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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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ich meinen Wachposten. Während der nächsten zwei Stunden konnte ich nichts Verdächtiges bemerken. Horst und ein Kamerad lösten uns ab. Ich schlich zurück zu meiner Schlafgrube und sah, dass auch Albert und Claude ihr Lager an der Böschung aufgeschlagen hatten. Ich witterte noch einmal in die Umgebung, dann kroch ich in mein Loch. Augenblicke später war ich eingeschlafen.
    Plötzlich war ich hellwach. Ich weiß nicht, ob mich ein Geräusch weckte oder die Wellen, die durch meinen Körper jagten. Alle meine Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft. Da hörte ich es. Das leise Geräusch eines knickenden Zweiges dröhnte in meinen Ohren wie die Pummerin zu Silvester. Ich packte das Gewehr mit dem aufgepflanzten Bajonett mit beiden Händen und war aktionsbereit. Erst witterte ich, ob jemand unmittelbar über mir war. Dann hob ich vorsichtig den Bambusdeckel mit meinem Kopf an. Im fahlen Mondlicht erspähte ich, zwei Meter vor mir, einen dunklen Schatten, der langsam über den Boden in Richtung Böschung robbte. Das war keinesfalls ein Legionär. Ich schnellte aus meiner Deckung und war mit zwei Schritten in Kampfdistanz. Die Gestalt vor mir bäumte den Oberkörper auf und zielte mit einer Pistole in meine Richtung. Aber ich war schneller. Mein Stoß mit dem Bajonett traf ihn in der Herzgegend. Der Angreifer sackte tödlich getroffen zusammen. Mit einem Ruck zog ich das Bajonett zurück. Ich veränderte meine Position mit einer seitlichen Hechtrolle und presste mich an den Grasboden.
    „Alarm!“, brüllte ich.
    In Sekundenbruchteilen registrierte ich zwei weitere Gestalten, die sich bedrohlich nahe an die schlafenden Kameraden herangepirscht hatten. Ein Angreifer hatte sich halb aufgerichtet und kniete vor einem schlafenden Legionär. Er hob seine Hand und holte zu einem Hieb mit einer Machete aus. Ich zielte nicht, sondern schoss sofort. Der Arm des Angreifers erstarrte – gleichzeitig traf ihn mein zweiter Schuss. Er stürzte wie von einer Riesenfaust getroffen zu Boden. Ich rollte mich seitlich ab, denn inzwischen hatte mich die andere Gestalt unter Beschuss genommen. Auf einem Bein kniend, feuerte der Angreifer eine Salve in meine Richtung. Die knatternden Schüsse hallten in meinem Kopf. Mit zirpenden Geräuschen flogen mir die Geschosse um die Ohren und schlugen dumpf im Grasboden ein. Mein Gewehr fest an mich gepresst, schlängelte und rollte ich mich in affenartiger Geschwindigkeit über den Boden und landete im Bachbett.
    Dann brach rund um mich die Hölle los. Der Viet Minh, der mich eben noch beschossen hatte, wurde von mehreren Salven getroffen und zu Boden geschleudert. Gleichzeitig wurde unsere Stellung aus dem Dunkel des Dschungels beschossen. Eine Granate, die weit über uns hinweggeflogen war, detonierte. Der Angriff kam von der Seite der Böschung. Mein Puls raste. Ich bewegte mich aus dem Bachbett heraus und robbte zum Böschungsrand. Meine Kameraden reagierten blendend. In fächerförmiger Formation verteidigten sie die Stellung. Die aufblitzenden Mündungslichter des Feindes wurden mit gezielten Salven bekämpft.
    „Ihr dreckigen Schlitzaugen, ich mach euch alle“, brüllte Horst Muler in den nächtlichen Dschungel. Er feuerte mit seiner Maschinenpistole eine Streusalve nach der anderen. Der Beschuss der Feinde wurde spärlicher. Noch eine Granate explodierte hinter unserer Stellung. Janos Detarant feuerte eine Leuchtkugel ab. Das orange Licht ließ den Dschungel vor uns als bizarres Bild erscheinen. Wir sahen da und dort schwarze Gestalten herumwieseln und feuerten aus allen Rohren. Eine zweite und dritte Leuchtkugel erhellten das Kampfgebiet. Schmerzensschreie hallten durch den Dschungel, und plötzlich war der Spuk beendet. Die geballte Feuerkraft unserer Patrouille veranlasste die Angreifer, Hals über Kopf den Rückzug anzutreten. Wir hörten noch einige Rufe, wurden aber nicht mehr beschossen. Der Sergent-Chef entschied, den Feind nicht zu verfolgen. Es war kurz nach fünf Uhr früh. Das Gefecht hatte kaum 15 Minuten gedauert und wie durch ein Wunder hatten wir keine Verluste erlitten.
    Als um 6.45 Uhr der neue Tag anbrach, reinigten wir Waffen und Kleidung. Die toten Vietnamesen legten wir nebeneinander am Bachbett ab. Sie waren keine regulären Viet Minh-Soldaten, sondern trugen die schwarze Kleidung der Bauern. Zu unserer Überraschung fanden wir heraus, dass der Angreifer mit der Machete eine junge Frau war. Möglicherweise waren wir ihr schon einmal begegnet.
    Albert kam zu mir

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