Camel Club 04 - Die Jäger
zu Ende.« Sein Grinsen schwand, und alles Jungenhafte fiel so plötzlich von ihm ab, wie es erschienen war.
»Danny hat nichts gesagt, das den Überfall auf ihn erklären könnte?«
»Nein, überhaupt nichts. Er sagte, es täte ihm aufrichtig leid um Debby. Und er hat mir geraten, die Finger von den Pillen zu lassen. Er wollte endgültig aus Divine verschwinden. Ich sollte mit ihm gehen. Er wollte in den Westen und von vorn anfangen.«
»Und? Waren Sie interessiert?«
»Hier hält mich jedenfalls nichts mehr.«
»Man sagte mir, das Verhältnis zwischen Ihnen hätte sich verändert, als die Rikers das viele Geld kassierten.«
»Nun ja, es hatte mich ganz schön irregemacht. Ich meine, die Rikers hatten auf einmal ein Vermögen, und ich besaß nichts. Aber ich hätte nicht bei ihnen schnorren dürfen. Sie waren mir nichts schuldig. Und er hatte ja seinen Vater verloren. Ich weiß, wie das ist.«
»Ja. Ich habe schon gehört, dass Ihr Vater bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen ist. Hatte er auch im Bergwerk gearbeitet?«
»Nein, er war Gefängniswärter in Blue Spruce … oder Dead Rock, wie es auch genannt wird. Einer seiner besten Freunde hat ihn versehentlich erschossen.«
»Wer?«
»Rory Peterson.«
»Peterson? Und Peterson wurde ermordet …«
»Ja, aber erst vor kurzem. Mein Vater ist schon seit über zweieinhalb Jahren tot.«
Stone blickte auf die Armbanduhr und stand auf. »Okay, ich muss los.«
»Wird Danny wieder gesund?«
»Ich weiß es nicht. Man hat ihn übel zugerichtet. Aber machen Sie sich lieber Sorgen um sich selbst.«
»Was meinen Sie damit?«
»Falls jemand versucht hat, Sie durch das Vertauschen der Pillen zu töten, wird er den Versuch wahrscheinlich wiederholen.«
KAPITEL 35
Noch am späten Abend unternahm Knox eine Fahrt nach Langley, um dort mit einigen Leuten zu sprechen, die er seit langem kannte. Er hatte diesen Leuten blind vertraut. Noch wichtiger aber war, dass sie für Macklin Hayes nichts übrighatten. Er stellte die Fragen, die er stellen musste, und erhielt Antworten. Manche überraschten ihn, andere nicht. Er verstand sie erst als Anfang, doch immerhin war er jetzt klüger als einige Stunden zuvor.
Ungefähr um die Zeit, als John Carr untertauchte, hatte die CIA einen wertvollen Mitarbeiter verloren: Max Himmerling, von seinen Kollegen »Einstein« genannt, hatte kurz vor der Pensionierung gestanden, als er in Übersee bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam. Sein Leichnam war so stark verbrannt, dass man ihn nur anhand der Zähne identifizieren konnte. Knox fand ein gewisses Interesse an diesem Fall; die Sache sah ganz nach einem typischen Carter-Gray-Manöver aus, um sich eines Agenten zu entledigen, der etwas Unverzeihliches getan hatte. Himmerling war auf die siebzig zugegangen, nachdem er die letzten dreißig Jahre als Bürohengst in Langley abgesessen hatte. Dass er unvermutet irgendwo im Nahen Osten in einem brennenden Hubschrauber den Geist aufgegeben haben sollte, passte überhaupt nicht zu seiner Lebensgeschichte. Aber niemand bei der CIA oder in der US-Regierung wagte die Angaben zu seiner Todesursache in Zweifel zu ziehen. Was Himmerling verbrochen hatte, musste über alle Maßen verwerflich gewesen sein, denn die CIA – und eigentlich auch Carter Gray – hatten ihn stets geschätzt.
Aus dem, was Knox erfuhr, gewann er den Eindruck, dass Himmerlings Verbrechen irgendwie mit John Carr zu tun hatten. Und noch etwas hatte er in Erfahrung gebracht: Die Akten über die Abteilung 666 waren, ganz im Gegensatz zu seiner Erwartung, nicht vernichtet worden. Die CIA, die sich offenbar scheute, sich von Dokumenten ihrer Vergangenheit zu trennen, wie politisch unkorrekt sie im Nachhinein auch wirken mochte, hatte diese Unterlagen schlichtweg umgelagert.
Und diese Erkenntnis führte Knox in die nächste Phase seiner »parallelen« Ermittlungen.
Sie brachten ihn an mehrere verschiedene Örtlichkeiten. Er wusste, dass Hayes’ Männer ihm bei jedem Schritt auf den Fersen blieben. Doch er recherchierte im Schutz einer guten Tarnung, denn er betrieb ja tatsächlich Untersuchungen im Auftrag des Generals. Nach zahlreichen Umwegen und häufigem Hakenschlagen auf dem investigativen Marsch durch die Institutionen gelangte Knox an sein letztes Ziel. Das relativ neue, ultrageheime, unterirdische CIA-Archiv befand sich auf einem dreihundert Morgen großen Landstück ungefähr dreißig Kilometer westlich von Monticello, Virginia, dem einstigen Landgut von Thomas
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