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Canale Mortale (German Edition)

Canale Mortale (German Edition)

Titel: Canale Mortale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Schumacher
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seiner Hand sind geschwollen. Der eine von den
Strolchen hat ihn sogar getreten, als er am Boden lag. Ich gehe nach dem Essen
zu Don Orione hinüber und stelle eine Kerze für ihn auf.«
    Antonia war froh, als die Antipasti serviert wurden und Giovanna
eine Zeit lang nicht mehr sprach.
    Man verabredete sich mit der Köchin für die Fahrt nach Burano vor
Don Oriones Kirche. Gegen vier Uhr trat Giovanna lächelnd aus dem Portal auf
den Platz. Sie habe zwei Kerzen angezündet, eine für den Conte, die andere für
Nardos Genesung. Florian hatte sich Jana und Antonia angeschlossen, da es
inzwischen zu spät war, um noch zur Probe zu gehen. Giovanna fächelte sich
fortwährend Luft zu. Dann senkte sie die Stimme und bekreuzigte sich.
    »Seltsam, die Kerze für den Conte wollte sich zuerst nicht entzünden
… Vielleicht ist das ein Zeichen? Man hat doch versucht, sein Herz
herauszuschneiden, nicht wahr? Das Herz ist der Sitz der Seele. Vielleicht ist
er dann auch noch nicht im Himmel!«
    Florian verzog das Gesicht, als hätte er Zahnweh, während Antonia
Verständnis dafür hatte, dass Giovanna den Vorfall unheimlich fand. Die Köchin
hatte ihr den Zeitungsartikel über den Leichenfund gezeigt. Giovanna hatte ihn
ausgeschnitten und auf der Küchenvitrine neben eine Madonnenfigur gelegt.
    Sie gingen zu viert zu den Fondamente Nuove, von denen aus die
Schiffe nach Burano ablegten. Am Campo vor Santi Giovanni e Paolo machte
Giovanna jedoch plötzlich kehrt. Sie wolle im Café »Rosa Salva« Törtchen für Nardo
und seine Schwester besorgen. Dabei nahm sie sich viel Zeit bei der Auswahl und
hielt einen Plausch mit der Verkäuferin. Es ging um das Begräbnis des Conte,
und Giovanna genoss es offensichtlich, dass die junge Frau sich für sie
interessierte, als sie stolz erzählte, sie habe für den verstorbenen Conte, der
in Venedig einen großen Namen hatte, gekocht.
    Antonia, die sah, dass Florian vor dem Café von einem Fuß auf den
anderen trat, ging zu ihm. Sie ärgerte sich, dass er sie mit seiner Nervosität
unter Druck setzte.
    »Jetzt komm mal runter und entspann dich! Genieße deinen freien
Tag.«
    »Entschuldige, dass ich so angespannt bin. Es ist nicht mehr lange
bis zum Abschlusskonzert, und heute fallen für mich die Proben aus. Das macht
mich einfach zappelig.«
    Im Laden ließ sich Giovanna, die sich weiterhin im Glanz ihrer
Prominenz sonnte, den Einkauf noch kunstvoll verpacken und mit einer goldenen
Schleife verzieren. Auch Jana sah auf ihre Uhr.
    »Wenn wir das nächste Boot bekommen wollen, müssen wir einen Schritt
zulegen.«
    Giovanna trat mit zufriedener Miene, in der Hand das Kuchenpaket, zu
ihnen auf den Campo.
    »Das wird die beiden freuen, sie haben auf der Insel keinen so guten
Kuchen, wie ich ihn bei ›Rosa Salva‹ bekomme.«
    Als sie den Campo überquerten und in die Nähe des Ospedale kamen,
verlangsamte die Köchin allerdings wieder ihr Tempo, schaute sich angstvoll um
und murmelte etwas auf Venezianisch.
    »Was hat sie denn?«, fragte Antonia leise.
    »Sie sagt, sie hat Angst vor Geistern«, übersetzte Jana.
    Tatsächlich blieb Giovanna stehen und erzählte die Legende von einem
jungen Mann, der hier in der Nähe jemanden ermordet hatte.
    »… und dann irrte er mit dem Herzen seines Opfers in der Hand
über die Brücke dort!«
    Sie zeigte auf die Brücke über den Rio dei Mendicanti. Dann streckte
sie einen Arm vor sich aus, als trüge sie ein Herz in der hohlen Hand.
    »Er trägt es vor sich her. Und plötzlich stolpert er und stürzt, und
da spricht das Herz zu ihm: ›Hast du dich verletzt?‹ – Da begreift er, dass er
seine eigene Mutter ermordet hat, stürzt sich in die Lagune und ertrinkt. Und
seitdem irrt sein Geist abends hier über den Campo, mit dem Herz der Mutter in
der Hand.«
    Antonia lächelte. »Das ist ja eine schauerliche Geschichte. Aber
diese alten Legenden sind sehr interessant …«
    Doch Giovanna hatte nur tief Luft geholt und setzte jetzt hinzu:
»Und vielleicht gesellt sich jetzt abends der Conte dazu, denn sie haben ihn ja
wohl hier im Ospedale umgebracht und verstümmelt.«
    »Aber Giovanna, Sie glauben doch nicht an Geister, oder?«
    Giovanna bekreuzigte sich. »Ich glaube an Gott und die heilige
Jungfrau, aber es gibt Leute, die den Geist des jungen Mannes hier schon
gesehen haben!«
    Jana übersetzte, und Florian, der hinter Giovanna stand, verdrehte
wieder die Augen.
    »Aber der Conte ist nicht umgebracht worden …«, sagte Antonia, brach
jedoch ab, als

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