Canard Saigon (German Edition)
Gegenständen und Nahrungsresten sind DNA-Spuren zu finden. Kein Verpackungsmaterial, keine leeren Zigarettenschachteln, keine gebrauchten Teebeutel und kein verdorbenes Obst oder Gemüse. Nur Sachen, die mit Haut, Haaren oder Körperflüssigkeiten in Berührung gekommen sind.“
Marc maximierte wieder die Seite der Datenbank. „Wir haben 18 DNA-Spuren gesichert und ausgewertet. Und alle sind unterschiedlichen Personen zuzuordnen. Sogar die Zigaretten wurden von fünf verschiedenen Personen geraucht.“
„Der Kerl legt absichtlich DNA-Spuren“, sagte Sandra. „Das heißt, das Auskippen des Mülls ist kein Ausdruck von Macht gegenüber dem Opfer und keine Demütigung oder Geringschätzung, sondern Kalkül. Sehr aufschlussreich!“
„Der Täter will uns die Arbeit erschweren“, sagte Marc. „Zusätzlich will er eventuelle Fehler, die ihm unterlaufen könnten, verschleiern. Sollte er doch eine Spur hinterlassen, dann ist sie eine von vielen. Sehr clever, der Typ.“
„Und wie sieht es beim Fall Düzel aus?“
„Ich fürchte genauso“, antwortete Marc. „Wir haben zwar noch keine Ergebnisse, aber die Art des Abfalls ist ähnlich.“ Er lud die Tatortbilder auf den Monitor.
„Siehst du, nur Gegenstände, die DNA-Spuren enthalten können.“
„Das lässt Ahmet Düzel als Täter noch unwahrscheinlicher erscheinen“, meinte Sandra.
„Vermutlich, aber ganz aus den Augen dürfen wir ihn nicht verlieren.“
„Schlechte Nachrichten, Marc“, rief die krächzende Stimme von Fritz Stainer. „Istvan Toth sitzt seit zwei Wochen in einem Gefängnis in Debrecen ein. Den können wir als Täter vergessen.“
„Danke, Fritz, super Arbeit“, rief Marc und wandte sich wieder Sandra zu. „Das habe ich befürchtet. Es wäre zu schön gewesen, aber es war ein Zufallstreffer. Wie weit bist du mit dem Täterprofil?“
„Diese Informationen waren hilfreich. Ich denke, bis morgen sollte ich die Eckpfeiler des Profils erstellt haben.“
Sandra ging zu ihrem Schreibtisch zurück, und Marc begab sich in den Konferenzraum, um die neuen Erkenntnisse auf der Pinnwand zu notieren.
Wien, Samstag, 17. April 2010, 13.00 Uhr
Marc Vanhagen saß im Konferenzraum und blickte in die Runde. Sein Ermittlungsteam war vollständig, und außer Fritz Stainer wirkten alle lebhaft und fit. Sie tratschten und blödelten miteinander und waren bester Stimmung. Marc bewunderte die Damen in der Runde. Sie schienen nie zu ermüden, sahen immer gepflegt aus und erledigten alle Aufgaben voller Elan. Marc beneidete seine Kollegen, denn er war müde und ausgelaugt. Obwohl es nicht stimmte, fühlte er sich verschwitzt und hatte das Verlangen nach einer Dusche. Er kannte das Gefühl. Er hatte wenig geschlafen und weder gefrühstückt noch zu Mittag gegessen. Außer Kaffee hatte er nichts getrunken. Diese Defizite forderten ihren Tribut. Er quälte sich aus dem Sessel und verließ wortlos den Raum. Wird die Sitzung eben zehn Minuten später beginnen, dachte er. Aus der Kantine holte er sich eine Dose Energy-Drink, die er sofort austrank. Er kaufte eine Banane, die er auf dem Rückweg verspeiste, und eine Flasche Mineralwasser. Als Marc in den Konferenzraum zurückkehrte, fühlte er, dass seine Lebensgeister erwachten. Er setzte sich auf seinen Platz und eröffnete die Sitzung. Die Kollegen bat er, sich kurz zu fassen.
„Ich glaube, ich habe etwas Heißes“, sagte Nicole Sandmann.
„Das sehe ich“, sagte Martin Schilling, während er ihr auf die Titten starrte und ungeniert grinste. „Aber wir klären hier zwei Mordfälle auf. Deine beiden Argumente müssen bis nach Dienstschluss warten.“
„Meine Argumente würden dich erschlagen, Schatz“, erwiderte Nicole mit aufreizendem Lächeln. „Und wir brauchen dein brillantes Glatzköpfchen, um den Mörder zu finden. Ich habe mit dem Putzteam, in dem Emine Düzel arbeitete, gesprochen. Die erzählten mir eine interessante Geschichte. Emine hatte, drei bis vier Wochen vor ihrer Ermordung, ein Erlebnis der besonderen Art. Dem Reinigungspersonal ist es strengstens verboten, in der Nacht die Bereitschaftsräume der Ärzte zu betreten. Die minderbemittelte Emine glaubte, eine Flasche Reinigungsmittel in einem dieser Zimmer vergessen zu haben. Da Denken nicht zu ihren Stärken gehörte, marschierte sie schnurstracks in den Bereitschaftsraum. Und erwischte Maricela Rodriguez und Dr. Richard Klein bei einer wilden Nummer. Emine erzählte ihren Kolleginnen, dass die beiden es wie Hunde getrieben
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