Canard Saigon (German Edition)
wir eines der Kinder gevögelt hätten“, polterte Horst verächtlich. Er stand ebenfalls auf und ging zu Albert. Mit nacktem Oberkörper wuschen sie sich. Dabei bemerkte ich, dass beide am Oberarm, unter der linken Achselhöhle, eine Tätowierung hatten. Das Zeichen der SS, der tätowierte Buchstabe für ihre Blutgruppe.
„Hey, wart ihr bei der SS?“, fragte Claude, der Unsichtbare. Er war Belgier, klein, wieselflink und ein Meister der Tarnung.
„Ist lange her“, antwortete Horst. „Das war eine andere Geschichte.“
„Wart ihr bei derselben Einheit?“, bohrte Claude mit kindlicher Naivität weiter.
„Ja, wir sind schon ewig zusammen“, antwortete Horst lachend und schlug Albert mit der flachen Hand auf die Schulter. „Als wären wir Zwillinge, nicht wahr, Albert?“
„Wo wart ihr eingesetzt und bei welcher Einheit?“, fragte Claude weiter.
„Ich sagte schon, das ist lange her. Reden wir über etwas anderes.“ Horst beendete das Thema, während Albert sich wortlos ankleidete. „Habt ihr in Saigon schon richtig gevögelt?“, lenkte Horst das Gespräch in andere Bahnen.
„Oh, là, là, was wisst ihr Deutschen schon vom Vögeln, eh?“, sagte Giuseppe. Frauen und die Liebe waren das Lieblingsthema des schlanken, braungebrannten Italieners. Nach jedem Ausgang in Saigon schwärmte er von den Komplimenten, die er von den Frauen erhielt, dabei bezahlte er genauso wie wir anderen auch.
„Ihr Deutschen habt kein Gefühl für die Mesdemoiselles. Ihr seid grob und macht nur bum, bum, fertig“, sagte Giuseppe. „Ich habe schon viele Deutsche gesehen. Ihr seid wie eine Dampfwalze. Nur Kraft, nix Gefühl. Eine Frau musst du behandeln wie eine Violine, eine Stradivari. Du musst sie langsam einspielen, zart mit deinem Bogen streichen, dann ...“
„... spielt sie dir die schönste Melodie“, vollendeten wir anderen seinen Standardspruch.
„Si, lacht nur, aber gelernt habt ihr nichts, ihr Bauern“, schmollte Giuseppe.
„Ich meinte, richtigen Sex, nicht so eine normale Mamanummer“, meldete sich Horst mit seiner tiefen, lauten und heiseren Reibeisenstimme wieder zu Wort, während er das Drillichhemd wieder anzog. Horst Muler war 32 Jahre alt, 183 Zentimeter groß und hatte kurz geschorene rotblonde Haare. Sein muskulöser Körper wirkte nicht austrainiert. Die hängenden Tränensäcke und die Falten in seinem rundlichen Gesicht ließen auf einen ausschweifenden Lebenswandel schließen.
„Was meinst du mit richtigem Sex?“, fragte Claude.
„Schluss jetzt!“, unterbrach der Sergent-Chef das Gespräch. „Albert und Claude, löst die Wachen ab. Und ihr anderen bereitet euch für die Nacht vor.“
Albert und Claude bezogen ihre Wachposten auf einem Felsen oberhalb des Lagers. Neben dem Wasserlauf stieg auf einer Seite eine sanfte Böschung an, die oben einen scharfen Knick machte. Der umgebende Dschungel war locker bewaldet und bot 30 bis 40 Meter freies Sichtfeld. Ich entschied mich, als Nachtlager einen Platz bei einem Bambusdickicht zu wählen. Wortlos schnappte ich mir den Klappspaten und begann, dicht an den Bambushalmen, ein Loch auszuheben. Die frische Erde verteilte ich sorgfältig in der Umgebung und bedeckte sie mit Laub. Da der Boden weich war, gingen die Grabarbeiten schnell voran. Meine Kameraden hielten es vermutlich für eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme, aber da sie meinen Sinn für Gefahr kannten, folgten ein paar meinem Beispiel. Verständnislos schüttelte Horst Muler den Kopf und richtete sein Nachtlager an der Böschung ein. Giuseppe und zwei andere Kameraden konnten sich nicht recht entscheiden, wählten dann aber die bequemere Variante und legten sich neben Horst.
Meine Schlafgrube war gerade so tief und breit, dass ich bequem darin liegen konnte. Ich flocht mir noch einen Deckel aus Bambus, dann setzte ich mich an den Bach und genoss den Rauch einer Zigarette. Da und dort unterhielten sich einige Kameraden. Ansonsten waren nur die üblichen Dschungelgeräusche zu hören. Langsam wurde ich müde. Ich legte mich in mein Erdloch. Den Bambusdeckel, in den ich Gras eingeflochten hatte, zog ich über die Grube. Ich hatte mir angewöhnt, am Rücken liegend, mit angewinkeltem rechtem Bein zu schlafen. Das Bajonett pflanzte ich auf mein Gewehr und legte es auf meinen Bauch. Aus dieser Position konnte ich sofort reagieren. So konnte ich schnell zustechen und mit dem angewinkelten Bein war ein kräftiger Tritt nach oben möglich. Ich schlief bald ein. Kurz vor ein Uhr bezog
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