Canard Saigon (German Edition)
wusste, dass er kein geduldiger Staufahrer war. Endlich im BKA angekommen, hatte er sofort den obligatorischen Kaffee geschlürft, um seinen Ärger zu besänftigen. Aber das Koffein hatte nur bedingt geholfen. Grantig betrat Marc den War Room. Er bemühte sich zwar, die anwesenden Kollegen freundlich zu begrüßen, klang aber trotzdem wie ein knurrender Kampfhund. Marc setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Christine Pinter legte mit einem freundlichen Lächeln, aber wortlos, die neue Zeugenliste und die Zeitungsmeldungen auf seinen Schreibtisch. Sie wusste, dass es besser war, ihn jetzt nicht anzusprechen. Und Marc schätzte das. Er blätterte die Artikel durch, fand allerdings nichts Aufregendes.
„Marc“, rief Emma Szinovek. „Der Chef will mit dir sprechen. Du sollst in sein Büro kommen.“
„Was will er denn?“, fragte Marc, immer noch grantelnd.
„Das weiß ich nicht“, sagte Emma mit spitzem Unterton.
Die Frage hätte ich mir sparen können, dachte Marc. „Entschuldige, Emma“, murmelte er und erhob sich. Er verließ den War Room und ging die Treppe hinauf. Marc betrat das Vorzimmer von Josef Huttinger.
„Der Chef will mich sprechen?“, brummte er die Sekretärin an.
„Ja, Herr Oberst, er erwartet Sie. Gehen Sie gleich hinein.“
Marc betrat das Büro seines Chefs. Josef Huttinger saß an seinem Schreibtisch und telefonierte. Er sah Marc kurz in die Augen und deutete mit der Hand, er solle Platz nehmen. Marc setzte sich auf den Besucherstuhl und wartete. Kurz darauf beendete Josef das Telefongespräch und begrüßte ihn. Nach ein paar Höflichkeitsfloskeln kam Marc direkt zur Sache.
„Josef, was willst du für mich tun?“
„Wie bitte?“, fragte Josef verdutzt.
„Na ja, meistens rufen mich Vorgesetzte in ihr Büro, wenn sie etwas von mir wollen. Aber du bist mein Freund. Du willst sicher etwas für mich tun, oder?“
„Aha“, antwortete Josef, merklich aus dem Konzept gekommen. „Wie kommt ihr voran?“
„Josef, das weißt du. Ich habe Emma beauftragt, dich über jeden unserer Schritte zu informieren. Und auf Emma kann ich mich verlassen. Also, was willst du wirklich?“
Josef Huttinger räusperte sich, fingerte an seinem Krawattenknopf und rutschte auf dem Sessel herum.
„Äh, äh, na ja, es geht da um eine bestimmte Sache“, sagte er. Er fühlte sich sichtlich unbehaglich.
„Na los, raus damit. Umso schneller haben wir es hinter uns“, ermutigte Marc seinen Vorgesetzten. Er bekam ein flaues Gefühl im Magen. Was kommt da auf mich zu, dachte er.
„Es geht um die Auswahl deines Ermittlungsteams“, rückte Josef kleinlaut, mit wiegendem Kopf, mit der Sprache heraus.
„Ja, was ist damit?“ Sein flaues Gefühl verstärkte sich. Er spürte förmlich den Adrenalinausstoß in seinem Körper. Seine Emotionen schalteten auf Alarmbereitschaft. Marc kannte diesen Zustand. Er erwartete eine schlechte Nachricht. Und er würde sie, wie üblich, scheinbar gelassen entgegennehmen. In Wirklichkeit war es eine Schutzreaktion, die ihm einige Sekunden Zeit verschaffte, um die Nachricht zu verarbeiten.
„Marc“, sagte Josef und beugte seinen Oberkörper vor. Er stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und beschrieb mit den offenen Handflächen eine hilflose Geste. Seine sonst so polternde Stimme wurde leise, eine Mischung aus Beschwichtigung und Bedauern. Jeder Faser seines Körpers war anzusehen, wie unwohl er sich fühlte.
„Es geht um deine EDV-Jungs. Dr. Seewald höchstpersönlich hat mich angerufen und sein Befremden über deine Wahl ausgedrückt. Im Innenministerium säßen so viele höchst qualifizierte Spezialisten, die deine Einladung erwartet hätten. Und du wählst die beiden Clowns aus, diese Maikäfer aus irgendeinem Hinterzimmer. Marc, das war Originalton. Er zweifelt, ob du dieser Sache gewachsen bist, wenn du solche Leute um dich scharst. Ich bekam ebenfalls mein Fett weg. Ob ich sicher wäre, dass du die Mordfälle lösen könntest. Und ob ich den richtigen Mann dafür gewählt hätte.“
Marc blieb vorerst ruhig. Er war wie betäubt. Die Worte seines väterlichen Freundes mussten erst in sein Gehirn eindringen. Er versuchte, ihre Bedeutung zu begreifen. Er brauchte einige Sekunden. Dann kam sein Blut in Wallung. „Was ist los?“, fragte er fassungslos, mit leiser, schneidender Stimme.
„Reg dich nicht auf“, sagte Josef, der Marc lange genug kannte. „Schauen wir, dass wir das Beste aus der Situation machen.“
„Ich soll
Weitere Kostenlose Bücher