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Canale Mortale (German Edition)

Canale Mortale (German Edition)

Titel: Canale Mortale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Schumacher
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könnte auch jemanden beauftragt
haben. Vielleicht aus Rache an meinem Vater?«
    Antonia widersprach. »Es wäre absurd, wenn er seine eigenen
Initialen unter das Schreiben setzen ließe.«

14
    Die Obduktion hatte erbracht, dass der Conte tatsächlich
an Herzschwäche, also eines natürlichen Todes, gestorben war. Der Versuch, sein
Herz herauszuschneiden, war erst Stunden später vorgenommen worden, als die
Leichenstarre längst eingesetzt hatte.
    Das Begräbnis fand schon wenige Tage später statt. Die Totenmesse
wurde in San Trovaso gehalten, der Kirche, in der man den Conte getauft hatte.
Antonia und Florian, die mit der Familie und Giovanna in den vorderen Bänken
saßen, waren erstaunt darüber, wie voll die Kirche nach und nach wurde. Don
Orione hielt einen bewegenden Nekrolog, den Antonia ihm gar nicht zugetraut
hätte. Sie wusste, dass er den Conte persönlich nicht sonderlich geschätzt
hatte, aber in seiner Rede hob er dessen Charakter als ehrenvoll, edel und
typisch für den venezianischen Adel hervor. Mit dem Tod des Conte, so endete
er, sei ein weiteres Stück des alten Venedig verschwunden. Die Menschen waren
sichtlich gerührt, vor allem Giovanna schluchzte laut in ihr Taschentuch. Das
halbe Dorsoduro-Viertel war zusammengekommen, und etliche folgten der Barke bei
der Überfahrt zur Friedhofsinsel San Michele in eigenen Booten.
    Es dauerte eine Weile, bis die Trauergäste am Familiengrab der
Falieris vorbeidefiliert waren. Octavia stand mit Tante Alba und ihren beiden
Kindern reglos da und nahm die Beileidsbezeugungen entgegen. Antonia fragte
sich, ob Guido auch an der Beerdigung teilnahm, konnte ihn aber nirgendwo
sehen.
    Am Ausgang des Friedhofs trat Jana zu ihr und zeigte auf einen
hochgewachsenen alten Mann, der einen Verband um den Kopf trug. Er unterhielt
sich mit Giovanna und stützte sich dabei auf einen Stock. Dann humpelte er in
Richtung Bootsanlegestelle.
    »Das ist übrigens Nardo. Es scheint ihm nicht gut zu gehen. Ich
möchte so bald wie möglich zu ihm nach Burano fahren. Kommst du mit?«
    Ein Taxiboot brachte die Familie von der Friedhofsinsel nach San
Marco zurück. Tante Alba wollte, dass sie alle im »Quadri« zu Mittag aßen, weil
ihr Bruder hier ein halbes Jahrhundert seinen Kaffee getrunken hatte. Sie
setzte sich ans obere Ende der Tafel, als nehme sie jetzt den Platz des Conte
ein. Ihr zur Rechten saß Don Orione. Antonia setzte sich neben Giovanna, um sie
zu fragen, ob sie mit ihnen nach Burano kommen könne. Jana hatte ihr erzählt,
dass die Köchin aus demselben Ort wie Nardo und seine Schwester stammte und die
beiden gut kannte. Giovanna sah sie mit verheulten Augen an. Der Tod des Conte
schien ihr wirklich nahezugehen. Sie holte ein Taschentuch hervor und schnäuzte
sich mehrfach.
    »Ich wollte sowieso hin. Nardo hat man kürzlich aufgelauert und ihn
verprügelt. Einen uralten Mann, stellen Sie sich das vor! In welchen Zeiten
leben wir bloß!« Dann schluchzte sie wieder herzzerreißend. »Neulich hat er
noch gesagt, ich solle ihm seine Bigoli kochen …«
    Antonia war verwirrt. »Ich denke, seine Schwester versorgt ihn?«
    »Wen?«
    »Nardo.«
    »Ich spreche doch vom Conte!«
    »Weiß man denn, wer den alten Nardo verprügelt hat?«
    »Nein. Wahrscheinlich junge Leute, die Drogen nehmen. Die schrecken
vor nichts zurück. Nardo hat doch nichts, was man rauben könnte.«
    Giovanna erklärte sich bereit, Jana und Antonia nach der Siesta nach
Burano zu begleiten. Dann brach sie wieder in Tränen aus. Unter Schluchzen
erzählte sie von den Lieblingsspeisen des Conte und wie gern sie für ihn
gekocht habe. Junge Leute hätten keinen Sinn für Sarde Saor, die süß-sauer
eingelegten Sardinen, für Suppe mit geräuchertem Hammelfleisch oder Polenta mit
Kutteln, lauter Gerichte, für die der Conte geschwärmt habe. Sie wollten nur
winzige Portionen und immerzu Salat. Sogar die Signora habe jetzt angefangen,
das Abendessen auf zwei Gänge zu beschränken.
    »Für wen soll ich denn noch kochen, wenn alle nur noch wie die
Vögelchen essen?«
    Antonia versuchte sie zu trösten, aber Giovanna mochte sich nicht
beruhigen. Es schien fast, als genieße sie es, ungehindert die Tränen fließen
zu lassen. Zwischendurch flüsterte sie etwas von einem Testament und dass der
Conte sie in seiner großen Güte auch bedacht habe, um dann übergangslos wieder
vom Überfall auf Nardo anzufangen.
    »Der arme alte Mann. Er hat eine große Wunde am Kopf. Ein Auge ist
noch ganz blau, und zwei Finger

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