Canard Saigon (German Edition)
Dr. Klein auch nicht besonders fein. Aber ich denke, die Arschgeige hat nichts anderes verdient.“
Marc war erstaunt über die offene, ja derbe Art, mit der Max Meisner über seinen Schwiegersohn sprach.
„Aber Sie fischen gemeinsam?“
Meisner lachte schadenfroh. „Der muss mit mir fischen gehen. Ob er will oder nicht. Am Fischteich ist er mein Sklave. Da muss der Herr Doktor Getränke holen, mit dem Boot rausfahren und Fischfutter in den Teich kippen und manchmal auch grillen.“
„War er mit Ihnen am Dienstag am Teich?“
„Moment, Dienstag sagen Sie“, sagte Max Meisner und runzelte nachdenklich die Stirn. „Ah ja, Dienstag. Da war ich den ganzen Tag mit dem Alois am Teich. Ich sage Ihnen, Herr Oberst, der Walch Alois kann saufen wie ein Kamel. Er hat eh so einen ausgetrockneten Körper, aber was da an Alkohol hineinpasst, ist nicht zu glauben. Eigentlich haben wir nicht gefischt, sondern nur Würmer gebadet. Und gesoffen. Zu jedem Bier einen Schnaps. Mein Schwiegersohn ist um 17 Uhr aufgetaucht.“
„Hat er mitgetrunken?“
„Wo denken Sie hin. Richard musste am nächsten Tag operieren, da trinkt er keinen Schluck.“
„Wie lange sind Sie am Teich geblieben?“
„Wir haben in der Hütte übernachtet.“
„Wann sind Sie zu Bett gegangen?“
„So genau weiß ich das nicht. Ich war ziemlich voll. Ich weiß noch, dass ich im Fernsehen die Nachrichten sehen wollte. Mittendrin bin ich eingeschlafen. Das war zwischen halb acht und acht. Um vier Uhr früh bin ich aufgewacht und habe mich ins Bett gelegt.“
„War Dr. Klein auch die ganze Nacht dort?“
„Ich denke schon. Alois und ich sind um halb acht aufgestanden, haben gefrühstückt und sind dann in unsere Firmen gefahren. Richard war schon weg, aber am Tisch stand eine leere Kaffeetasse. Also nehme ich an, dass er gefrühstückt hat, bevor er in den Dienst gefahren ist.“
„Könnte er zwischendurch weggefahren sein?“
Max Meisner presste die Lippen zusammen und zuckte mit den Achseln.
„Theoretisch ja“, sagte er mit unschlüssigem Gesichtsausdruck. „Aber ich glaube nicht. Ich denke, er war die ganze Zeit in der Hütte. Vielleicht weiß der Alois besser Bescheid. Haben Sie ihn schon gefragt?“
„Der Herr Walch ist erst morgen wieder erreichbar. Wir haben schon einen Termin vereinbart.“
„Was wird meinem Schwiegersohn überhaupt vorgeworfen, Herr Oberst?“
„Na ja, seine Geliebte wurde ermordet. Er hat angegeben, während der Tatzeit am Teich gewesen zu sein. Da wir noch keine heiße Spur verfolgen, müssen wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Und wenn sich das Alibi des Herrn Dr. Klein bestätigt, können wir ihn mit Sicherheit als Tatverdächtigen ausschließen.“
„Herr Oberst, ich war offen zu Ihnen. Bitte versprechen Sie mir, die Angelegenheit diskret zu behandeln. Wenn das in den Medien breitgetreten wird, machen mir meine Mädels die Hölle heiß.“
„Herr Meisner, ich kann Ihnen garantieren, dass von unserer Seite nichts an die Medien weitergegeben wird, solange nicht dringender Tatverdacht besteht. Allerdings war Ihr Schwiegersohn nicht gerade vorsichtig. Im Spital wird seit geraumer Zeit über sein Verhältnis zum Opfer gemunkelt. Wenn da ein pfiffiger Journalist dahinterkommt, sind wir machtlos.“
Meisner nickte nachdenklich.
„Da sehen Sie, in welche Lage uns dieser Sautrottel bringt. Mir schwant Übles. Und ich darf es ausbaden.“
Marc rief den Zahlkellner und verlangte die Rechnung. Max Meisner wollte die gesamte Zeche bezahlen, sah aber nach kurzer Diskussion ein, dass Marc dieses Angebot nicht annehmen konnte. Sie verabschiedeten sich, und Marc machte sich auf den Heimweg. Er würde um 17 Uhr zu Hause sein. Und das freute ihn, denn er würde noch ein paar erholsame Stunden mit seiner Familie verbringen können.
Wien, Montag, 19. April 2010, 9.00 Uhr
Bei normalem Verkehrsaufkommen brauchte er 55 Minuten bis zum BKA. Montags war allerdings mit starkem Frühverkehr zu rechnen, daher war Marc Vanhagen bereits um 6.30 Uhr losgefahren. Und als hätte er es geahnt, war er in einen durch einen Verkehrsunfall verursachten Stau geraten. Eine geschlagene Stunde war er im Schritttempo bis zur Unfallstelle an der Einmündung zur Südosttangente dahingekrochen. Total genervt hatte er eine Zigarette nach der anderen geraucht, bis ihm davor ekelte. Er hatte geflucht wie ein ungarischer Fuhrkutscher. Einem Autofahrer, der sich vor ihm reindrängte, hatte er sogar den Mittelfinger gezeigt. Marc
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