Canard Saigon (German Edition)
Firmenimperium in der Maschinenbaubranche und ein Global Player. Für seine 170 Zentimeter Größe war er viel zu schwer. Aber er war nicht fett, sondern bullig. Seinem Gesicht sah man an, dass er kein Kostverächter war. Dunkle Ringe unter den Augen, geschwollene Tränensäcke, hängende Backen und kurze borstige Haare erinnerten Marc an eine Bulldogge und ließen auf einen bewegten Lebenswandel schließen. Aber der Mann hatte Charisma. Der Reichtum war ihm nicht zu Kopf gestiegen. Max Meisner wusste, woher er kam, und war stolz darauf. Die Art, wie er sich bewegte, sein fester Blick und seine klare, tiefe Stimme vermittelten Selbstbewusstsein ohne Überheblichkeit. Marc fand ihn sympathisch. Aber er würde keine Sekunde unter ihm arbeiten wollen. Da würden zwei Egos in Form einer Naturkatastrophe zusammenprallen.
Die beiden Männer prosteten sich zu und tranken einen Schluck Bier. Die Zeit bis zum Essen verkürzten sie mit einem Gespräch über die Wirtschaftskrise und die Rolle der Banken, auf die Max Meisner nicht gut zu sprechen war. Als der Ober die Stelzen servierte, aßen sie beinahe wortlos. Marc dachte, dass er wieder einmal einen Familienausflug mit Praterbesuch unternehmen müsste.
Nach dem Essen schob Max Meisner zufrieden den Teller beiseite und kam direkt zur Sache.
„Herr Oberst, Ihre Kollegin sagte mir am Telefon, Sie bräuchten eine Auskunft bezüglich meines Schwiegersohnes?“, fragte er. „Worum geht es?“
„Eine Krankenschwester aus dem Maria-Theresia-Spital wurde ermordet. Deshalb führen wir Routinebefragungen durch.“
„Ich habe in den Nachrichten davon gehört. Handelt es sich um die Kleine, mit der mein Schwiegersohn ein Panscherl hat?“
Marc war überrascht, wie direkt Meisner die Affäre ansprach. „Sie wissen davon?“
„Das scheint Sie zu überraschen, Herr Oberst“, antwortete Meisner und lächelte. „Das weiß ich schon seit zwei Jahren. Kennen Sie Richard?“
„Ich habe ihn gestern kennengelernt. Er kam mit Dr. Buchenstock zur Befragung ins BKA.“
„Das sieht ihm ähnlich“, sagte Meisner mit einer verächtlichen Grimasse. „Der hat nicht die Eier, so etwas allein zu erledigen. Na, dann haben Sie sich ohnehin ein Bild machen können. Mein Schwiegersohn ist ein schleimiges, arrogantes Arschloch. Ich konnte ihn noch nie leiden und war von Anfang an gegen die Beziehung mit meiner Tochter. Aber mit einem Starrsinn, den sie von ihrer Mutter geerbt hat, hat sie auf diese Ehe bestanden. Meine Tochter ist ein liebenswertes Geschöpf, aber sie ist keine Schönheit. Nicht hässlich, aber halt keine Schönheit. Als ich ihren Herzallerliebsten kennenlernte, wusste ich, dass der nur auf unser Geld scharf war. Und ich hatte recht. Er verdient zwar recht gut als Arzt, hängt aber kräftig an meiner Titte. Haus, Autos und Personal – alles darf ich brennen. Ich weiß nicht, was der mit seinem Geld macht. Aber was soll ich machen? Um des lieben Friedens willen, um meine Damen nicht zu vergrämen, zahle ich halt. Zähneknirschend, aber ich zahle. Als ich von seinem Verhältnis erfuhr, habe ich geschwiegen. Ich wollte meiner Tochter und meinem Enkel den Kummer ersparen. Und ich war auch nicht immer der Bravste. Ich dachte, das geht nach ein paar Wochen von allein zu Ende. Aber nein, dieses Arschloch hat sich immer weniger um seine Familie gekümmert. Meine Tochter klagte über den zeitraubenden Job ihres Mannes und dass er kaum zu Hause sei. Aber ich wusste genau, wo er sich wirklich herumtrieb. Vor einem Jahr ergab sich dann eine hervorragende Gelegenheit, die Angelegenheit zu bereinigen. Der feine Herr Doktor kam zu mir und sagte, dass er leitender Oberarzt werden wolle. Ich weiß, dass er ein hervorragender Chirurg ist. Menschlich ist er halt ein Totalschaden. Da ich beste Beziehungen zu den Entscheidungsgremien der Stadt Wien und zum Krankenanstaltsverbund habe, kann ich seinem Wunsch nachkommen. Allerdings habe ich ihn an den Eiern gepackt. Ich sagte ihm, dass er sein Verhältnis mit der Kleinen sofort beenden muss. Und sollte es meine Tochter spitzkriegen und mich wegen ihres Jammers ansudern, würde ich ihm so den Arsch aufreißen, dass der Balkanexpress darin parken kann. Dann kann er sich eine Stelle im Kongo suchen und im Urwald Affen entbeinen. Das Gespräch hat den Herrn Schwiegersohn ziemlich erschüttert. Seither ist er streichelweich und krault mir die Eier. Ich hasse zwar diese Arschkriecherei, aber bei ihm genieße ich, wie er leidet. Und ich behandle Herrn
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