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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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eng.
    Marc erkannte, wie unwohl sich Klein fühlte. Dabei hatte er sich vorher wohl alle möglichen Antworten zurechtgelegt. Aber mit diesem Gesprächsverlauf hatte er nicht gerechnet. „Maricela war eine tüchtige Krankenschwester“, antwortete er schließlich.
    „Nennen Sie alle Schwestern beim Vornamen? Wie handhaben Sie das im Spital?“
    „Äh, nein, natürlich nicht. Aber Frau Rodriguez war besonders beliebt.“
    „Herr Dr. Klein, wie war Ihr Verhältnis zu Maricela Rodriguez?“, wiederholte Martin die Frage.
    „Ich hatte eine Beziehung mit Maricela“, antwortete der Chirurg kleinlaut.
    „Eine Beziehung welcher Art?“
    „Eine Affäre. Aber ich denke, das wissen Sie schon.“
    „Wie lange dauerte diese Affäre?“
    „Etwa zwei Jahre, bis kurz vor Weihnachten.“
    „Und wie endete die Affäre?“
    „Ich habe Schluss gemacht.“
    „Wie haben Sie Schluss gemacht?“
    „Ich habe ihr gesagt, dass ich mich keinesfalls scheiden lasse. Und dass ich in Wahrheit nur meine Frau liebe.“
    „Warum haben Sie die Affäre mit Frau Rodriguez begonnen?“
    „Sie war eine wunderschöne Frau. Bei einer kleinen Stationsfeier, bei der viel Alkohol im Spiel war, hat sie mich angemacht. Da bin ich schwach geworden. Sie wissen schon, ich bin auch nur ein Mann.“ Klein lächelte und sah mit einem Augenzwinkern triumphierend in Runde. Er nahm wohl an, dass jeder der Anwesenden so gehandelt hätte.
    „Was hat sich Maricela Rodriguez von der Affäre versprochen?“, bohrte Martin weiter.
    „Sie dachte wohl, wenn sie mich verführt, werde ich mich scheiden lassen, sie heiraten, und dann hätte sie ausgesorgt.“
    „Wie standen Sie dazu?“
    Klein beugte sich weiter vor und sah wieder in Runde. „Meine Herren, unter uns gesagt war das eine kleine Fickgeschichte, nicht mehr“, sagte er leise. Sein Blick heischte um Verständnis. „Sie hat ja auch nicht draufgezahlt. Aber irgendwann wurde mir langweilig. Sie wissen schon, der Reiz des Neuen verfliegt und man stumpft ab.“
    Marc hörte ihm zu, ohne eine Miene zu verziehen. Was für ein Arschloch, dachte er. Die Arroganz, mit der dieser Superdoktor den Macho herauskehrte, war zum Kotzen.
    „Wie hat Maricela die Trennung aufgenommen?“, fragte Martin sachlich.
    „Weiß ich nicht. Und es ist mir egal“, sagte Klein. Er war in Fahrt gekommen und gefiel sich in der Rolle des Machos. „Ich habe ihr die Wohnung eingerichtet, die Miete bezahlt und ihre Garderobe finanziert. Die Kleine hat von mir ohnehin mehr bekommen als ich von ihr.“
    „Wovon haben Sie weniger bekommen?“
    „Na ja, ich meine sexuell. Der Sex war zwar nicht schlecht, aber halt sehr konservativ. Für neue Sachen war sie nicht gerade aufgeschlossen.“
    „Welche neuen Sachen?“
    „Na ja ...“, sagte Klein und bemerkte erst jetzt, dass er sich auf dünnes Eis begeben hatte. Er überlegte kurz und veränderte in zwei Sekunden viermal seine Sitzposition. Jetzt würde der Herr Doktor gern aufspringen und gehen, dachte Marc. Diesen Moment der Verunsicherung nutzte er. Er stand wortlos auf und ging zum Fenster, das sich hinter dem Rücken des Doktors befand. Marc blieb stehen und blickte regungslos auf den Innenhof. Klein sah ihm irritiert nach.
    „Welche neuen Sachen, Herr Doktor?“, fragte Martin erneut.
    „Na ja, was Neues halt. Oralsex oder so“, sagte Klein und rutschte wieder auf der Sitzgarnitur herum.
    „Sie hat Ihnen niemals einen geblasen?“, fragte Martin erstaunt.
    „Ja ..., ich meine, nein ..., ich meine nicht richtig“, sagte der Arzt. „Was soll diese Fragerei überhaupt? Ich bin doch nicht hier, um Ihnen meine Sexualpraktiken zu erläutern. Was wollen Sie von mir?“ Er fühlte sich in die Ecke gedrängt und ging zum Gegenangriff über.
    „Herr Dr. Buchenstock, muss ich diese Fragen beantworten?“, schnauzte er seinen Anwalt an. „Sagen Sie doch auch etwas. Wofür bezahle ich Sie denn?“ Der Strafverteidiger schaute ihn mit großen Augen an und atmete tief ein. Bevor er etwas erwidern konnte, meldete sich Marc zu Wort.
    „Fahren Sie mit der Befragung fort, Herr Gruppeninspektor“, sagte er und blickte weiter aus dem Fenster. Klein fuhr herum und blickte fassungslos auf Marcs Rücken, als er dessen emotionslose Anweisung vernahm. Sekundenlang starrte er böse auf die Gestalt am Fenster. Dann drehte er sich langsam um und sank resignierend in das Sofa.
    „Jawohl, Herr Oberst!“, sagte Martin. „Herr Dr. Klein, was sagt Ihnen der Name Emine Düzel?“
    „Nichts“,

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