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Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch
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Philosophie für Philosophen.
    Was die Impotenz angeht, so sollte ich es eigentlich Cheeta überlassen, darüber zu berichten. Sehen Sie nur, wie verlegen er wird! Wie er mich haßt und wie unfähig er ist, seinem Haß Ausdruck zu verleihen! Im Haß und in der Liebe gleich impotent! Regen Sie sich nicht auf, Cheeta, im Grund trifft das nämlich auf uns alle zu. Und am Ende aller Dinge wird es nur noch das einzelne Atom geben - kalt, unbeweglich, isoliert, wirkungslos. Kaputt!
    Aber wird das wirklich ein so schrecklicher Zustand sein? Ich glaube nicht, denn wenn’s einmal soweit ist, wird das Universum zum mindesten geordneter sein als jetzt. Alles wird homogen, gleichgewichtig und still sein. Dieser Zustand erinnert mich an den Tod, und das gefällt mir.
    Und da haben wir also einen Wert, den ich vorhin vergessen habe, den Tod. Da haben wir etwas, das uns hilft, aus der langweiligen Routine auszubrechen. Da haben wir ein ›Danach‹, an das wir leicht glauben können.
    Diesen Wert gebe ich Ihnen, Cheeta, und auch Ihnen, Sacchetti, falls Sie den Schneid haben, ihn anzunehmen. Den Tod. Nicht nur ihren eigenen, wahrscheinlich unwichtigen Tod, sondern einen von universaler Bedeutung. Ich meine nicht gerade den Wärmetod am Ende aller Zeiten, das wäre zu viel verlangt, aber immerhin einen Tod, der diese Entwicklung fast sichtbar vorantreiben würde.
    Das Ende der ganzen beschissenen Menschheit, Sacchetti. Was sagen Sie dazu, mein Lieber? Kaufen Sie mir das ab?
    Oder kommt Ihnen dieses Angebot zu plötzlich? Sie hatten wohl nicht vor, alle Bände dieser Enzyklopädie auf einmal zu kaufen? Dann lassen Sie sich doch Zeit damit, machen Sie sich erst mal mit dem Gedanken vertraut! Ich komme gern nächste Woche wieder, wenn Sie’s mit Ihrer Frau besprochen haben.
    Aber etwas möchte ich zum Schluß noch sagen: Jeder, der auch nur eine Spur von Selbsterkenntnis besitzt, ist sich bewußt, daß er sich nichts sehnlicher wünscht, als das alles hinter sich zu bringen. Endgültig! Wir wünschen uns, wie Freud es so beredt formuliert hat, tot zu sein.
    Oder in Ihren eigenen Worten: O Marionette des Bösen, vernichte! Vernichte alles und uns!
    Was diese Idee so erregend macht, ist, daß sie tatsächlich verwirklicht werden kann. Es ist möglich, Waffen von absolut gottähnlicher Kraft herzustellen. Wir können diese kleine Welt zerbersten lassen, wie wir als Kinder Tomaten mit Knallfröschen zerplatzen ließen. Wir brauchen nur die Waffen zu entwickeln und sie unseren hochgeschätzten Regierungen zu geben. Alles Weitere können wir ihnen getrost überlassen.
    Warum sagen Sie nicht endlich, daß Sie uns dabei helfen wollen? Oder daß wir wenigstens mit Ihrer moralischen Unterstützung rechnen können?
    Sie bleiben auch jetzt noch stumm? Wirklich, Sacchetti, es macht keinen Spaß, sich mit Ihnen zu unterhalten. Cheeta, ich möchte bloß wissen, was Sie an ihm finden! Kommen Sie, wir haben wichtigere Dinge zu tun!«

    57.
    Sie gingen zusammen hinaus, gefolgt von den Wärtern, aber Skilliman kam noch einmal zurück, um mir einen letzten Stich zu versetzen. »Nehmen Sie’s nicht allzu tragisch, Louis. Es war vorauszusehen, daß Sie den kürzeren ziehen würden. Ich habe nämlich das Universum auf meiner Seite.«
    Da der beklagenswerte Schipansky nicht mehr anwesend war, erlaubte ich mir, zurückzuschlagen: »Gerade deswegen finde ich Sie so vulgär.«
    Das traf ihn hart, denn er hatte erwartet, daß ich mein Schweigen auch jetzt nicht brechen würde. Plötzlich war nichts Satanisches mehr an ihm. Plötzlich war er nur noch ein Verwaltungsbeamter in mittleren Jahren, kahlköpfig, schäbig, zweitklassig.

    58.
    Wie bequem es ist, daß wir unsere Feinde bemitleiden können! Es erspart uns die Anstrengung, sie zu hassen.
    Anstrengung ... Es ist sogar zu anstrengend, zu sagen: »Es tut weh.«

    59.
    Ich habe es noch nicht verwunden. Ich werfe mir vor, bei der Konfrontation versagt zu haben. Das Schweigen war, obwohl es Gott immer sehr gut gedient hat, eben doch nicht mein Schutz und Schild. Es tut weh.
    Aber was hätte ich antworten sollen? Skilliman hat gewagt, das auszusprechen, wovor wir uns alle fürchten, weil es die Wahrheit sein könnte. Selbst Christus wußte am Ende zum Verführer nichts Besseres zu sagen als: »Hebe dich hinweg!«
    Daß du immer wieder darauf zurückkommen mußt, Sacchetti! Die Imitatio Christi.

    60.
    Es geht abwärts, abwärts.
    Die Wasser der Krankheit steigen höher. Es gibt keine Sandsäcke mehr. Vom Dach

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