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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Aufnahmegerät auf den Tisch und schaltete es ein. Erst sprach er Datum, Zeit und die Namen der Anwesenden auf das Band, dann fragte er Dr. Klein um dessen Personaldaten. Marc saß stumm daneben und beobachtete die Szene. Buchenstock war sichtlich irritiert. Er war so auf Marc als Gesprächspartner fixiert gewesen, dass er Mühe hatte, sich auf die Situation einzustellen. Unruhig rutschte er auf seinem Platz herum. Klein sah seinen Anwalt mehrmals hilfesuchend an, während er einsilbig die Fragen beantwortete.
    „Worum geht es hier eigentlich?“, platzte Buchenstock mit barscher Stimme in die Befragung. Marc rührte sich nicht.
    „Eine Mitarbeiterin von Dr. Klein wurde ermordet. Das ist eine routinemäßige Befragung“, antwortete Martin. Marc beobachtete eine gewisse Erleichterung bei Klein. Endlich ergriff sein Anwalt die Initiative und tat das, wofür er ihn engagiert hatte.
    „Wird meinem Mandanten etwas vorgeworfen?“
    „Herr Dr. Buchenstock, Sie kennen Ihre Rechte. Sie dürfen Ihren Mandanten zu Beginn der Befragung beraten. Während der Befragung dürfen Sie anwesend sein, aber nicht in das Gespräch eingreifen. Ich bitte Sie daher, mich nicht mehr zu unterbrechen.“
    „Ja, ja, natürlich, verzeihen Sie, ich wollte nur ...“, stammelte der Anwalt und verstummte mit einer beschwichtigenden Geste. Der Staranwalt hatte einen Fehler begangen. Und jetzt wurde er von so einem Jungspund zurechtgewiesen. Das traf ihn schwer. Marc bemerkte den vorwurfsvollen Blick, den ihm Buchenstock zuwarf.
    Klein sank in sich zusammen. In diesem Moment realisierte er, dass er in den kommenden Minuten auf sich allein gestellt sein würde. Einen Augenblick lang glaubte Marc, einen Anflug von Panik in den Augen des Chirurgen erkannt zu haben. Sekunden später straffte Klein mit einem Ruck seinen Oberkörper und setzte ein bemüht freundliches Lächeln auf. Er beantwortete die monotonen Fragen nach seinen Daten mit verbindlicher Höflichkeit und versuchte, gelassen zu wirken. Das äußere Erscheinungsbild des Doktors erinnerte Marc erneut an einen schlechten Film. Er verkörperte das Klischee eines Arztes in einem Schundroman. Solariengebräunte Haut, perfekt sitzender anthrazitfarbener Anzug, blaues Hemd und eine schwarz-rot gemusterte Krawatte verliehen seinem sportlichen Körper ein weltmännisches Erscheinungsbild.
    „Herr Dr. Klein, wie war Ihr Urlaub?“, fragte Martin freundlich.
    „Wie ..., äh, was ..., äh, was meinen Sie?“ Seine vor dem Bauch verschränkten Hände öffneten sich zu einer hilflosen Geste. Sie unterstrich die Verwirrung des Arztes.
    „Sie waren doch mit Ihrer Frau auf Kurzurlaub. Wie war Ihr Urlaub?“
    „Äh, schön. Erholsam, aber warum fragen Sie?“ Er verschränkte die Hände wieder. Gleichzeitig entspannte sich sein Oberkörper. Er lehnte sich satt gegen die Rückenpolster.
    „Wo waren Sie?“
    „In Salzburg.“ Klein hatte sich wieder gefangen und wurde forscher. „Aber ich bin doch sicher nicht hier, um über meinen Urlaub zu sprechen.“
    „Wann sind Sie nach Salzburg gefahren?“, fragte Martin und ging nicht auf den Einwand ein.
    „Wir sind gestern um sieben Uhr früh weggefahren.“
    „Wen meinen Sie mit wir ?“
    „Meine Frau und ich“, sagte der Chirurg. „Und wenn Sie es genau wissen wollen, mein Sohn blieb bei meinen Schwiegereltern.“ Sein Tonfall klang leicht gereizt. „Aber ich weiß noch immer nicht, was Sie wollen. Soll ich Ihnen auch unsere Mahlzeiten aufzählen?“
    „Wie hat Ihrer Frau der Urlaub gefallen?“, fragte Martin unbeeindruckt.
    „Gut! Sehr gut, wenn Sie es unbedingt wissen wollen.“ Der Arzt wurde ungehalten. Er wandte sich an Marc. „Für den Austausch von Urlaubserinnerungen ist meine Zeit zu kostbar. Herr Oberst, wenn Sie diesen Unsinn nicht sofort beenden, gehe ich auf der Stelle.“
    Marc sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an und schwieg.
    „Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Frau?“, fragte Martin.
    Klein sah ihn erstaunt an. Schlagartig legte sich seine Entrüstung.
    „Wie bitte?“
    „Wie ist das Verhältnis zu Ihrer Frau?“, wiederholte Martin geduldig.
    „Gut, sehr gut, es könnte nicht besser sein“, sagte Klein nach einer kurzen Nachdenkpause leise.
    „Wie war Ihr Verhältnis zu Maricela Rodriguez?“
    Der Arzt räusperte sich und schluckte. Er rutschte mit dem Gesäß auf die Kante des Sofas und winkelte die Beine sprungbereit an. Mit der rechten Hand zerrte er ein wenig an seinem Krawattenknopf, als säße dieser zu

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