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Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Titel: Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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verdient«, meinte sie schließlich. »Und für uns war es auch nicht gerade ein Gewinn. Ich verstehe nicht, was in dich gefahren ist. Du bist so anders, Cherie!«
    Daggy zuckte die Schultern. Sie sah die andere ein wenig traurig an. Daggy wusste selbst nicht, was mit ihr los war. Sie fühlte sich elend. Nicht körperlich - doch irgend etwas schien in ihr zerbrochen zu sein. Sie konnte es sich selbst nicht erklären.
    Lag es an ihrem Beruf und an dem damit verbundenen Leben? War es Unzufriedenheit oder Sehnsucht? Daggy wusste es nicht.
    »Es ist nur eine komische Anwandlung, Yvonne«, wich Daggy aus. »Das hat bestimmt nichts zu bedeuten. Schicke mir den Herrn vorbei. Und dann ...«
    »Was?«,
    »Ach nichts. Ich geh baden!«
     
    *
     
    Wer die Abende am Mittelmeer kennt, weiß, wie schön sie sind. Dort, wo man die Insel Korsika vermuten konnte, leuchtete der Himmel in vielen Farben, die der glutrote Sonnenball am Horizont ausstrahlte. Ganz ruhig, wie die Palette eines südländischen Straßenmalers lag die weite Fläche des Meeres in der Stille. Das zauberhafte Licht vergoldete Palmen und Agaven, tauchte die weißen Fassaden der flachen Häuser in märchenhaftes Rosa und verwandelte auch Madames schäbigen Stripteaseschuppen in einen Palast.
    Dagmar saß in ihrem Wohnwagen, und Dagobert umschnurrte ihre Beine. Eigentlich hätte er längst seine obligatorische Milch bekommen müssen. Nun maunzte er kräftig los.
    »Maule nicht, geliebtes Miststück«, murmelte Daggy. »Wenn mein letzter Kunde heute anständig bezahlt, dann serviere ich dir ein ganzes Kilo Kalbsleber kleingeschnitten auf Madames Silbertablett. Komm, sei ein lieber Katzenmann! Daggy muss nachdenken. Weißt du, vielleicht sollten wir wirklich etwas anderes machen?«,
    Der Angorakater blickte Daggy tiefgründig an. Seine Pupillen waren weit. Empörung schien darin zu stehen.
    »Guck mich nicht so an, Dagobert«, flüsterte Daggy. »Mit dir ist auch kein Preis zu gewinnen. Hoffentlich verlässt du mich nicht, denn dann habe ich gar niemanden mehr. Dann bin ich ganz allein, mein Katzenmann!«
    Es wurde geklopft. Daggy stand auf und warf einen raschen Blick in den Spiegel. Das Licht des Sonnenuntergangs machte ihr Gesicht weich, zärtlich und schön.
    »Einen Moment bitte!«, rief sie und zündete die Gaslampe an. Ihre Hände zitterten ein wenig. Warum nur? Sie war das doch alles gewohnt. Angst? Nein, aber ...
    Daggy öffnete.
    Die Dunkelheit brach schnell herein, so dass Daggy den Mann nicht sofort erkennen konnte. Sie sah nur einen hohen Schatten, roch den Hauch eines herben, eleganten Parfüms und fühlte, dass in diesem Augenblick irgend etwas ganz anders war als sonst.
    »Bitte, treten Sie ein, Monsieur«, forderte sie höflich und leiser als gewöhnlich auf. Das Trittbrett knarrte ein wenig. Der Mann duckte sich, um durch die niedrige Tür treten zu können.
    Daggys Atem stand still.
    Sie hatte in ihrem Leben viele Männer gesehen und mit ihnen geschlafen. Sie konnte das nicht mehr überblicken. Aber diesen Mann würde sie niemals in ihrem Leben vergessen können. Das wusste sie in diesem Augenblick.
    Er stand wie erstarrt vor ihr, sah sie an, als wäre sie ein Geist.
    »Bitte, rücken Sie die Lampe so, dass ich Ihr Gesicht deutlich sehen kann!«, bat er mit rauer Stimme. Diese Stimme war eine einzige Faszination. Daggy gehorchte, fast mechanisch. Langsam, wie eine Marionette, drehte sie ihr Profil dem Gaslicht zu.
    »Sie sind Daggy?«,
    »Ja, Monsieur«, erwiderte sie. Sie musste sich bemühen, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Sie sah ihn an. Er trug einen sehr guten Anzug, eine modische Krawatte und einen herrlichen Ring. Seine Hände waren feingliedrig wie die eines Pianisten. Das schwarze, leicht gewellte Haar verriet den Südfranzosen. Ein schmales, sehr gepflegtes Bärtchen auf der Oberlippe verstärkte diesen Eindruck. Doch seine Augen waren anders. Sie waren hell und von so intensiver Strahlkraft, wie Daggy das vorher nie gesehen hatte. In diesen Augen lag etwas, das Daggy eigenartig berührte. Es erfüllte sie gleichzeitig mit einer gewissen verborgenen Furcht und dennoch mit ungeheurer Beruhigung.
    »Ich nehme normalerweise achtzig Francs«, brachte sie hervor. Ein gequältes Lächeln umspielte ihren Mund. »Aber ich fürchte, Monsieur, ich bin nicht das, was Sie suchen. Ich bin ...«
    »Ich habe Sie gesucht«, unterbrach er ruhig. In diesem Augenblick wirkte er fast unbeholfen. Ein Geheimnis schien ihn zu umgeben wie der Hauch

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