Canard Saigon (German Edition)
Sie drehte den Kopf, soweit ihre Halskrause das zuließ, konnte die verschwommenen Konturen der etwa einen Meter entfernten Wandverkleidung hinter dem Fahrersitz erkennen. Der Boden des Wagens war mit einer Gummimatte ausgelegt. Links und rechts sah sie die waagrechten Stahlverstrebungen, deren kreisförmige Aussparung ihren Hals fixierte. Mehr konnte sie nicht erkennen.
Sie zuckte zusammen, als sie am rechten Arm eine Berührung verspürte. Ihr Entführer musste unmittelbar hinter ihr stehen. Sie zerrte an ihren Fesseln, warf den Kopf hin und her und schrie aus Leibeskräften. Das Klebeband ließ nicht mehr als ein Wimmern zu. Sie wollte ihm sagen, dass er die Falsche erwischt hatte. Er brauchte bloß nachzusehen, ihr ins Gesicht schauen, dann würde er seinen Irrtum erkennen. Aber ihre Anstrengungen waren vergeblich. Sie spürte ein leichtes Zupfen am rechten Ärmel ihrer Jacke. Als sie einen Handrücken in ihrer Achselhöhle spürte, fuhr ein Beben durch ihren Körper. Blitzartig schoss ihr die Erkenntnis durch den Kopf. Der Kerl hatte ihr den Ärmel der Jacke aufgetrennt und am Oberarm abgeschnitten. In einem weiteren Panikanfall wand sie sich in ihren Fesseln. Ihren Entführer störte das wenig. Er vollzog dieselbe Prozedur an ihrem linken Arm. Ihr fiel auf, dass er völlig lautlos vorging. Keinen Ton hatte er bisher von sich gegeben. Während er die Ärmel entfernt hatte, hatte er sie nur vorsichtig berührt, er vermied jeden Körperkontakt. Mit derselben Vorgehensweise entfernte er die Ärmel ihrer weißen Bluse. Dann spürte sie ein breites Klebeband an ihrem linken Ellbogen. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Schultergelenke, als er mit festem Griff die beiden Ellbogen zusammendrückte. Hastig wickelte er das Klebeband zweimal um ihre Arme. Sie wimmerte. Er setzte das Klebeband unmittelbar hinter den Handschellen an und wickelte es sorgfältig bis zu ihren Oberarmen auf. Eigenartigerweise ließ der Schmerz in den Gelenken etwas nach und wich einer Verspannung. Sie weinte, stöhnte vor Verzweiflung und Todesangst. Sie war ihrem Peiniger hilflos ausgeliefert.
Plötzlich erlosch das Licht. Sie zitterte, hielt wieder den Atem an. Konzentriert lauschte sie, aber außer ihrem pochenden Herzschlag hörte sie nichts. Der Entführer war lautlos wie ein Geist. War er noch hinter ihr oder hatte er den Wagen verlassen? Nach endlosen Minuten der Stille war sie sicher, allein zu sein. Da stand sie nun, in völliger Dunkelheit, verschnürt wie ein Paket, in einem Kastenwagen. Ihre Gedanken kreisten immer um die gleichen Fragen. Was war der Grund für ihre missliche Lage? Warum sie? Am vernünftigsten erschien ihr, dass sie entführt wurde, um Richard zu erpressen. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ihre Arme waren taub. Die Schultergelenke schmerzten. Die Stahlstange presste gegen ihre Hüfte und die durch die Halskrause verursachten Scheuerstellen brannten wie Feuer. Ihre Beinmuskulatur war verspannt, die Fußfesseln erlaubten keine Bewegungsfreiheit. Sie versuchte, durch gezielte Anspannung und Entspannung ihrer Muskulatur etwaigen Krämpfen vorzubeugen.
Als das Licht wieder anging, erschrak sie erneut. Sie brauchte einige Zeit, bis sie begriff, was hinter ihr passierte. Sie spürte ein paar flüchtige Berührungen an ihrem Rücken. Ihr Entführer trennte die Kostümjacke am Rücken auf. Mit zwei schnellen Schnitten entlang ihres Schlüsselbeins, bis hin zum Oberarm, durchtrennte er die Jacke. Die beiden Teile rutschten ihr haltlos vom Körper. Genauso verfuhr er mit ihrer Bluse. Sie wand sich, wimmerte. Er öffnete ihren BH, schnitt die Träger durch. Augenblicke später schnitt er ihren Rock von unten nach oben auf und zog ihn mit einem kräftigen Ruck zwischen ihrer Hüfte und der Stahlstange heraus. Mit zwei Schnitten durchtrennte er ihren Tanga. Sie wurde fast ohnmächtig vor Angst. Jetzt stand sie, nur mit einem weißen Strumpfbandhalter und den ebenfalls weißen Seidenstrümpfen bekleidet, wie auf einem Präsentierteller da. Nackt, die Beine weit gespreizt, den Oberkörper tief nach vorne gebeugt, bot sie ihrem Peiniger den Anblick ihrer Weiblichkeit.
Bisher hatte er sie kaum berührt. Sie schauderte, als sie plötzlich eine Hand an ihrem Bauch spürte. Langsam und zärtlich glitten seine Finger über ihre Haut. Er strich ihr sanft über die Wölbung der rechten Brust. Verharrte einen Moment, drückte leicht und gefühlvoll zu. Dann wanderten seine Finger langsam bis zur Halskrause vor. Sie hielt
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