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Candy

Candy

Titel: Candy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Wunschdenken, sondern beinharter Fakt, so unumstößlich wie die Tatsache, dass auf jeden Tag eine Nacht folgt. Egal was Dad sagte, egal wie er entschied, egal welche Versprechungen ich gemacht hatte – ich würde dort sein.
    |132| Egal wie.
    Ich würde da sein, Candy würde da sein, Gina und Mike würden da sein   …
    Es würde so kommen.
    Also konnte ich mir ruhig Sorgen machen.
    Und das tat ich auch.
    Und dann, nach einer Weile, hörte ich auf, mir Sorgen zu machen, und fing stattdessen an nachzudenken. Nachzudenken über Candy, Gina und Mike, den Auftritt und mich   …
    Und schließlich, als ich ins Bett ging, verwandelte sich das Nachdenken in etwas anderes und ich war allein in der Dunkelheit mit Candy.

|133| 8.   Kapitel
    T he Black Room
, Freitagabend. Es war gerade acht Uhr vorbei und alles entwickelte sich immer mehr zum Schlechten. Der Soundcheck war ein Desaster gewesen, der Backstageraum allen Ernstes eine Toilette und Jason total aus der Spur. Er hatte Speed eingeworfen, um seine Nerven zu beruhigen – wahnsinnig bescheuert. Jetzt raste er ständig auf und ab, völlig aufgedreht und komplett zugedröhnt; er schniefte und zuckte wie ein Irrer.
    »Wo sind meine Fluppen? Wer hat die? Wer hat meine verdammten
Zigaretten
? Was ist das?
Himmel!
Wer hat das da reingetan? Wie spät ist es? Wo ist die Songliste?
Jesses!
Das ist doch lächerlich   …«
    Wir waren sehr spät angekommen, was nicht gerade ein guter Einstieg war. Es hatte eine Verwechslung mit dem gemieteten Van gegeben, deshalb waren wir erst gegen sechs in Heystone losgefahren und dann hatte Jason auf dem Weg nach London rein auch noch die falsche Kreuzung erwischt und wir waren eine Ewigkeit weiß der Teufel wo rumgegurkt auf der Suche nach Hammersmith. Und als wir schließlich doch noch ankamen, hatte es jede Menge Probleme mit dem Equipment gegeben, wobei das Schlimmste war, dass sich
Bluntslide
weigerte, uns ihre PA zu leihen. |134| Eigentlich war das alles vorher vereinbart worden – solange ihr Soundtechniker auch für uns die Technik machte, durften wir ihr P A-System nutzen. Was in Ordnung war, da wir sowieso keinen eigenen Soundtechniker hatten. Aber als wir unsere Sachen für den Soundcheck aufbauten, um die Mikros, die Soundlevel und alles andere zu testen, wurde der Typ, der
Bluntslide
managte, plötzlich patzig.
    »Dieses Equipment ist brandneu und fünf Riesen wert. Da lass ich doch nicht ein paar Kinder dran rumpfuschen.«
    Er war wirklich ein grässlicher Typ – ein aufgeregter kleiner Kerl mit spitzen Schuhen und einem dazu passenden Gesicht. Er schien zu glauben, dass es zu seinem Job gehörte, sich herumzustreiten. Egal ob es einen Grund zum Streiten gab oder nicht. Entweder das oder er hatte einfach Spaß dran, ein Arschloch zu sein. Wie auch immer, nach langen Debatten – und einer Menge kopfloser Brüllerei von Jason – änderte er schließlich seine Meinung und stimmte widerwillig zu, dass wir die wertvolle PA benutzen durften. Aber inzwischen ging es schon hart auf acht Uhr zu, also blieb uns nicht mehr viel Zeit für den Soundcheck, zudem war der Techniker von
Bluntslide
nicht sonderlich interessiert, uns zu helfen, und Jason rastete immer noch andauernd aus.
    Der Sound, der dabei am Ende rauskam, war schauderhaft, was gut für
Bluntslide
war – denn das würde ihren Sound umso besser klingen lassen. Für uns war es echt scheiße.
    »Nicht mal diese gottverdammten Monitorboxen funktionieren so, wie sie sollen«, fauchte Chris, als wir wieder im Backstageraum waren. »Ich kann kaum hören, was ich spiele.«
    »Ich kann zwar hören, was
ich
spiele«, sagte Ronny, »aber ich hör niemanden sonst.«
    |135| »Gott«, spie Jason und warf eine Bierdose gegen die Wand. »Das ist doch
scheiße

    Ich saß bloß da, nippte an meiner Dose Bier und schaute mich im Backstageraum um. Es war wirklich eine Toilette. Die Waschbecken, Kabinen und Pissoirs waren rausgerissen und ein paar Bänke samt Tisch reingestellt worden, aber es sah trotzdem noch nach Toilette aus und roch auch so. Die Wände waren mit Graffiti voll geschmiert, unverkleidete Rohre liefen an der Decke entlang und es gab nur ganz hinten ein winziges Fenster, ein kleines Quadrat aus Milchglas mit einem verschimmelten Rahmen.
    Während Jason und die andern weiter tranken, rauchten und stöhnten, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Wand und ließ meine Gedanken zum Vorabend zurückschweifen, als Dad mich in sein Arbeitszimmer gerufen hatte, um mir seine

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