zusammen verlassen und in den Westen gehen.«
»Hat Willie irgendeinen Verdacht, warum jemand Danny etwas antun will?«
»Nein, aber ich habe ihn nach Debby Randolph gefragt. Sie und Danny hätten an der Highschool das eine oder andere Rendezvous gehabt, sagte er, aber es sei nichts Ernstes gewesen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob Danny in einem Mädchen überhaupt etwas Ernsthaftes sieht. Für ihn ist alles nur Spiel und Spaß.«
»Willie bezweifelt allerdings, dass Debby tatsächlich Selbstmord begangen hat. Er hatte sie gefragt, ob sie ihn heiraten wolle, und sie hatte Ja gesagt. Zuletzt hat er an dem Abend vor ihrem Tod mit ihr gesprochen, gegen dreiundzwanzig Uhr. Er sagt, sie sei bester Laune gewesen.«
»Ich wusste gar nicht, dass er sie heiraten wollte.«
»Sie hatten vereinbart, es vorerst geheim zu halten. Und jetzt liegt Willie wegen der Überdosis an einer Droge, die er unfreiwillig genommen hat, in der Klinik, Debby soll sich ohne jeden Grund umgebracht haben, und Danny wurde beinahe totgeschlagen. Da muss es doch irgendeinen Zusammenhang geben.«
»Ich kann keinen erkennen.«
»Willie hat erwähnt, dass sein Vater versehentlich von Rory Peterson erschossen wurde.«
»Das ist über zwei Jahre her.«
»Trotzdem könnte es von Bedeutung sein.«
»Könnten wir mal nach draußen gehen? Ich brauche ein bisschen frische Luft.«
Als sie ins Freie traten, war am Nachthimmel das Whupp-whupp einer Flugmaschine zu hören. Stone blickte nach oben. »Ein Hubschrauber?«
Abby nickte und schaute ebenfalls zum Himmel. »Er fliegt zum Dead Rock. Ein Häftlingstransport.«
»Warum transportiert man die Häftlinge nicht im Bus?«
»Die meisten Gefangenen kommen von weit her, häufig aus städtischen Ballungszentren. In unserer Gegend sind die Straßen ziemlich schlecht, und viele Stellen eignen sich für einen Hinterhalt. In hundert Meter Höhe dagegen ist es schwierig, einen Komplizen vor der Einlieferung in den Knast zu bewahren.«
»Leuchtet mir ein.«
Abby trat nahe vor Stone hin. »Was haben Sie eigentlich auf der Straße gemacht, als Sie Danny gesehen haben?«
Stones Blick streifte Willies Dodge, auf dessen Ladefläche noch sein Kleidersack lag. »Ich wollte den Ort verlassen«,
Weitere Kostenlose Bücher