Canard Saigon (German Edition)
und legte mir die Hand auf die Schulter. „Danke, Freund“, sagte er leise und wandte sich wieder ab. Jetzt erst wurde mir klar, wem ich das Leben gerettet hatte.
Die Wachen wurden von ihren Posten abgezogen und wir versammelten uns am Bachbett. Horst eilte sofort zu Albert und umarmte ihn freudig. Dann kam er zu mir und reichte mir die Hand. „Charles, mein Held“, sagte er und riss mir fast die Hand aus. „Du hast Albert das Leben gerettet, das werde ich dir nie vergessen. Hast was gut bei mir, das verspreche ich dir.“ Mit feuchten Augen umarmte er mich. „Danke, Charles, danke.“
„Ach, ich hatte einfach Glück“, sagte ich, ein wenig verlegen.
„Die sind nicht aus dieser Gegend, die sind aus dem Norden“, brummte Janos Detarant. Er rettete mich aus der unbehaglichen Situation.
„Wie haben uns die Schlitzaugen überhaupt gefunden?“, fragte Claude.
„Die sind uns vom Dorf weg gefolgt“, sagte ich. „Erinnert ihr euch an die Frau mit den Kindern? Die hat uns entdeckt. Ich hatte gleich so ein blödes Gefühl.“
„Das sind eingeschleuste Agenten“, meinte Janos. „Die sind hervorragend für den Dschungelkampf ausgebildet. Wir hatten Glück, Männer. Verdammt viel Glück. Und Charles.“ Dabei sah er mir fest in die Augen. „Und jetzt lasst uns hier abhauen. Dieses Drecksnest ist ein Durchgangslager der Viet Minh. Das müssen wir schnellstens der Obrigkeit melden. Die sollen das Dorf bombardieren. Oder meinetwegen zuscheißen, wir jedenfalls verschwinden schleunigst von hier.“
Gegen Mittag erreichten wir das kleine Fort am Ben Càt-Fluss. Der Sergent-Chef gab per Funk seine Meldung nach Arnaultville durch. Damit war unsere Dschungelpatrouille beendet. Am frühen Nachmittag wurden wir mit einem Lastwagen nach Arnaultville gekarrt. Die nächsten zwei Tage bekamen wir frei. Das traf sich hervorragend, denn es stand ein Wochenende bevor. Und am Montag war ohnehin der höchste Feiertag der Fremdenlegion.
Saigon, Sonntag, 29. April 1951, 14.00 Uhr
Ich schlürfte genüsslich an meinem Café Royal, einer Spezialität, bei der echter Cognac mit Zucker versetzt, flambiert und mit Kaffee übergossen wird. Die Markisen des Restaurants Chez Robert spendeten wohltuenden Schatten. Ich ergötzte mich am Anblick der kleinen Parkanlage gegenüber. Die etwas höher angelegte Terrasse erlaubte einen herrlichen Ausblick auf die durch die Rue Catinat flanierenden eleganten Damen. Genüsslich zog ich an meiner Gauloises und war rundum zufrieden. Eben noch hatte ich einen hervorragenden Rostbraten mit Bratkartoffeln, die Spezialität des Hauses, verspeist. Jetzt war ich satt und fühlte mich pudelwohl.
„Das war das Beste, das ich seit Jahren gegessen habe“, sagte Claude begeistert.
„Ja, mein Freund“, sagte Horst Muler. „Hier kochen sie das beste europäische Essen der ganzen Stadt.“
Albert Hoffmann nickte zustimmend.
„Freunde, ich kenne die Stadt in- und auswendig“, sagte Horst im Brustton tiefster Überzeugung. „Wenn ihr irgendetwas haben wollt, sagt es einfach dem alten Horst, der besorgt euch alles. Fünf Jahre waren Albert und ich direkt in Saigon stationiert. Wir bewachten nur hohe Tiere oder mussten langweilige Flughafendienste schieben. Da hatten wir viel Zeit, die Stadt zu erkunden. Wir haben auch gute Geschäfte gemacht, nicht wahr Albert?“ Horst lachte und schlug Albert freundschaftlich auf die Schulter. „Das war schon eine superbe Zeit.“
„Und warum seid ihr jetzt bei uns?“, fragte Claude.
„Na, ich glaube, wir haben es übertrieben. Weißt schon, saufen, Weiber, Glücksspiel, dann vergisst du den Zapfenstreich. Einmal erwischen sie dich volltrunken, dann wieder schläfst du auf Wache ein. Na ja, irgendwann hatten die genug und meinten, dass uns ein Fronteinsatz wieder zu drahtigen Legionären formen würde. Und so sind wir bei euch Affen gelandet.“
„Aber gekämpft habt ihr toll“, sagte Claude. „Da hat man nichts gemerkt, dass ihr nur Etappenschweine wart.“
„Danke für die Blumen, mein Freund“, sagte Horst. „Gelernt ist halt gelernt. Aber die Marschiererei durch den Dschungel war die Hölle. Ich kann dir sagen, ich habe einen Muskelkater an Stellen, wo ich gar nicht mehr wusste, dass ich überhaupt Stellen habe.“ Horst zog dabei eine schmerzliche Grimasse. Claude und ich lachten, während Albert heftig mit dem Kopf nickte.
„Mir geht es auch so“, sagte Albert. „Ich weiß gar nicht, ob ich ein Männlein oder Weiblein bin.“ Er verbog
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